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Der Brander

Der Brander

Titel: Der Brander
Autoren: Alexander Kent
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Politiker?
    Sie brauchten einen Mann, der ebenso taktvoll wie tapfer handeln konnte, hatte Sheaffe gesagt.
    Das entlockte Bolitho nur ein grimmiges Lächeln. Solche und ähnliche Begründungen hatte er schon oft gehört. Wenn die Sache gut ausging, heimsten andere die Ehre ein. Aber machte er auch nur
einen
falschen Zug, fiel die volle Verantwortung auf ihn zurück.
    Am besten gab er das Grübeln über seine Order ganz auf. Er hatte sie schwarz auf weiß, und darüber hinaus konnte er nicht planen. Bis sein Schiff den Anker fallen ließ, mochte sich die Lage grundlegend geändert haben.
    Aber Browne als Flaggleutnant würde er vermissen. Seit Browne ihm als Adjutant beigegeben worden war, hatte er diesen intelligenten und im Umgang mit Admiralität und Regierung geschulten Mann schätzen gelernt. Doch vor einigen Monaten war sein Vater gestorben, und Browne war jetzt Herr über einen Landbesitz, dessen Ausmaß Bolithos Vorstellungsvermögen fast überstieg.
    Zum Abschied war Browne allerdings noch einmal nach Cornwall gekommen. Für beide war es eine schmerzliche Trennung gewesen, und Bolitho hatte sich damals entschlossen, seinen Neffen Adam Pascoe als neuen Adjutanten anzufordern. Auch wenn es Bolitho widerstrebte, seine Befugnisse für eine private Gunst zu benutzen, glaubte er, ihm diesen Dienst schuldig zu sein; zu viele junge Offiziere saßen ohne Aufgabe und Sold an Land. Schließlich liebte er seinen Neffen wie einen Sohn, und sie hatten manchen Kampf gemeinsam bestanden. Die neue Erfahrung konnte ihm nützlich sein.
    Browne jedoch hatte nur ein skeptisches Stirnrunzeln für Bolithos Adjutantenwahl. Vielleicht wollte er ihn damit warnen, einen nahen Verwandten auf einen Posten zu setzen, dessen Inhaber im Notfall unparteiisch beiseitestehen mußte. Aber es schien Bolitho wichtiger, daß Adam mit seinen 21 Jahren jetzt, da er diese Chance für seine Karriere am dringendsten brauchte, nicht ohne neue Kommandierung auf ein Schiff blieb.
    Bolitho lehnte den Kopf ans warme Leder der Sitzbank.
    Also Valentine Keen, Adam und Allday. Zusammen mochten die drei noch über sich hinauswachsen. Aber andere vertraute Gesichter erwarteten ihn wohl nicht an Bord.
    Achates
war ursprünglich in der Themsemündung in Dienst gestellt worden, während Bolitho eher die Schiffe aus Westengland oder von Spithead kannte. Mit gemischten Gefühlen machte er sich klar, daß
Achates
fast ein Schwesterschiff von Nelsons berühmter
Agamemnon
war, in derselben Werft auf Kiel gelegt und gebaut wie sie, der Werft von Henry Adam in Bucklers Hard am Beaulieu.
    Die schwindende Schar der 64er hatte jedenfalls einen großen Vorzug: Sie waren größer als alle schnelleren Schiffe und schneller als alle größeren. Kein Wunder, daß die Kommandanten mächtiger Dreidecker sie mit widerwilliger Bewunderung beäugten.
    Nelson hatte jedenfalls einmal behauptet, daß seine kleine
Agamemnon
ein hervorragender Segler sei und selbst am Wind und unter Sturmbesegelung mit jeder Fregatte mithalten könne.
    Bolitho fragte sich, ob Keen von
Achates
wohl ebenso angetan war.
    Sein letztes Schiff war ein mächtiger 74er gewesen, und vielleicht bedauerte er schon seinen Entschluß, Bolithos Flaggkapitän zu werden.
    Die Pferde fielen in Schritt, weil vor ihnen eine Schafherde die schmale Landstraße überquerte. Eine junge Frau, ihr Kind auf der Hüfte und den Mittagsimbiß für ihren Mann in einem Bündel in der anderen Hand, starrte die vorbeifahrende Kutsche an. Sie nickte Bolitho durchs Fenster zu und lächelte mit blitzenden Zähnen.
    Bolithos Gedanken kehrten zu Belinda zurück und dem Kind, das sie erwartete. Würde es ein Sohn werden, der – getreu der Familientradition – einst an Deck eines Schiffes der neuen Generation stehen sollte? Oder eine Tochter, die heranwachsen und das Herz eines Mannes gewinnen würde – Garanten einer Zukunft, die er vielleicht nie erleben durfte? Belinda hatte er von seiner Mission nur wenig erzählt. Der Anlaß hätte sie vielleicht verbittert, wenn sie erst Zeit fand, darüber nachzudenken.
    Dabei fiel ihm wieder der Gouverneur von San Felipe ein, der sein kleines Reich bald dem alten Feind übergeben mußte. Allday, der ihm gegenüber nun fest schlief, hatte über Sir Humphrey Rivers, Ritter des Bath-Ordens, einiges beisteuern können. Denn Allday sammelte und hortete Informationen über das Gehen und Kommen bei der Flotte wie eine Elster glitzernde Glasperlen.
    Während der Amerikanischen Revolution hatte Rivers eine
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