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Der blaue Tod

Der blaue Tod

Titel: Der blaue Tod
Autoren: Boris Meyn
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nicht nach außen zu tragen. Ich kam nicht dazu, mich umzuziehen, ich wollte dich nicht verpassen.»
    «Dann lag ich mit der Vigilanz ja gar nicht so verkehrt. Wie kann ich dir helfen?»
    «Ich benötige dringend einige Informationen über einen Wilhelm Mader.»
    Hartmann spitzte die Lippen und nahm sein Monokel vom Auge. «Willy Mader? Der tote Schankwirt? – Hast du etwa vor, der Polizei ins Handwerk zu pfuschen, oder wie erklärt sich dein Interesse?»
    Sören schüttelte den Kopf. Da er nicht wusste, wie weit die Polizei bei diesem Fall war, und er den Namen Steen nicht voreilig erwähnen wollte, hatte er sich etwas zurechtgelegt.
    «Es ist so: Ein Mandant von mir erwähnte den Namen im Zusammenhang mit einer Sache, die vielleicht auch für dich von Interesse ist.»
    Hartmann runzelte die Stirn. «Der Name deines Mandanten?»
    «Er kommt als Täter nicht infrage», erklärte Sören unbeirrt, «da er zur Zeit der Tat in Untersuchungshaft saß. Nur so viel: Es geht möglicherweise um krumme Geschäfte, in die Mader verwickelt gewesen sein könnte.»
    «Über so etwas haben wir auch schon nachgedacht.» Hartmann klemmte sich sein Monokel wieder ins Auge, strich sich den Schnauzer glatt und schlug einen Aktenordner auf. «Zumindest legt sein bisheriger Werdegang so etwas nahe. Wilhelm Mader war kein unbeschriebenes Blatt. In den letzten fünf Jahren gab es eine Anzeige wegen Körperverletzung, drei wegen Betruges, diverse Bezichtigungen der Hehlerei, Zuhälterei und eine Anklagewegen versuchten Totschlags, von der er aber, wie in den anderen Fällen auch, freigesprochen wurde. Weiß der Teufel, warum man ihm nicht längst die Schankkonzession entzogen hat.»
    Sören stieß einen Pfiff aus. «Donnerlittchen. Um den Fall beneide ich dich nicht. Gibt es denn schon einen Tatverdächtigen?»
    «Wir gehen einigen Hinweisen aus dem Milieu nach   …»
    «Also noch nichts Konkretes?»
    «Leider. – Wie du schon richtig bemerktest, gibt es mehr als eine Richtung, in die wir unsere Fühler ausstrecken müssen.» Er blickte Sören fragend an. «Was hat denn dein   … Mandant so verlauten lassen?»
    Sören setzte eine neutrale Miene auf. Was konnte Wilhelm Mader
einbehalten
haben? Abgesehen von dem, was die Stauer in der «Möwe» angedeutet hatten, war er ja nicht wirklich im Besitz verwertbarer Hinweise, wenn man einmal davon absah, was Altena Weissgerber ihm berichtet hatte. Und das wollte er erst einmal für sich behalten. Wie es aussah, war der Polizei der Name Steen in diesem Zusammenhang noch kein Begriff, und die beiden Trinkkumpane von Marten Steen spielten mit einiger Wahrscheinlichkeit ein falsches Spiel. Er musste unbedingt herausfinden, welchen Auftrag Steen für die beiden erledigen sollte. «Er sagte, Willy Mader würde ihm noch etwas schulden. Nun, wie es aussieht, wird er sich mit dem Verlust abfinden müssen.»
    Hartmann nickte grimmig. «Es wäre nicht das erste Mal, dass Mader Lohnauszahlungen verweigert hätte. Die Betrugsvorwürfe gegen ihn betrafen genau diesen Punkt. Mader konnte jedoch in allen Fällen glaubhaft nachweisen, dass die Kläger hohe Zechschulden bei ihmhatten. Na, nun muss er sich ja um Ausreden keine Sorgen mehr machen   …»
    «Ist es eigentlich üblich, dass die Schankwirte neben der Arbeitsvermittlung auch für die Lohnauszahlung zuständig sind?», fragte Sören, dem diese Praxis bisher nicht bekannt gewesen war. Das warf natürlich ein ganz anderes Licht auf die Sache.
    «In einigen Fällen schon», antwortete Hartmann. «Aber es wird höchste Zeit, dass man dem einen Riegel vorschiebt. Es kann nicht angehen, dass eine erfolgreiche Arbeitsvermittlung vom in den Schänken getätigten Alkoholkonsum abhängt. Aber den Firmen, die sich auf diese Weise ihre Arbeitskräfte organisieren, kann diese Praxis natürlich nur recht sein. Man bezahlt einen Agenten, vielleicht noch eine Hand voll Vorarbeiter, dafür benötigt man kein Lohnbüro, und auch die Buchhaltung ist, was die Belegschaft angeht, kaum zu überprüfen. Klar, dass denen das recht ist.» Hartmann lächelte verschmitzt. «Du glaubst gar nicht, was da geschachert wird.»
    «Ich kann es mir vorstellen», antwortete Sören. «Ist es da vielleicht denkbar, dass ein verschuldeter Hafenarbeiter die Nerven verloren hat und dem Wirt   …» War es vielleicht möglich, dass Marten Steen die Nerven verloren hatte?
    «Im Streit ein Messer in die Brust gerammt hat?», ergänzte Hartmann die Frage und beantwortete sie sogleich selbst:
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