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Der Bastard und die Lady

Der Bastard und die Lady

Titel: Der Bastard und die Lady
Autoren: Kasey Michaels
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abwenden.
    „Und vielleicht mache ich Ihnen nicht einmal einen Vorwurf“, sagte der Earl und fuhr sich mit beiden Händen durch das ohnehin schon wirre Haar. „Sie sind in den Krieg gezogen, und auch das habe ich nicht getan. Als einziger Sohn, als Erbe, konnte ich es nicht tun. Aber das hinderte meinen Vater nicht daran, auf Sie zu verweisen und zu sagen, der Bastard liebt immerhin sein Vaterland. Womöglich töteten Sie fünfzig Froschfresser mit bloßen Händen und würden als Held nach Hause kommen. Ich hätte es mir ständig anhören müssen, zumal mein Vater wusste, wie er mich treffen konnte. Ich hatte Sie von Herzen satt. Nichts hat Ihnen Schande gebracht, Sie haben nie begriffen, wohin Sie gehören .“
    „Und ich gehörte vermutlich vor ein Erschießungskommando, nachdem Sie es so eingerichtet hatten, dass ich des Plünderns bezichtigt wurde. Und als das fehlgeschlagen war, sollte ich im Kampf gegen die Franzosen hinterrücks erschossen werden. Ich kann Sie nicht leiden, Brean. Sind Sie sicher, dass Sie nicht doch versuchen wollen, mich niederzuschlagen?“
    „Um Gottes willen, Mann, du musst ihn doch nicht darum bitten “, knurrte Puck leise. „Schlag ihm einfach die Nase ein.“
    „Puck – psst ! Du hast gehört, was sogar mein Vater gesagt hat! Oliver ist der wahre Gentleman. Warum hat er mir nichts von alldem erzählt?“ Sie seufzte und schüttelte den Kopf. „Warum überrascht es mich nicht, dass ich Thomas solcher Feigheit und Heimtücke für fähig halte?“
    „Und wer kann hier jetzt den Mund nicht halten? Ich will hören, wie dein Bruder sich herausredet. Im Moment allerdings sieht er aus, als hätte er einen Apfel verschluckt. Los, Mann, sag etwas!“
    „Nein“, gestand der Earl schließlich ein. „Nein, ich bin zu betrunken, und vielleicht hatte mein Vater recht …“
    „Die Sache ist also erledigt, Brean? Endgültig erledigt?“
    Der Earl schloss die Augen. Nickte.
    „Gut. Ich bezweifle, dass wir uns in den gleichen gesellschaftlichen Kreisen bewegen werden, also sehen wir uns vielleicht nie wieder. Aber ich möchte Ihnen noch etwas sagen, was Sie vielleicht beruhigt. Ich liebe sie. Ich liebe Ihre Schwester aus tiefstem Herzen, und ich werde mein Leben lang alles tun, was in meiner Macht steht, um ihrer würdig zu sein.“
    Der Earl sah Beau an, blickte an ihm vorbei auf die Kutsche. „Was geht mich das an?“, fragte er in echter Verwirrung. Dann drehte er sich um und ging von dannen.
    Doch Chelsea hatte seit dem Augenblick, als Beau ihrem Bruder sagte, dass er sie liebte, nichts mehr wahrgenommen.
    Ungeniert wischte sie sich die tränennassen Wangen. „Oliver liebt mich, Puck. Er liebt mich.“
    Puck sah sie einigermaßen verwundert an. „Aber ja. Das weiß ich doch.“
    Chelsea lächelte unter Tränen. „Das ist nicht wichtig. Wichtig ist, dass Oliver es weiß.“ Sie sah zu, wie ihr Mann – ihr Gentleman – sich umdrehte und auf die Kutsche zuschritt. „Puck, geh jetzt bitte für ein paar Minuten weg, denn ich glaube, er will es mir endlich sagen.“

EPILOG
    S ie waren schon seit fast einer Woche zurück in Blackthorn, und Puck war gerade nach London abgereist, entschlossen, für den kläglichen Rest der Saison im Herrenhaus am Grosvenor Square Wohnung zu nehmen. Er sagte, er wolle Jacks beide Freunde auskundschaften, bevor er im nächsten Jahr mit der deutlichen Bitte, ihm gesellschaftlich ein paar Türen zu öffnen, an sie herantreten würde.
    „Ich könnte behaupten, dass er mir fehlen wird, aber ich glaube es nicht“, sagte Beau zu Chelsea, als sie den beiden Kutschen nachblickten, die sich auf der kiesbestreuten Zufahrt entfernten. Puck reiste nicht unbedingt mit leichtem Gepäck.
    „Oliver! Wie kannst du etwas so Schreckliches über deinen eigenen Bruder sagen.“
    „Tja. Nachdem meine Eltern derzeit in ihrem Häuschen das glückliche Dorfleben spielen, sind wir endlich allein. Niemand, der uns fragt, warum wir nie zum Frühstück erscheinen. Niemand, der seiner Meinung nach geistreiche Bemerkungen fallen lässt, wenn wir uns früh zurückziehen. Niemand, der uns im Wintergarten überrascht …“
    „Das hätte peinlich werden können“, sagte Chelsea, als sie kehrtmachten, die Marmorstufen wieder hinaufstiegen und die Eingangshalle betraten. „Gut, ich bin ganz deiner Meinung. Er wird uns nicht fehlen. Gehen wir hinauf?“
    Beau legte ihr einen Arm um die Taille und führte sie zur Treppe. „Ja, wenn du nichts dagegen hast. Wir können Pucks Abreise
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