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Der Außerirdische ist auch nur ein Mensch

Titel: Der Außerirdische ist auch nur ein Mensch
Autoren: Harald Lesch
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das gedacht?
    Sie hat keine Zielscheibe, auf die sie ihren Pfeil schießt, also eine neue Art von irgendeinem Organismus,
den sie hervorbringen will, nein, die Evolution schießt einfach los. Schießt einfach den Pfeil ab. Und damit in gewisser Weise den Vogel. Oder kennen Sie jemanden, der geschätzte 4000 Millionen Jahre an irgendetwas herumdoktert (damals waren es noch Einzeller) und immer noch nicht weiß, was daraus werden soll?
    Das würde heutzutage ja kein Projektleiter mehr mitmachen. Es sei denn, Sie arbeiten bei der Kirche. Die tut sich da etwas leichter und verweist darauf, dass wir nicht etwa das zufällige Produkt der Evolution seien (wobei die Produkteinführung wirklich sehr lange gedauert hat), sondern vielmehr die Frucht eines Gedankens Gottes. Der Mann hat Zeit. Die Wissenschaft nicht, und deswegen sieht sie die Sache etwas anders.
    Jedenfalls: Wenn der einfach so abgeschossene Pfeil irgendwo getroffen hat, nämlich in der Gegenwart, dann malt die Evolution gewissermaßen um die Stelle, wo der Pfeil eingeschlagen ist, Kreise. Auf diese Art und Weise entwickelt sich nach relativ kurzer Zeit eine Zielscheibe - und zwar von ganz alleine. Die war nicht vorher da, sondern der Pfeil ist einfach losgeschossen worden und die Kreise, die da gezogen wurden, symbolisieren gewissermaßen die Anpassung dieses neuen Organismus an die Umwelt.
    Das heißt, die Evolution ist im Grunde ein Selbstüberprüfungsverfahren. Sie findet im Nachhinein heraus, ob das, was sie vorher getan hat, auch gut war. Und wenn das nicht der Fall ist, lässt sie den Organismus mir
nichts, dir nichts am ausgestreckten Arm verhungern. Oder passt ihn an die veränderte Umwelt an. Und wir merken im Zweifelsfall gar nicht, welche gefährlichen Raubdinosaurier sich hinter der harmlosen Maskerade von Federvieh landauf, landab in den Hühnerställen zusammengerottet haben. Na ja, sei’s drum.
    Also eigentlich müssten wir es ja genauso machen wie die Evolution. Wenn wir richtig clever wären, dann würden wir uns immer, wenn wir etwas getan haben, im Nachhinein fragen, ob denn das, was wir da gemacht haben, tatsächlich zu dem Ziel geworden ist, das wir erreichen wollten. Reflexion eben.
    Die Evolution tut das und denkt gewissermaßen immer mal wieder über sich selbst nach. Trotzdem ist sie ziellos. Das heißt nicht, dass sie sinnlos wäre. Vielleicht sinnfrei, aber nicht sinnlos. Denn der Prozess der Schaffung neuer Möglichkeiten, also der Vorgang, etwas Neues in Gang zu setzen, die verschiedenen Kombinationen von Atomen und Molekülen, die ständig etwas Neues kreieren, scheinen in der Natur der Natur zu liegen.
    So gesehen ist Evolution eigentlich eine außerordentlich optimistische Sache.

Kakerlaken im Keller
    Artenvielfalt
    Ara, Ahorn, Begonie, Bär, Chrysantheme, Chamäleon, Dorsch, Dattel, Fisch, Flieder, Geranie, Giraffe, Hängebauchschwein, Hanf, Igel, Iris, Jaguar, Katze, Kerbelkraut, Löwe, Luchs, Lachs, Lupine, Mais, Maiglöckchen, Maulwurf, Natter, Narzisse, Opossum, Osterglocke, Panda, Panther, Phlox, Qualle, Quitte, Rhinozeros, Ringelblume, Schlange, Schlehe, Tapir (haben Sie schon mal einen Tapir gesehen?),Tulpe, Uhu, Ulme,Vielfraß,Vogelbeere, Waran, Warzenschwein, Weide, X fällt mir nichts ein, Y ist Yak und Z ist Zebra. Das ist Artenvielfalt!
    Oder fanden Sie diese Reihung jetzt unerheblich? Oder gar unnütz? Dann sollten Sie schleunigst noch einmal in sich gehen. Denn stellen Sie sich vor, Sie kennen das Tier nicht, dem Sie plötzlich Aug in Aug im Wald gegenüberstehen. Jaha! Nur wenn Sie wissen, ob das Vieh Ihnen Böses will, werden Sie diese Begegnung eventuell überleben. Der richtige Umgang mit Flora und Fauna will eben gelernt sein. Und das werden wir nur schaffen, wenn wir immer wieder die Liste von A bis Z, die Sie gerne erweitern können, vor unserem geistigen Auge herunterbeten. Oder auch laut aufsagen. Lärm hilft ja in manchen Situationen, allerlei Getier in die Flucht zu schlagen. Bei Pflanzen soll Zuspruch übrigens auch
hin und wieder helfen, wobei die empfindsameren Gewächse vielleicht allergisch darauf reagieren könnten, wenn sie mit falschem Namen angesprochen werden. Sie sehen, auch hier ist fundierte Kenntnis der unzähligen Arten hilfreich.
    Wo war mein Ausgangspunkt? Hier: Es wäre schade, wenn Sie die Rubrik »Artenvielfalt« für unerheblich oder unnütz hielten, auch wenn Ihnen manche Arten vielleicht unnütz erscheinen mögen. Oder gar ein Ärgernis sind wie Kakerlaken im Keller. Oder Wanzen
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