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Der Bann (German Edition)

Der Bann (German Edition)

Titel: Der Bann (German Edition)
Autoren: Stephen L. Jones
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Liter ausgelaufen und hatten sich auf den Dielen verteilt. Der Gestank von Benzin lag schwer in der Luft. Ein Funke. Das war alles, was sie brauchte.
    Etwas krachte und splitterte in ihrer eingequetschten Hand, und das Zahnrad brach ein Stück Knochen aus ihrer Hand. Eine Schockwelle raste durch ihren Arm und explodierte in ihrem Kopf.
    Schnell und geschickt wie ein wildes Tier sprang Jakab sie an und riss ihr das Feuerzeug aus der gesunden Hand. Kopfschüttelnd steckte er es in eine Tasche seiner Army-Jacke. «Irre», sagte er. «Du bist vollkommen irre.»
    Hannah stöhnte auf. Stöhnte vor Trauer bei dem Gedanken, wie es nach ihrem Tod weitergehen würde. «Nate.» Ihre Stimme brach. «O Nate. Es tut mir so leid. Es tut mir so leid. Ich habe versagt. Ich habe sie im Stich gelassen. Leah.
Leah
 …»
    Jakab trat vor sie. Die Augen hungrig. Er hatte den Kopf zur Seite geneigt.
    Nicht Jakab. Nate.
    Hannah schüttelte den Kopf.
    Nein, nicht Nate. Jakab. Nicht Nate.
    Die Kreatur mit dem Gesicht ihres Ehemannes trat einen weiteren Schritt auf sie zu und hob eine Hand. Streichelte über ihre Wange. «Still», sagte der falsche Nate. «Bald ist es vorbei. Es geht ganz schnell. Sei jetzt still.»
    Sie beugte sich vor. Nate –
nicht Nate. Jakab.
Das Zahnrad ratterte klappernd und knirschend auf seiner Achse über ihre zerschmetterte Hand, die zerschmetterten Knochen. Es rumpelte und stockte.
    Ein Ghul füllte ihr Sichtfeld aus. Und dann küsste er sie, obwohl es irgendwie Nates Mund war, unverkennbar Nates Mund, Nates Lippen auf den ihren, als er sie küsste, wie er sie immer geküsst hatte, während seine Finger über ihren Hals strichen, an ihrer Kehle entlang, tiefer.
    Dann war seine Hand an ihrer Brust, drückte, liebkoste, massierte, und sein Kuss wurde drängender. Hannah spürte, wie ihre Knie nachgaben, und dann tat sie etwas, von dem sie geglaubt hatte, dass sie es niemals tun würde, niemals tun
könnte
 – sie öffnete die Lippen und ließ ihn herein. Noch während seine Zunge in ihren Mund eindrang und sie die Hitze seines Körpers an ihrem spürte, kramte sie mit der freien Hand in der Tasche ihrer Jeans.
    Jakab löste sich aus dem Kuss. Stieß sie von sich und starrte nach unten auf ihre Hand, auf die Finger mit dem einzelnen Streichholz. Der rosafarbene Kopf schwebte einen oder zwei Zentimeter über dem Metall des sich drehenden Stirnrads.
    Sein Blick begegnete dem ihren. Seine Zunge zuckte hervor. Er leckte sich die Lippen.
    «Ich gewinne», flüsterte sie.
    Jakab stürzte vor, als sie das Streichholz am Stirnrad anrieb.
    Eine winzige schwarze Rauchwolke.
    Nichts.
    Dann ein weißer Stecknadelkopf aus Licht. Ein plötzliches Aufflackern.
    Hannahs Finger öffneten sich, und das brennende Streichholz fiel zu Boden. Noch während es fiel, nahm die Luft um es herum einen gelblichen Farbton an.
    Jakab prallte gegen sie. Die Wucht des Aufpralls riss die Überreste ihrer Hand aus der Maschinerie.
    Sie schlang beide Arme um ihn. Die Luft kräuselte sich, verwandelte sich in ein goldenes Laken, das die Luft aus ihren Lungen saugte. Eine Woge aus Hitze rollte über sie hinweg, und dann brannte sie. Die Hitze verwandelte sich in einen Glutofen, und der kreischende Schmerz in ihrer Hand wurde zu einem Nichts, zu einem
absoluten Nichts
im Vergleich zu diesem neuen Schmerz. Sie riss den Mund auf, um zu atmen, und Feuer sprang in ihre Lungen.
    Es dauert nicht lange. Du hast gewonnen, Hannah.
    Du hast gewonnen.
    Jakab schlug und trat um sich. Sie hielt ihn fest, während seine Ellbogen sie im Gesicht trafen, ihre Nase zerschmetterten. Ihre Haare knisterten. Ihr Fleisch warf Blasen, platzte, prasselte wie Speck in der Pfanne. Sie öffnete die Augen, und in dem Sekundenbruchteil, bevor die infernalische Hitze ganz von ihr Besitz ergriff, erhaschte sie einen Blick auf die Hölle. Die lebendig gewordene Hölle rings um sie herum.
    Aber du hast es geschafft.
    Du hast Nate nicht helfen können, doch du hast Leah gerettet. Sie wird leben. Du wirst nicht da sein, um sie aufwachsen zu sehen, doch sie wird leben. Und sie muss nicht länger Angst haben.
    Sie hielt den
hosszú élet
immer noch fest umklammert, als sie hintenüberkippte, rückwärts in die Flammen, in die alles verzehrende Hitze.

Kapitel 29
    Region Aquitaine, Frankreich
    Heute
    L eah stand auf der Plattform und hielt sich am Geländer fest, als das Feuer in der Mühle ausbrach. Selbst an der Stelle, wo sie stand, mehrere Meter von der Tür entfernt, spürte sie die
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