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Der Benedict Clan - Zwischen Hoffen und Bangen

Der Benedict Clan - Zwischen Hoffen und Bangen

Titel: Der Benedict Clan - Zwischen Hoffen und Bangen
Autoren: Jennifer Blake
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weit reichte. Aber er scheute die Anstrengung. Es war wohl doch besser, fürs Erste so mit auf der Brust verschränkten Händen liegen zu bleiben und sich zu überlegen, ob er bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit einen Fluchtversuch unternehmen oder erst versuchen sollte herauszufinden, was die Frau nebenan von ihm wollte.
    Sie unterhielt sich mit Lainey, aber er konnte sich auf das, was gesprochen wurde, nicht konzentrieren. Ihre melodische Stimme zupfte an seinen Nerven wie Fingerspitzen an den Saiten einer Harfe. Ebenso wie er spüren konnte, wenn sie von einem Platz zum anderen ging, spürte er auch die ganze Skala ihrer Gefühlsregungen, die angefangen von liebevoller Zuneigung über Protest bis hin zu nachsichtigem Lachen reichte. Das Schwatzen der Kleinen war wie eine Verzierung, die über dem Thema des Hauptinstruments schwebte, es hervorhob, bis die Musik nur noch Teil eines verschwommenen Traums zu sein schien.
    „Also, echt, Clay, fühlst dich wohl so sauwohl, dass du nich’ mal versuchst auszubüchsen?“
    Clay öffnete die Augen und drehte den Kopf auf dem Kissen, um die Erscheinung auf der Schwelle anzustarren. Er fühlte sich von den Nachwirkungen des Schlafmittels derart ausgelaugt, dass ihm für Alligator Arty nur ein einziger, höchst drastischer Schimpfname einfiel.
    „Na, na“, sagte der Alte mit einem erfreuten Grinsen.
    „Verräter“, schob Clay nach.
    „Weißt schon über alles Bescheid, richtig?“
    „Da gehört nicht viel dazu“, brummte Clay. „Warum sollte sie dich wohl sonst reinlassen?“
    „Is’ ja gut, komm wieder runter. Ich weiß ja, dass du Grund hast, sauer zu sein, aber deswegen brauchst du mich doch nich’ so zu beschimpfen.“
    „Und jetzt erzählst du mir wahrscheinlich gleich, dass du für das hier nicht verantwortlich bist, richtig?“ Anklagend hielt Clay ihm die gefesselten Handgelenke hin.
    „Na ja, die kleine Lady hatte ein paar Probleme, was hätt’ ich denn anders machen sollen? Das hättste doch bestimmt auch so gemacht, oder?“ Er schaute über die Schulter, als ob er sich davon überzeugen wollte, dass Janna ihm nicht gefolgt war. „Jedenfalls dacht ich mir, dass es für dich bestimmt nicht so blöd is’, hier noch ’n bisschen rumzuhängen.“
    Spöttisch hob Clay eine Augenbraue. „Als Gefangener?“
    „He, jetzt mach aber mal halblang, Junge. Seit wann ist es denn ’ne Zumutung, sich im Bett von so ’ner Frau wie …“ Er stockte und räusperte sich, als Lainey neben ihm auftauchte.
    Die Kleine hielt ein Seil in der Hand, das sie so fest umklammerte, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. Ihre Augen waren groß und rund wie Suppentassen, und beim Gehen warf sie immer wieder einen wachsamen Blick über die Schulter. Hinter ihr watschelte ein kolossartiges Monster her mit moosbewachsenem Rücken, das sich ruckartig und unbeholfen über das glatte Linoleum bewegte, wobei seine Beine an den Gelenken klappmesserartig einknickten wie die einer übergewichtigen Riesenspinne. Es schaute sich mit einem gefrorenen Grinsen um, wobei sich auf seinem Gesicht ein irrwitziges Vergnügen spiegelte, von dem man nicht genau wusste, ob es dem Umstand geschuldet war, dass man ihm erlaubt hatte, ins Haus zu kommen, oder ob es durch die verschiedenen Beine in Reichweite ausgelöst worden war, die eine äußerst günstige Frühstücksgelegenheit darstellten.
    „Ach du lieber Himmel!“ rief Clay aus. „Du hast Beulah mitgebracht?“
    „Du kannst nich’ zu ihr kommen, also muss sie zu dir kommen, oder nich’? Sie hats mit dem Bauch, Doc. Irgendwas, was sie gefressen hat.“
    „Oder irgendwen?“
    Der alte Mann bedachte ihn mit einem beleidigten Blick. „Du weißt ganz genau, dass sie keiner Fliege was zu Leide tut.“
    „Kann sein“, erwiderte Clay etwas nachgiebiger. „Aber wie zum Teufel soll ich sie mir anschauen, wenn ich hier flach auf dem Rücken liege?“
    „Ich glaube, Beulah hat einen Wecker verschluckt, wie in Peter Pan“, mischte sich Lainey mit vor Aufregung piepsiger Stimme ein.
    Clay musste unwillkürlich über ihren ernsten Gesichtsausdruck lachen. „Gut möglich, und so was wie meinen Arm hätte sie wahrscheinlich gern als Nachspeise.“
    Das Kind warf ihm einen tadelnden Blick zu. „Krokodile fressen keine Körperteile von Menschen. Das machen sie bloß in Filmen, wo sie es nicht besser wissen.“
    „Und woher weißt du das?“
    „Von Arty. Er hat mir ganz viel erzählt.“
    „Stimmt das?“ Clay schaute die alte
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