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Der Aufbewarier (German Edition)

Der Aufbewarier (German Edition)

Titel: Der Aufbewarier (German Edition)
Autoren: Béla Bolten
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wenig Personal. Nach diesem Gespräch hier melden Sie sich aber sofort auf Ihrem Revier. Ich will Sie hier nicht mehr sehen. Ab jetzt laufen Sie sich wieder Plattfüße auf den Straßen unserer schönen Reichshauptstadt.«
    Daut nickte nur schweigend, und Rudat forderte Rösen deutlich freundlicher auf, den Ablauf der Verhaftung zusammenzufassen.
    »Wie ich schon sagte, hatte der Kollege Daut den Verdacht, August Quint könnte etwas mit der Tat zu tun haben. Er brauchte Geld für die kostspielige Hochzeit seiner Tochter, was ein hinreichendes Motiv für die Tat war. Deswegen haben wir den Verdächtigen observiert. Tatsächlich versuchte er in der Nacht, die der Grahn gestohlenen Wertgegenstände in einer Laube zu verstecken. Es handelt sich um einige Schmuckstücke und zwei Zwanzig-Reichsmark-Goldmünzen. Den Schmuck hat der Ehemann des Opfers, Werner Grahn, inzwischen identifiziert.«
    Rösen wartete einen Moment, ob Rudat weitere Fragen hatte, und setzte, als dieser nur zustimmend nickte, hinzu:
    »Quint ist im Moment nicht vernehmungsfähig, weil der Kollege Daut ihn bei einem Fluchtversuch niedergestreckt hat.«
    Rudat öffnete die Zigarrenkiste auf seinem Schreibtisch und entnahm eine Brasil, die er zwischen den Fingern rollte.
    »Gute Arbeit, Rösen. Holen Sie ein Geständnis aus dem Mann raus, dann führen wir ihn dem Staatsanwalt zu, und in spätestens einer Woche wartet der Henker auf ihn.«
    »Da gibt es nur ein Problem, Herr Kriminalrat. Das Opfer war Jüdin, und Quint ist verdienter Parteigenosse und Zellenleiter. Angeblich kennt er den Gauleiter persönlich.«
    »Also Goebbels«, ergänzte Daut.
    »Ich weiß, wer Gauleiter der Reichshauptstadt ist, Sie Simpel.«
    Rudat sprang auf ging im Raum auf und ab, dabei die Zigarre paffend.
    »In diesem Fall müssen wir uns Rückendeckung in der Albrechtstraße holen. Ich kümmere mich drum. Warten Sie erst mal ab, Rösen. Sie hören von mir.«

Sechsundvierzig
     
     
    Als Daut um vier Uhr nachmittags das Polizeirevier betrat, hatte er das Gefühl, im Stehen einschlafen zu können. Die unwirkliche Ballnacht, die Observation und Verhaftung von Quint und nicht zuletzt die Konfrontation mit Rudat hatten ihn mürbe gemacht. Die sechs Stunden Streifengang mit Gisch waren da nur noch das Tüpfelchen auf dem I gewesen. Er fühlte sich völlig ausgelaugt und sehnte sich nur noch nach seinem Bett.
    Als Gisch und er die wenigen Vorkommnisse ihrer Schicht in das Revierbuch eintrugen, betrat der Revierhauptmann den Raum. Er würdigte seine Beamten keines Blickes, sondern blätterte in einer dicken Akte.
    Daut überlegte. Vielleicht kam so eine Gelegenheit nie wieder. Er bemühte sich, es so gelassen und nebensächlich wie möglich klingen zu lassen, als er von Grätz ansprach.
    »Herr Revierhautpmann, ich habe da eine Frage.«
    Von Grätz schaute nicht von seiner Akte auf.
    »Schießen Sie los.«
    »Entfernte Verwandte von mir hat es Montagnacht erwischt. Ihr Haus ist komplett ausgebombt, sie konnten nur ein paar Möbelstücke aus der Ruine bergen. Alles andere ist weg, einfach futsch. Auch alle Papiere sind verbrannt. Was macht man eigentlich in so einem Fall?«
    Von Grätz schaute kurz von seiner Lektüre auf.
    »Mann, Daut, das sollte Sie als Wachtmeister eigentlich wissen. Schicken Sie Ihre Leute zum für ihren Wohnort zuständigen Polizeirevier. Da lassen sie sich einen Bombenschein ausstellen, und mit dem gehen sie zur Meldestelle. Da wird man ihnen neue Papiere geben.«
    Das Telefon klingelte, und von Grätz meldete sich. Das Gespräch war kurz.
    »Sie scheinen ja immer noch gute Freunde bei den Kriminalen zu haben, Daut. Das war wieder dieser Rösen. Sie sollen sofort zum Alex kommen.«
    Daut atmete tief durch und ging zur Tür. Bevor er sie von außen schloss, rief der Revierhauptmann hinter ihm her.
    »Aber nicht, dass Sie glauben, Sie hätten morgen frei. Frühschicht. Antreten um sechs, damit das klar ist.«

Siebenundvierzig
     
     
    Als Daut Rösens Büro betrat, saß Rudat auf dem einzigen Besucherstuhl, also blieb er stehen.
    »So schnell sieht man sich wieder.«
    Rudat hatte ein seltsames Grinsen im Gesicht, das Daut nicht deuten konnte. Auf jeden Fall verursachte es ihm ein Ziehen in der Magengrube. Irgendetwas lief hier, von dem er keine Ahnung hatte.
    Rudat lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und fixierte Daut über die Schulter.
    »Um auch Sie in Kenntnis zu setzen: Ich hatte heute Mittag ein längeres Gespräch mit Kriminaldirektor Prause von der
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