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Der böse Geist vom Waisenhaus

Der böse Geist vom Waisenhaus

Titel: Der böse Geist vom Waisenhaus
Autoren: Stefan Wolf
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das Finanzamt ihn
fragen, woher die Kohle stammt. Geht also nicht. Mehr als einen Tausender
kriegt er nicht klein bis Montagfrüh, indem er essen geht in einen
Gourmet-Tempel und sich labt an Champagner.“
    „Wäre ich gern dabei“, meinte
Klößchen.
    Er und Karl wußten von Tim, was
der erlebt hatte gestern abend auf dem Heimweg.
    Jetzt erfuhr auch Gaby von
Schlapplid, dem Typ mit der Kleinkaliber-Pistole, und seinen drei diebischen
Neffen.
    „Sind echte Youngsters“, sagte
Tim, „schmächtige Gestalten mit blassen Gesichtern.“
    „Man könnte das Heulen
kriegen.“ Gaby fröstelte. „Wie alt schätzt du die Kids?“
    Tim hob die Achseln. „Sahen aus
wie neun. Aber in dem Milieu, wahrscheinlich unter Zwängen und Angst,
vielleicht auch unter Drohungen und Gewalt — da stockt die körperliche
Entwicklung, wie man weiß. Elendskinder sind immer kleiner und schwächer als
andere. Vielleicht waren die drei schon etwas älter — zehn oder elf.“
    „Soll ich Brettschneyder noch
mal anrufen?“ fragte Gaby. „Ob die Fahndung was ergeben hat?“
    Fünf Minuten später wußten die
vier: der graue YoYokokoshi mit den gestohlenen Nummernschildern — gestohlen
von einem englischen Sportwagen im Parkhaus Wellblechhühner-Straße — war von
keinem Funkstreifen-Fahrzeug gesichtet worden.
    „Und weil das Telefonieren so
Spaß macht“, sagte Gaby, „rufe ich jetzt noch im Schweitzer-Krankenhaus an.“
    Sie verlangte Dr. Schneider,
den Arzt von gestern abend. Der war da — und erinnerte sich an die TKKGler,
weshalb er auch Auskunft gab, was sonst nur den Verwandten eines Patienten
vorbehalten ist.
    „Danke, Herr Doktor.“
    Gaby legte auf.
    „Christian hat alles gut
überständen. Die Operation ist geglückt. Natürlich kann er noch nicht vernommen
werden. Da sind die Ärzte vor.“
    Die Jungs freuten sich, aber
Gabys Miene drückte was anderes aus: Nachdenklichkeit.
    „Woran denkst du?“ fragte Tim.
    „Mir ist heute nacht, bevor ich
einschlief, noch was eingefallen.“
    „Nämlich?“
    „Christian hat, wie wir wissen,
seinen Ukutor zerstochen, seinen Ersatz-Teddy.“
    „Und?“
    „Ist euch mal aufgefallen, wem
der Ukutor ähnelt — figürlich?“

    Tim begriff sofort. „Du meinst:
seinem Vater?“
    Sie nickte. „Ukutor ist auch so
ein fleischiger, bauchbetonter Fettwanst.“
    „Das hieße: Christians Haß ist
gegen seinen Vater gerichtet.“
    Eine Weile dachten alle darüber
nach.
    „Tatsache ist“, sagte der
TKKG-Häuptling, „daß sich Reithl sehr seltsam benommen hat im Krankenhaus. Von
Besorgnis um Christian habe ich nichts bemerkt. Statt dessen hat er wie irre
dessen Klamotten gefilzt.“
    „Und wonach gesucht?“ fragte
Karl.
    „Das erfahren wir erst, wenn
wir mit Christian reden können, wenn wir ihn behutsam zum Sprechen bringen
werden — falls er sich nicht vorher dem Kommissar Heuser anvertraut, was ich
aber nicht glaube. Also legen wir das mal auf Eis, bis der Kurze wieder fit
ist. Jetzt müssen wir uns um Edith Schengmann kümmern. Ich sollte sie anrufen.
Gestattest du, Gaby? Ich telefoniere auch sehr gern.“

21. Edith packt aus
     
    Tim hatte die Rufnummer
vergessen.
    Gaby sah nach im Telefonbuch
und fand Dieter Wolpert. Tim horchte auf das Klingeln, den Hörer am Ohr.
    Erst nach einer Weile wurde
abgehoben.
    „Bei... Wolpert.“
    Edith Schengmanns Stimme klang
nach Stockschnupfen. Oder hatte die Frau geweint?
    „Hier ist der Tim von gestern
abend. Tag, Frau Schengmann. Ich sollte mich melden.“
    „Das... ist nett von dir.“
    „Stimmt was nicht? Sie klingen
so verheult.“
    „Hört... man das?“
    „Und wie! Frischen Kummer? Oder
die Situation allgemein?“
    „Es... ist was passiert.
Ich...“, sie weinte heftig, „bin ja so enttäuscht von ihm. So enttäuscht! Wie
konnte er mich so belügen!“
    „Wen meinen Sie?“
    „Den... Dieter. Dieter Wolpert,
bei dem ich hier wohne.“
    „Ist er da?“
    „Er ist im Geschäft. Bis
mittag.“
    „Dieter Wolpert, Geschäftsmann
— ich glaube, ich kenne ihn. Allerdings nur vom Sehen. Was für einen Wagen
fährt er denn? Dann weiß ich’s.“
    „Einen schwarzen.“
    „Und die Marke?“ Tim hielt die
Luft.
    „Ein Audi, glaube ich. Ja, ein
Audi.“
    Es war fast überflüssig.
Dennoch fragte Tim: „Mit dem Kennzeichen DW 1121?“
    „Nein. Es ist ein hiesiges
Kennzeichen. Und... ja, doch! Du hast recht. DW 1121.“
    Tim räusperte sich. „Wir
sollten unbedingt miteinander reden, aber nicht am Telefon. Die Sache
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