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Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt

Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt

Titel: Der Aufstand Auf Dem Jahrmarkt
Autoren: Ellis Peters
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Dienstpersonal in den Hof hinausgeschleppt hatte, um unter dem Hausrat etwas zu finden, womit er solch eine Barriere durchbrechen könnte. Die Küche war ausgeräumt worden, es gab Fleischmesser und Hackbeile, aber noch besser, dort lag ein Haufen Waffen aus dem Rittersaal. Einer von Corbieres Vorfahren hatte, wie es schien, die Streitaxt bevorzugt. Und diese feigen Geschöpfe des Haushalts hatten keinen Versuch unternommen, eine so handliche Waffe zu gebrauchen! Ihr Herr konnte rösten, bevor sie eine verbrannte Hand für ihn riskieren würden.
    Philip jagte die steinerne Außentreppe hinauf, drei Stufen auf einmal nehmend, und in die raucherfüllte Höhle des Palas. Die Hitze war hier nicht so stark, dicke Steinwände hielten sie ab, und auch der Boden war über den mächtigen Tragbalken des Erdgeschosses mit Steinplatten belegt. Der schlimmste Feind war der Rauch, der beim ersten Atemzug scharf und giftig in Kehle und Nase biß. Er nahm sich ein paar Augenblicke Zeit, um den Kittel herunterzureißen und ihn um den Kopf zu binden, daß er Nase und Mund bedeckte. Dann tastete er sich an der Wand entlang durch den raucherfüllten Raum zum anderen Ende, von wo die Hitze und der Qualm herandrangen. Er dachte nicht nach, er tat, was er zu tun hatte. Emma war irgendwo in diesem Inferno, und es kam nur darauf an, sie herauszuholen.
    Er fand die Stufen zur Galerie, indem er über die erste stolperte, dann sprang er geduckt hinauf, denn es schien, daß die Hauptmasse des Rauches sich unter dem Dach entlangwälzte. Den Umriß der Tür erkannte er an dem Rahmen aus Rauch, der in einem dünnen, gleichmäßigen Strom aus den Ritzen quoll. Die Eichenplanken selbst brannten noch nicht. Er hämmerte und warf sich gegen die Tür und rief, aber von innen kam kein Geräusch als das Tosen und Knistern des Feuers. Er mußte sie einschlagen.
    Wie ein Berserker holte er aus und schlug mit der Streitaxt nach dem Schloß. Die Tür war massiv, das Holz hart und glatt, aber weniger scharfe und gefährliche Äxte hatten die Bäume gefällt, aus denen sie gemacht war. Der Rauch brannte ihm in den Augen, Tränen behinderten seine Sicht, befeuchteten aber den Stoff, der Mund und Nase bedeckte. Die Schläge rissen Splitter aus den Planken der Tür, doch das Schloß hielt. Philip arbeitete weiter. Die Axt schlug einen tiefen Spalt über das Schloß, so tief, daß er Mühe hatte, sie herauszuziehen. Wieder und wieder schlug er auf dieselbe Stelle, sah die Splitter fliegen, und plötzlich sprang die Tür mit einem harten, metallischen Kreischen auf, klemmte aber sogleich wieder, als er sie eine Handbreit aufgestoßen hatte. Der obere Teil, als er die Hand durchsteckte, bot keinen Widerstand. Er fühlte im Inneren am Boden entlang und schloß die Finger um einen Zopf seidig weichen Haares.
    Sie war da, lag im Inneren vor der Tür, und obwohl die Hitze, die ihm entgegenschlug, unerträglich war, hatte sie dort am Boden nur der Rauch erreicht, noch nicht die Flammen.
    Das Öffnen der Tür hatte den Zustrom frischer Luft, die die Flammen nährte, mit einem Schlag vervielfacht, und jenseits des dichten Rauches loderte eine derartige Glut auf, daß ihm nur noch Augenblicke blieben, bevor die Feuersbrunst sie beide einschließen würde. Mit aller Macht stemmte er sich gegen die Tür, um Emmas Arm zu fassen und sie beiseite zu ziehen, so daß er die Tür gerade weit genug öffnen könnte, um sie durchzuzerren.
    Eine gewaltige Explosion der frisch angefachten Lohe sandte eine Stichflamme durch die Öffnung, die ihm das Haar versengte. Dann hatte er sie über die Schwelle gezogen, hob die weiche, schlaffe Last auf die Schultern und rannte, halb fallend, halb taumelnd die Galerie entlang zur Treppe. Das Feuer begnügte sich damit, nach seinen Fersen zu schnappen. Bis er viel später die Schuhe auszog, bemerkte er nicht einmal, daß die Dielenbretter der Galerie unter seinen Füßen bereits geschwelt hatten.
    Keuchend und am Ende seiner Kräfte, erreichte er den Eingang zum Palas und mußte sich mit seiner Last auf die steinernen Stufen setzen, um nicht mit ihr zu fallen. Begierig sog er die von draußen einströmende reine Luft ein und zog sich den angesengten, von Rauch und Ruß beschmutzten Kittel vom Gesicht. Sehvermögen und Gehör waren getrübt, er wußte nicht einmal, daß Hugh Beringar und seine Wache in den Hof galoppiert waren, bis Bruder Cadfael die Treppe heraufeilte, um ihm Emma abzunehmen.
    »Guter Junge! Ich habe sie. Komm mit hinunter - stütz
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