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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten
Autoren: Karl May
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der Wirth, dies bemerkend, öffnete die Thür zu einem besonderen Nebengemach, in welches er den Fremden einzutreten lud.
    Das sind ja Leute des Ritters Nymand von Löben! »Was thun sie hier hinter dem Zotzen?«
    »Sie kehren von einem Streifzuge heim und wollen noch heut in das Lager vor Friesack zurück,« antwortete der Wirth.
    »So ist es also wahr, daß der Markgraf vor Friesack liegt, wie ich hörte?«
    »Ihr müßt hier sehr fremd sein oder sehr weit herkommen, wenn Ihr von dieser Fehde nicht längst schon wißt!«
    »Ich komme aus dem Lande Preußen, wo das schwarze Kreuz des deutschen Ritterordens starker Arme bedarf. Doch, gebt mir einen Trunk, aber einen guten, wie es nach löblichem Schick und Brauch sich geziemet, und dann führet mein Roß Babieca in den Stall; das edle Thier bedarf der Pflege und Erholung!«
    Der Wirth that, wie ihm geheißen war. Unterdessen saßen die Reisigen in dem räucherigen Schenkzimmer und unterhielten sich mit gedämpften Stimmen über den fremden Rittersmann.
    »Und ihr wißt wirklich nicht, wer er ist?« fragte der Wachtmeister, »trotzdem Ihr den nackten Buben mit dem Pfeile gesehen habt, der auf seinen Schild gemalt ist!«
    »Wir kennen hier nicht jeden Rittersmann, dieweilen wir aus dem Lande Schwaben sind,« entschuldigte sich einer der Angeredeten.
    »Das ist wahr. Aber wenn Ihr ihn auch noch nicht gesehen habt, so kennt Ihr doch ganz gewißlich seinen Namen, denn der ist bekannt fast über die ganze Erde und noch drei Meilen darüber hinaus. Er heißt Suteminn.«
    »Suteminn?« riefs überrascht im Kreise. »Wohl haben wir von dem gewaltigen Kämpen gehört, dem Keiner gleichen soll, so Viele sich auch mit ihm gemessen haben! Erzähle uns von ihm!«
    »Ja, von dem, was hier zu Lande gethan, läßt sich wohl viel erzählen, nicht aber von seiner Abstammung und seinen Abenteuern in fernen Ländern. Er war bei den Russen und Normannen, bei den Dänen und Friesen, im Lande der Franken und Welschen, ja sogar bei den Türken und Tataren soll er gewesen sein, doch von seinen Thaten weiß man nichts, denn er zieht stets einspännig aus, und Keiner hat ihn jemals in Begleitung eines Knappen gesehen.«
    »Sie werden seine Burg bewachen sollen.«
    »Seine Burg? Er hat keine. Er wohnt zu Tangermünde in einem kleinen Häuschen, welches ringsum von einer Mauer umgeben ist, so daß kein Auge sehen kann, was in seinem Hausfrieden vor sich geht; aber wunderbare Dinge mögen das wohl sein, denn des Nachts steigen feurige Gluthen aus dem alten Schornsteine, und oft kommen seltsame, glühende Gestalten geflogen und tanzen um das baufällige Dach. Dann erhebt sich hinter der Mauer ein Lärm, als ob ganze Heere Gewappneter mit einander kämpften; mächtige Fußtritte stampfen die Erde, Schwerter klirren und klingen, Panzer rasseln, Pferde wiehern, Hunde heulen und bellen, und Jedermann flieht das Haus, in welchem die höllischen Geister ihr Wesen treiben. Aber er hegt nicht die schwarze, sondern die weiße Kunst, und – –«
    »Die weiße? Was ist das für eine Kunst?«
    »Bei der schwarzen Kunst gehört die Seele dem Teufel, welcher dafür eine bestimmte Zeit lang in allem Schlimmen dienstbar sein muß; bei der weißen Kunst aber wird er gezwungen, Gutes auszuführen, und weil er dafür nichts bekommt, so könnt Ihr Euch denken, daß er mit seinen Gesellen sich ganz gewaltig dagegen sträubt und des Nachts einen solchen Heidenspectakel vollführt. Wer die weiße Kunst versteht, der hat Macht über alle guten und bösen Geister, über Leben und Tod, über Hab und Gut und kann Alles vollbringen, was Gott und den heiligen Engeln wohlgefällig ist. Deshalb ist Suteminn ein so gewaltiger Ritter und zugleich ein Gelehrter, dem nichts verborgen ist in den sieben Reichen der Unterwelt. Er kann das Wetter machen und den Sonnenschein, die giftigen Dünste vertreiben und alle Krankheiten heilen; er fängt den Bären mit der bloßen Hand und spaltet einem Gewappneten den Kopf bis herunter auf die Brust und auch noch weiter, wenn er will; seine Haut ist fest wie Eisen, denn er hat sie mit Drachenblut bestrichen, und durch seine Rüstung dringt weder Schwert noch Dolch, weil sie von den guten Zwergen geschmiedet worden ist. Er ist keinem Menschen unterthan und Niemand, kein Herzog und kein Fürst, darf ihn zu einem Heereszuge entbieten; er kommt von selbst, und die Seite, auf welche er sich stellt, gewinnt den Sieg.«
    »Aber wer bewacht sein Haus, wenn er auf Fahrten ausgezogen ist?«
    »Es wird
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