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Der Auftrag

Der Auftrag

Titel: Der Auftrag
Autoren: Jutta Ahrens
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des Sonnenpriesters Jaryn. Im Gegensatz zu Lenthors brüsker Zurückweisung der Anschuldigung hatte Doron jedes Wort geglaubt, und er konnte sich keinen Reim darauf machen. Vielleicht wussten seine Gäste mehr.
    Zu Sagischvar und Suthranna, den beiden obersten Priestern der höchsten Tempel im Land, hatte sich diesmal auch Anamarna gesellt. Der Weise von Kurdur hatte sich auf den langen Weg gemacht, allerdings hatte er sich von einem Ochsenkarren mitnehmen lassen. Sein Schüler Aven hatte ihn begleitet, er durfte jedoch nicht an der Besprechung teilnehmen.
    »Es ist also beschlossene Sache«, eröffnete Doron das Gespräch. »Alle Unwägbarkeiten wurden bedacht? Der Fluch wird diesmal aufgehoben? Er wird wirkungslos sein?«
    Doron hatte seine Frage in die Runde gerichtet, aber die beiden Priester überließen dem Ältesten das Wort. Anamarna nickte. »Wir haben die erforderlichen Nachrichten erhalten und überprüft und glauben, dass der Anwärter …« Anamarna zögerte etwas bei diesem Wort und fasste Doron scharf ins Auge, doch dessen Züge verrieten nicht das geringste Gefühl. »… dass er den Fluch überwinden wird, ja dass er ihn bereits überwunden hat. Seid auch Ihr bereit zu dem, was Ihr gelobt habt, mein König?«
    »Zum Wohle des Landes und um Razoreth in die Schranken zu verweisen, werde ich meine Pflicht tun, wie wir es seinerzeit vereinbart haben«, erwiderte Doron steif. »Wann soll die Zeremonie stattfinden?«
    »Wir dachten an den letzten Tag des Erntemonats.«
    Doron nickte. »Ich bin einverstanden. Ich möchte euch jedoch von einer merkwürdigen Sache berichten, die ich heute erfahren habe.« Dabei sah er Sagischvar an. »Gibt es im Sonnentempel heimliche Kerker mit Geräten, die man zum Verhör von Verbrechern einsetzt?«
    Sagischvar runzelte die Stirn. »Sprecht Ihr von Folterkammern, mein König? Nein, natürlich nicht. Wer behauptet so etwas? In unseren Kellerräumen befindet sich nur unser Archiv.«
    »Mir wurde zugetragen, dass einer der Gesetzlosen, die in den Rabenhügeln hausen, vor einiger Zeit unser Gefangener war. Er wurde jedoch aus dem Jammerturm befreit.« Doron machte eine kleine Pause. »Von Jaryn.«
    »Von Jaryn?« Sagischvars Miene spiegelte äußerste Bestürzung wider. »Das muss ein Irrtum sein. Weshalb sollte er sich mit solchen Kreaturen abgeben?«
    »Das eben ist die Frage«, nickte Doron. »Tatsache ist, dass der Gefangene sich nicht mehr im Jammerturm befindet. Er wurde an der Grenze zu Xaytan gesichtet.«
    »Und wer beschuldigt Jaryn?«, fuhr Sagischvar zornig auf.
    »Der Hauptmann der Eisernen Garde.«
    Sagischvar sah sich im Kreis um. »Wisst ihr von dem Vorfall?«
    Beide Männer schüttelten die Köpfe.
    »Könnte Borrak einen persönlichen Grund haben, Jaryn zu beschuldigen?«, fragte Suthranna.
    »Das weiß ich nicht.« Doron zeigte plötzlich Gefühle, allerdings schienen sie von Missbehagen geprägt. »Ihm gegenüber haben wir die Vorwürfe zurückgewiesen, das mussten wir tun. Ungeheuerlich, wenn eine solche Tat ans Licht käme.«
    »Am besten wäre es doch, wir fragten Jaryn selbst«, schlug Anamarna vor. »Vielleicht gibt es zwischen ihm und dem Gesetzlosen eine Verbindung, von der wir nichts wissen.«
    »Völlig ausgeschlossen.« Dorons ohnehin verschlossene Miene wurde frostig. »Es muss sich um einen Irrtum handeln, aber wir müssen ihn aufklären. Wo befindet er sich denn jetzt? Im Tempel?«
    Sagischvar schüttelte den Kopf. »Er hat Margan verlassen. Sein Diener Saric meinte, er werde in drei oder vier Tagen wieder zurück sein.«
    »Ihr wisst nicht, wo er ist? Wie ist das möglich?« Die kupferne Hautfarbe spielte jetzt ins Rötliche. »Wird er nicht ununterbrochen bewacht?«
    »Natürlich nicht«, entgegnete Sagischvar ungehalten. »Er ist auf der Suche nach dem Prinzen, da hat er freie Hand.« Er wandte sich an Suthranna. »Weiß Caelian etwas?«
    »Er hat ihn diesmal nicht begleitet, Jaryn wollte es nicht.«
    »Ein Fehler«, meinte Doron leicht gereizt. »Hoffen wir, dass er bald zurückkehrt. So schändlichen Gerüchten muss man zeitig vorbeugen. Unruhen in Margan wären verhängnisvoll.«
    Darüber herrschte Einvernehmen. Plötzlich hatten es alle eilig, das Gespräch zu beenden. Während die Gäste aus dem Palast geleitet wurden, ordnete Doron an, den Vorfall mit dem Gesetzlosen zu untersuchen: Wie es zu seiner Gefangennahme kam, was die Ursache dafür war und ob der Sonnenpriester Jaryn tatsächlich etwas damit zu tun hatte. Alles hatte mit
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