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Der Autor und sein Werk

Der Autor und sein Werk

Titel: Der Autor und sein Werk
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Neubauten nicht gestört werden. Mit vier Worten: Es riecht nach Millionen. Präzise: 23 Millionen Konsalik-Bücher (inzwischen 42 Mill. D. Verl.) haben bisher die Druckerei verlassen. Übersetzt sind sie in 16 Sprachen. Elf seiner achtzig Romane wurden verfilmt.
    Ich gehe, nein: ich schreite, durch die Pforte zum Wohnhaus und klingle. Erst begrüßt mich der Hund, dann der Herr. Der Hund bellt, der Herr lächelt. Auf den Fotos, die ich kenne, sieht Heinz G. Konsalik immer etwas verkniffen aus; davon kann jetzt nicht die Rede sein: Er taut schnell auf, er gibt bereitwillig Auskunft, er ist Kölner, sein Freund heißt Millowitsch.
    Wir gehen zum Gästehaus in sein Arbeitszimmer, besser: Arbeitssaal. Neben einem Schreibtisch und einer Sitzecke ist das auffälligste Möbelstück eine Bar. »Beim Schreiben trinke ich allerdings grundsätzlich keinen Alkohol, der hat auf mich sofort eine einschläfernde Wirkung.«
    Frau Konsalik bringt Kaffee, dann fährt sie zum Düsseldorfer Flughafen, um die Tochter abzuholen. Konsalik erzählt:
    Eigentlich heißt er Günther, Heinz Günther. »Die Günthers entstammen einem alten sächsischen Rittergeschlecht, der Reichsfreiherrn von Günther zu Augustusburg. Die Augustusburg im Erzgebirge ist unser Stammsitz. Nun gibt es als Günther schon eine Reihe Schriftsteller, und da hab' ich mir gesagt: Nimm den Mädchennamen deiner Mutter – Konsalik – und bau ihn auf als Schriftstellername. Der Name Konsalik kommt, wenn man ihn zurückverfolgt, aus dem Bulgarischen.« Ausgesprochen: Konsálik, darauf legt er Wert. Geboren ist Heinz Günther in Köln, 1921. Seine Laufbahn als Schriftsteller begann früh: »Mit zehn Jahren schrieb ich meinen ersten Roman über einen Indianerstamm, mit 14 eine Novelle, mit 17 ein griechisches Drama, mit 18 eine Komödie. Den ersten Abdruck in der Presse erlebte ich mit 16 Jahren – es war die Geschichte eines alten Schuhs.« Nach dem Abitur sollte er, auf Wunsch des Vaters, Medizin studieren. Heimlich aber belegte er Theaterwissenschaft, Literaturgeschichte und Zeitungswissenschaft. Der Krieg unterbrach das Studentenleben. »Ich wurde Kriegsberichterstatter. Von der berühmten Rollbahn Orscha – Smolensk - Moskau habe ich dieses Andenken.«
    Er hebt seinen linken Arm. »Vollkommen zerschossen.« Früher war die Hand gelähmt, jetzt kann er sie wieder bewegen. In den Nachkriegsjahren lebte er vorwiegend vom Gehalt (248 Reichsmark pro Monat) seiner Frau Elsbeth, die als Lehrerin arbeitete. In dem Roman ›Die Rollbahn‹ hat er ihr Schicksal beschrieben. Konsalik selbst versuchte, mit Kurzgeschichten über die Runden zu kommen. »Von fünfzig, die ich Redaktionen anbot, kamen achtundvierzig zurück.« 1950 endlich das große Erfolgserlebnis: Die Illustrierte ›Der Rheinische Hausfreund‹ druckte einen Konsalik-Roman und überwies ein für die damalige Zeit ungeheuer üppiges Honorar von zweitausend Mark. »Ich bekam das Geld beim Postamt in Attendorn in zwanzig Hundertmarkscheinen, lief direkt zur Schule, in der meine Frau unterrichtete, holte sie aus der Klasse, zeigte ihr im Flur die Scheine, und wir fielen uns in die Arme.«
    Tausendvierhundert Mark investierten sie in einen altdeutschen Bücherschrank, der ihnen schon lange ins Auge gestochen hatte. Sein Ehrenplatz ist noch heute im Wohnhaus. »Ein Symbol für mich. Ich würde ihn nie weggeben, auch wenn wir gezwungen wären, uns zu verkleinern. Notfalls baue ich ein neues Haus um diesen Schrank herum.«
    Nach kurzen Zwischenspielen als Leiter der dramaturgischen Abteilung eines Buchverlags und Chefredakteur einer Kölner ›lustigen Illustrierten‹ sagte er endgültig dem Angestelltendasein adieu (»Ich habe einen unbändigen Freiheitsdrang. Und gegen ein Wort bin ich allergisch: Du mußt!«) und konzentrierte sich auf seine Kriegs/Polit/Liebes-Prosa: ein Illustriertenromanschreiber wie viele andere – bis 1956, als im Kindler Verlag ›Der Arzt von Stalingrad‹ erschien.
    »Das war der Durchbruch.«
    Die Mixtur Gefangenenlager in Rußland/deutscher Arzt als Held, das Reizwort ›Stalingrad‹ und der glückliche Umstand, daß nach Adenauers Moskau-Verhandlungen einige tausend ehemalige Landser in die Bundesrepublik zurückkehrten, trafen ins Schwarze. Die Weltauflage liegt heute bei 3 Millionen Exemplaren, jedes Jahr werden noch ein bis zwei Neuauflagen gedruckt. Mit dem ›Arzt von Stalingrad‹ war der Name Konsalik zum Markenzeichen geworden, und, wie es ein Verlagsprospekt albern formuliert,
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