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Der Blut-Mythos

Der Blut-Mythos

Titel: Der Blut-Mythos
Autoren: Jason Dark
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aufmerksam geworden. Schritte an der rechten Seite, die sich plötzlich bewegte, denn sie war keine Wand, sondern nur eine Imitation aus Stoff.
    »Darf ich mitgehen?« fragte Suko…
    ***
    Mitternacht war seit wenigen Minuten vorbei, doch der Rummel lief immer noch. Es war etwas leerer geworden, doch die Hektik war geblieben. Das lag auch an den Besuchern, die sich um die Eß- und Trinkstände drängten, die feierten, die tranken, wobei einige ihre Kräfte überschätzt hatten uns sich kaum noch allein auf den Beinen halten konnten.
    Dazwischen bewegten sich die bunten Lichter. Das Riesenrad mit den bunten Gondeln malte seinen hellen Kreis in die Nacht. Musik heulte, Menschen gerieten in den Rausch der Geschwindigkeit, den sie nur schreiend ertragen konnten.
    Und über allem wachte der Mond!
    Nein, nicht nur er.
    Es gab noch jemanden, der die Weite des Himmels für seine Pläne ausgesucht hatte. Die gewaltige Fledermaus schwebte durch die Nacht, manchmal so niedrig, daß sie der bunte Schein der Lichter erwischte und sie für einen winzigen Moment wie eine Zeichnung aus der Finsternis hervorriß.
    Träge bewegten sich die Schwingen. Kein Mensch schaute in die Höhe, doch die Gäste auf dem Riesenrad hätten die Fledermaus sehen können. Wenn sie sich denn auf diesen fliegenden Schatten konzentriert hätten. Dracula II wußte, daß diese Nacht entscheidend sein würde. Hier sollte nach seinen Regeln gespielt werden, und auf dem übergroßen Vampirkopf zwischen den beiden Schwingen entstand wieder das rote D wie ein blutiges Versprechen.
    Ein menschlicher Kopf, aber mit den Schwingen und dem Körper einer Fledermaus versehen, so zog er seine Bahnen und drängte sich dabei einem bestimmten Ziel entgegen.
    Er hatte genug gesehen, er brauchte nur eine Stelle auf dem Rummel, die Geisterbahn.
    Dort sollte Chronos vernichtet werden.
    ***
    Marita lag auf dem Boden. Sie kam sich vor wie ein Wurm. Ein gewaltiger Druck schien auf ihr zu lasten, denn sie kam kaum auf die Beine.
    Ihr normales Leben war vorbei. Das andere hatte sie eingeholt und hielt sie in den Klauen. Es war etwas Neues für sie, mit dem Marita erst fertig werden mußte.
    Sie lebte nicht mehr, sie war aber nicht tot. Sie merkte, daß ihr Gehirn nicht mehr arbeitete. Und bewegen konnte sie sich nur wenig.
    In ihrem Innern war ein Automatismus in Gang gesetzt worden, der sich erst einspielen mußte. Um so schwerer fiel es ihr, sich aus der liegenden Haltung in die Höhe zu stemmen, um endlich normal stehen zu können. Ihre Bewegungen waren steif. Marita hörte das Knacken ihrer Gelenke, taumelte gebückt einige Schritte weiter, bis sie gegen ein Hindernis stieß, an dem sie sich abstützen konnte.
    Es tat ihr gut.
    Sie blieb so stehen.
    Ohne es genau zu registrieren, erholte sie sich zusehends. Der Keim war gelegt worden, jetzt mußte die Saat nur noch aufblühen.
    Und sie ging auf.
    Etwas verteilte sich in ihrem Körper, das kein Gefühl mehr war, sondern einen anderen Namen verdiente.
    Gier!
    Plötzlich fühlte sie sich trunken, obwohl sie in ihrem Innern völlig leer war. Aber die Gier blieb, verbunden mit dem Wissen, sie löschen zu können. Menschen waren da. Sie hielten sich nicht mal weit entfernt auf. Sie roch bereits das Fleisch der Opfer und deren Lebenssaft.
    Marita stieß sich ab. Daß sie an der Außenwand eines Wohnwagens eine Stütze gefunden hatte, registrierte sie kaum. Auf der Stelle drehte sich die Untote herum, ging einige Schritte weiter und bewegte sich dabei auch dicht an einem Außenspiegel vorbei.
    Hätte sie sich im Spiegel sehen können - bei einem Vampir war das nicht möglich -, dann hätte sie auch die Veränderung in ihrem Gesicht wahrgenommen. Die Haut war nicht so glatt. Sie hatte auch eine ungesunde Farbe bekommen. Scharfe Falten und Runzeln sahen aus wie mit einem Messer eingeritzt. Die sonst so vollen Lippen wirkten blaß und schlaff. In ihnen pulsierte kein Blut mehr. Wie alles an Marita waren sie trocken geworden. Der Rummel lockte.
    Sie schritt mit steifen Bewegungen, aber leicht rudernden Armen. Das Gesicht hatte sie dem Himmel zugedreht, als wollte sie dem Mond einen Gruß zuschicken. Manchmal drangen kurze, abgehackte Stöhnlaute aus ihrem Mund, die vom Schlurfen der Schuhe über dem staubigen Boden verschluckt wurden. Marita mußte dorthin, wo die Menschen waren. Von keinem Hindernis würde sie sich aufhalten lassen. Es war ihr einziges und wahres Ziel, um sich stärken zu können.
    Den Bereich der Wohnwagen hatte sie
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