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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten
Autoren: Karl May
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übernahm er zur Freude des Bruders wie des Grafen die Besetzung der Stelle des Capitäns auf der »Schwalbe« und verabschiedete sich dann, nachdem er Herrn von Bismarck sein Versprechen eines Besuchs wiederholt und den Bruder bewogen hatte, seinen Aufenthalt in England abzukürzen und ihm Nachricht von der Zeit seiner Rückkehr zu geben. Den Vorschlag des Grafen von Warwick, selbst mit nach England zu fahren, wies er mit Entschiedenheit zurück.
     
    Die Reisenden erreichten ungefährdet England und das Endziel ihrer Fahrt, das Stammschloß der Grafen von Warwick, und Otto von Moltke war nicht zu bewegen, seinen Aufenthalt bei den Freunden länger auszudehnen, als bis nach der Trauung Mariens und des Grafen Chlodwig von Lindow, welcher ihm einen langen Brief von Herrn von Bismarck überbrachte, in dem eine Stelle Detlev namentlich interessirte. Bismarck schrieb nämlich:
    »Dietz von Quitzow ist vor einigen Wochen einer großen Gefahr glücklich entronnen, von deren Bestand außer mir Niemand eine Ahnung gehabt hat. In der Schatzkammer der Räuber fanden wir seiner Zeit eine große Kiste mit Gold und Werthsachen, welche der Kurfürst in Verwahrung nahm. Unter diesen Sachen befand sich ein kleines schwarzes Kästchen, das Niemand zu öffnen vermochte. Es wurde vor etwa vier Wochen deshalb in Gegenwart des Kurfürsten von mir aufgebrochen, und wir fanden eine Anzahl Papiere, aus denen nichts Geringeres hervorging, als daß Dietrich von Quitzow, Dietz’ Vater, sich durch ein Verbrechen in den Besitz der einst ihm gehörenden Burgen zu bringen vermocht hat. Er ist die Frucht eines ungesetzlichen Verhältnisses seines Vaters Cuno von Quitzow mit einer Brandenburger Bürgerstochter, hat seinen eigenen Bruder Dietrich in der Wendenburg gefangen gehalten, woselbst dieser gelegentlich der Erstürmung dieses Schlupfwinkels des schwarzen Dietrich durch die Berliner Bürger erschlagen worden ist und sich derart in eine Stellung emporgeschwungen, in die er rechtmäßig nicht gehörte. In Berücksichtigung der edlen Gesinnung und der bewiesenen Treue und Tapferkeit Dietz von Quitzow’s hat der Kurfürst diese Papiere cassirt und, da verdientere nähere Angehörige dieser Familie nicht vorhanden, beschlossen, die ganze Angelegenheit der Vergessenheit anheimzugeben, und außer mir hat in der That auch Niemand Kenntniß von der Angelegenheit erhalten. Ihr seid der Erste und Einzige, dem gegenüber ich das Schweigen breche. Dietz, welcher keine Ahnung von der Sache besitzt, hat nun seine Mutter von Burg Saida nach Plaue geholt und aus seinem lebhaften Verkehr mit dem Thümener folgere ich wohl nicht mit Unrecht, daß er das liebliche Töchterchen des alten Haudegens bald als Herrin auf der Plauenburg einführen wird.«
    »Gott sei Dank!« bemerkte Detlev, als er diese Stelle des Briefes gelesen, »der arme Dietz kommt endlich zur Ruhe und findet Frieden. Er verdient ihn und das hiernach ihm blühende Glück!«
    Und auch der Graf stimmte diesem Ausspruch seines Sohnes bei.
    Suteminn verlängerte seinen Aufenthalt in England auf Bitten der Freunde bis zur Abreise des jungen Paares nach Deutschland, kam nach vorhergetroffener Verabredung in Hamburg mit seinem Bruder zusammen und wußte diesen zu bewegen, das Leben zur See aufzugeben.
    Olaf von Moltke verkaufte den »Wiking« an die »Hansa«, ließ sich in Waren, seinem Heimathsorte, nieder und vermochte durch Opferung großer Summen nicht nur das fast ganz in Ruinen liegende Schloß seiner Väter zu erwerben, sondern auch wieder herzustellen, und nun zögerte auch Suteminn, welcher abwechselnd bald in Tangermünde, bald bei dem Grafen von Lindow weilte, nicht länger, dem Wunsche des Bruders zu entsprechen. Er gab seine Wohnung in Tangermünde auf und zog, da seine langjährige Dienerin inzwischen gestorben war, allein nach Waren. Dort lebten sie nach langer Trennung wieder vereint noch eine Reihe von Jahren in glücklichster Eintracht, und oft herrschte recht lustiges Leben in den Hallen des Schlosses: die beiden Ritter von Bismarck, die Uchtenhagener, Dietz von Quitzow, besonders aber Graf Chlodwig von Lindow waren häufige, gern gesehene Gäste der beiden Brüder, welche sich außerdem aber auch der unwandelbaren Freundschaft des Kurfürsten Johann und seines Sohnes, des nachmaligen Kurfürsten Joachim erfreuten.
    Detlev wurde nach der Abreise seiner Schwester mit ihrem Gatten und Suteminn’s von seinem Vater an den Hof des Königs von England geführt. Dort lebte er bereits
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