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Der Aufstand

Der Aufstand

Titel: Der Aufstand
Autoren: Sean McCabe
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die Augen. Sein leergeschossenes Gewehr hatte er längst weggeworfen. Jetzt blieb ihm nur noch das Kreuz, das er vor sich hielt wie eine Fackel.
    Am oberen Ende der Treppe erschien ein gutes Dutzend schwarz gekleideter Gestalten mit gezückten Klingen und wilden, schmerzverzerrten Gesichtern. Ihr Anführer öffnete den Mund, und das Letzte, was Joel von ihm sah, waren seine gefletschten Eckzähne.
    Dann vernichtete ihn das Kreuz. Es war, als würde er einen Angriff der feindlichen Infanterie mit einem Maschinengewehr niedermähen, nur dass das einzige Geräusch dabei die verzweifelten Schreie der Vampire waren, während ihre Körper von der Kraft, die von seiner Hand ausging, in Stücke gerissen wurden. Die letzte Gestalt, die auf die Treppe getaumelt kam, war eine Frau. Ihr blondes Haar wehte im Wind, als sie mit aufgerissenem Mund auf ihn zustürzte. Sie schrie auf, als ihre Kameraden vor ihr vernichtet wurden, rannte aber zu schnell, um noch anhalten zu können. Fünfzehn Meter vor Joel gelangte ihr Körper in das Energiefeld des Kreuzes und fiel auseinander wie verbranntes Papier.
    Joel hielt das Kreuz höher und schleppte sich vorwärts.
     
    A lex und Rumble irrten etwas abseits vom Geschehen durch das Schloss. Sie hasteten durch eine bogenförmige Tür und fanden sich in einer Waffenkammer voller alter Kanonen und Rüstungen wieder. Säbel, Schilde, Hellebarden und Wurflanzen zierten die Wände. Alex erspähte eine offene Seitentür, die in einen langen, finsteren Korridor führte. «Ich denke, hier könnten wir uns irgendwo verstecken, Harry.»
    Rumble antwortete nicht.
    «Harry?» Sie drehte sich um.
    Im selben Augenblick fiel Harry auf die Knie. Sein abgetrennter Kopf blickte verblüfft zu ihr hoch, bevor er über den Boden kullerte und sein Körper nach vorn kippte.
    Lillith stieg mit wild funkelnden Augen über ihn.
    «Das ist alles deine Schuld, du Schlampe», zischte sie und schwang mit voller Kraft und ungeheurer Schnelligkeit ihr Schwert. Nur knapp konnte Alex der zischenden Klinge ausweichen. Keine zwei Meter von ihr entfernt hing quer über einem karmesinroten Schild an der Wand eine Reihe glänzender Waffen. Sie sprang darauf zu und packte das Heft eines langen, gebogenen Schwerts.
    Mit gebleckten Zähnen holte Lillith erneut zu einem Hieb aus, der Alex enthauptet hätte, wenn sie ihn nicht mit ihrer eigenen Klinge pariert hätte. Die hohe Rüstkammer war bald vom Zischen und Klirren der Klingen erfüllt. Lillith schlug mit ungeheurer Energie zu, während Alex verzweifelt die Hiebe parierte.
    «Du kannst mich nicht besiegen», erklärte Lillith mit einem höhnischen Grinsen. Alex war bereits fast bis an die Wand zurückgedrängt und hatte keinen Raum mehr zum Ausweichen, als das Schwert seitwärts auf sie zugezischt kam. Sie hob ihre eigene Klinge, um den Schlag abzuwehren, doch es riss ihr das Heft aus der Hand, und die Waffe fiel krachend zu Boden.
    «Was habe ich gesagt?» Lillith trat grinsend einen Schritt zurück. Als sie aber ihr Schwert für den tödlichen Schlag hob, geriet sie plötzlich ins Wanken und stieß einen Schmerzensschrei aus.
    Während Lillith zu Boden ging, entdeckte Alex in der Tür der Rüstkammer auf der gegenüberliegenden Seite des Raums Joel Solomon. Er war voller Blut und konnte sich kaum mehr aufrecht halten. Dann spürte auch Alex den Schmerz und rannte verängstigt weg. Lillith krabbelte wie ein verletztes Insekt auf den Ausgang zu. Als Joel einen Schritt vortrat, wartete Alex darauf, dass die Kraft des Kreuzes auch sie vernichtete. Ihre Blicke trafen sich.
    «Komm schon», rief sie ihm zu, «töte mich.»
    Ein paar Schritte weiter, und die Macht des Kreuzes würde sie zerreißen. Er schien auf sie zustürzen zu wollen, als er unvermittelt innehielt und sich geschwächt an den Torbogen lehnte.
    «Ich kann nicht», murmelte er. Er schloss die Augen, und einen Moment lang schien es, als würde er gleich in Ohnmacht fallen. «Ich kann nicht.»
    «Aber du wolltest es doch, oder? Du hast gesagt, du würdest mich vernichten, wenn du mich das nächste Mal siehst. Worauf wartest du noch?»
    Durch das Blut in seinem geschundenen Gesicht liefen Tränen. «Warum ausgerechnet du? Warum musstest du eine von denen sein?»
    «Bring es zu Ende!», rief sie. «Zieh es nicht in die Länge.»
    Er aber schüttelte den Kopf. Erschöpft hob er seine leere Hand und deutete auf die Seitentür. «Verschwinde von hier und komm mir nie wieder unter die Augen.» Dann trat er zurück und bewegte
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