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Der Außerirdische ist auch nur ein Mensch

Titel: Der Außerirdische ist auch nur ein Mensch
Autoren: Harald Lesch
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ist als der Normalfall. Also, im Normalfall passiert ja auch schon immer etwas, hier und da so ein kleines
Unglück. Sie wissen schon: Frühstücksei auf der frischen Krawatte, bei unpassender Gelegenheit aufgedonnert, Bananenschale übersehen …
    Aber eine Katastrophe, das ist nicht nur ein etwas größeres Unglück, sondern das ist eine Riesen… ja eben: eine Riesenkatastrophe. Also wenn richtig viel kaputtgeht und wenn sehr viele Leute davon betroffen sind, dann spricht man von einer Katastrophe.
    So was geht ja weit über Sie und Ihr Problem mit der Bananenschale hinaus; es sein denn, Sie reißen im Fallen gleich noch den Marktstand, an dem Sie sich festhalten wollten, und den Gemüsehändler und mindestens fünf weitere Kunden mit zu Boden. Und die herumkullernden Melonen verursachen auf der Straße eine Massenkarambolage.
    Aber eine richtige Katastrophe wäre das wohl immer noch nicht, auch wenn es Ihnen vermutlich so vorkommt, wie Sie da auf dem Rücken liegen und den Himmel nicht mehr sehen können vor lauter Gemüse und Obst und schimpfenden Marktfrauen, die sich den Tag sicher auch anders vorgestellt haben.
    Eine richtige Katastrophe - muss ich Ihnen das jetzt wirklich erklären? Wie das ist, wenn irgendwo eine Riesenwelle über einen Strand läuft und es waren ein paar tausend Menschen auf dem Strand, also vor der Welle, und die sind dann weg? Das ist eine Katastrophe.
    Oder Umweltkatastrophen. Wenn ein ganzer Industriekomplex plötzlich explodiert und sich Dioxin
über hundert Quadratkilometer verbreitet. Oder hier: Tschernobyl. Haben Sie schon vergessen? Oder verdrängt? Das sind echte Katastrophen!
    Und das sollten wir uns immer mal wieder vor Augen halten, wenn das arme Tier in uns mit uns durchgeht. Wenn wir einen Tag hinter uns haben, an dem das Frühstücksei danebengegangen ist oder sich eine Banane in selbstmörderischer Absicht vor unsere Füße geworfen hat. Das ist Alltag ! Aber wirklich keine Katastrophe. Sondern nur der ganz normale Wahnsinn. Leben eben.

Leben ist tödlich
    Risiko
    Riiisiiikooo! Uah! Ist es Ihnen in den gefühlten Anfangsjahren des Fernsehens in Ihrem Ohrensessel bei diesem Wort auch immer kalt den Rücken hinuntergelaufen? Ja, das waren noch Zeiten, als es nur drei Programme gab und die halbe Nation dabei zugesehen hat, wie Experten auf dem Gebiet der Bevölkerungsstruktur Pompoloniens oder des Fortpflanzungsverhaltens des Schwarzen Kiefernprachtkäfers (das übrigens dabei helfen kann, Waldbrände frühzeitig zu erkennen: der Käfer als Feuermelder sozusagen) erst Fragen beantworten mussten und später mit eigentümlichen Kopfhörern versehen in
Glaskugeln gesteckt wurden, in denen sie - begleitet von dramatischer Musik und einer unerbittlich tickenden Uhr - mysteriöse Umschläge öffnen mussten.
    Das war noch richtiges Lehrfernsehen! Da hat man den Leuten noch direkt am Gesicht ablesen können, was Risiko bedeutet. Da traten dann ganz langsam die Schweißperlen auf die gekräuselte Stirn und über den Köpfen formierten sich riesige Fragezeichen: Was soll ich tun? Was wird werden? Aber diese Fragen kann man sich nur stellen, wenn man Möglichkeiten hat. Oder im Fernsehen ist.
    Man könnte sagen, Risiko ist nur dann in der Welt, wenn man verschiedene Optionen des Handelns hat. Wenn es also eine gewisse Wahrscheinlichkeit gibt, dass ein negatives Ereignis eintreten könnte. Oder wenn es eine gewisse Wahrscheinlichkeit gibt, dass ein negatives Ereignis multipliziert mit einer finanziellen Belastung eintritt. So etwas erhöht das Risiko gleich ungemein. Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass ein Risiko selten allein kommt. Ist ja auch schöner für so ein Risiko, wenn es nette Begleitung hat.
    Wenn Sie jetzt zum Beispiel in der Quizsendung die Risikofrage richtig versemmelt hätten, weil Sie leider nicht wussten, dass Ihr Hauskäfer einen direkten Draht zur Feuerwehr hat, dann wäre das so ein Fall für den Risiko-Escortservice. Sie haben nicht nur die einmalige Gelegenheit ergriffen, sich vor einem Millionenpublikum zu blamieren, sondern auch gleich die Kohle aus
den Händen gegeben, die Sie doch schon so fest eingeplant hatten.
    Einfach, weil Sie sich verzockt haben! Weil Sie dem allzu menschlichen Drang der Selbstüberschätzung nachgegeben haben.Weil Sie nicht einkalkuliert haben, dass die Sache auch schiefgehen könnte.
    Aber letzten Endes ist es doch so: Uns interessiert ein Risiko eigentlich nur dann, wenn es verspricht wirklich teuer zu werden. Das sind
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