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Der Aufbewarier (German Edition)

Der Aufbewarier (German Edition)

Titel: Der Aufbewarier (German Edition)
Autoren: Béla Bolten
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sich aber fein herausgeputzt heute.«
    Er lachte und fächelte sich Luft zu.
    »Und der Alkohol passt zur Kleidung der Herrschaften. Feinste Vorkriegsware, würde ich mal sagen.«
    »Lass mal gut sein, Ernst. Erzähl mir lieber, was sich hier getan hat.«
    Rösen berichtete im Telegrammstil. Quint war gegen sechs Uhr von der Arbeit nach Hause gekommen. Um sieben war er einmal ums Karree gelaufen, wobei er sich verdächtig oft umgesehen hatte. Es schien Rösen, als wollte er überprüfen, ob ihm jemand folgte. Er rauchte außerdem eine Zigarette nach der anderen. Seit acht Uhr hockte er in der Wohnung, und jetzt war es gleich ein Uhr. Ins Bett gegangen war Quint aber anscheinend noch nicht, denn in der Wohnung brannte Licht, man sah einen schwachen Schein durch ein Loch im Verdunkelungsrollo.
    Die Polizisten starrten in die Nacht hinaus. Rösen startete einen neuen Versuch, Daut auszufragen, was das für eine Feier gewesen sei, für die er sich derart als feiner Pinkel herausputzen musste. Als Daut keine Anstalten machte, darauf einzugehen, wechselte er das Thema.
    »Nun gut, wenn ich dir dazu nichts entlocke, reden wir halt noch einmal über dein plötzliches Interesse an falschen Papieren.«
    Daut reagierte barsch.
    »Ich habe kein Interesse an falschen Papieren.«
    »Wem auch immer du helfen willst, Axel, sei vorsichtig. Du stehst zwar nicht mehr so im Fokus wie noch vor einem Jahr, als ich dich schon in einem Lager verschwinden sah. Hast nach dem Kitty-Fall verdammt viel Schwein gehabt, und vor allem nach den Eskapaden deiner Frau.«
    »Hör auf, Ernst, das waren keine Eskapaden, und das weißt du genau. Luise ist da in etwas reingeraten, das sie nicht überblicken konnte. Sie ist halt ein herzensguter Mensch, und wenn sie irgendwo Ungerechtigkeit wittert, ist sie zur Stelle wie ein Muttertier.«
    Rösen antwortete beschwichtigend.
    »Hast ja recht, Axel. Ich wünschte mir manchmal, wir wären so wie Luise, eben nicht so abgestumpft.«
    Daut richtete sich ruckartig auf und deutete nach draußen.
    »Da. Er kommt raus.«
    Quint trug eine abgewetzte Aktentasche unter dem Arm. Daut und Rösen stiegen aus dem Auto und folgten ihm in sicherem Abstand. Quint lief die Rennbahnstraße hinunter Richtung Weißer See, bog dann aber rechts in die Schönstraße ein. Daut dachte erst, er wollte zum Friedhof. Er verwarf den Gedanken gleich wieder. Wer besuchte schon mitten in der Nacht das Grab seiner Frau, und natürlich passierte Quint den Friedhofseingang und bog rechts in die nächste Straße ein.
    Rösen erkannte es als Erster.
    »Er will in die Laubenkolonie.«
    Sie ließen sich etwas weiter zurückfallen. Quint bog zielsicher zwei Mal ab und betrat eine Laube.
    Daut und Rösen zögerten nicht. Sobald er die Tür des Gartenhauses hinter sich geschlossen hatte, betraten sie das Grundstück und bezogen links und rechts des Eingangs Position.
    »Aufmachen!«, brüllte Rösen.
    Daut konzentrierte sich auf die Geräusche aus der Laube. Es hörte sich an, als würde ein Fenster geöffnet.
    »Er will hinten raus türmen.«
    Daut sprintete um das Häuschen. Er kam genau in dem Moment auf der Rückseite an, als Quint aus dem Fenster sprang. Er richtete sich auf und blickte Daut an. Für eine Sekunde erstarrte er, als sei dieser Wachtmeister im Smoking eine Fata Morgana. Daut nutzte diesen Augenblick der Überraschung und versetzte ihm mit der Prothese einen Schlag gegen die Schläfe. Quint sackte bewusstlos zusammen.
    Rösen schaute durch das Fenster und grinste.
    »Ah, Old Woodhand hat wieder zugeschlagen.«
    Daut hielt lachend die Tasche hoch. »Was habe ich gesagt. »Folge der Spur des Geldes.«

Fünfundvierzig
     
     
    In Rudats Büro hatte sich in den fast zwei Jahren, seit Daut es nicht mehr betreten hatte, nichts geändert. Nur der Obersturmbannführer hatte deutlich an Gewicht zugelegt. Er schnaufte schon von den paar Metern von der Tür bis zum Schreibtisch und ließ sich mit einem Stöhnen in den schweren Sessel fallen.
    »Ich habe gehört, dass es heute eine Verhaftung gab in der Mordsache Grahn, Martha.«
    Rösen antwortete schneidig.
    »Jawohl, Herr Kriminalrat« - wann immer es möglich war, vermied er es, Rudat mit seinem SS-Rang anzusprechen - »der Kollege Daut und ich ...«
    Rudat fuhr bärbeißig dazwischen.
    »Kollege! Was soll das heißen. Ich hätte nicht gedacht, dass Sie mir noch mal in diesem Büro gegenüberstehen, Daut. Aber Ihr Freund Rösen vergeht ja vor Sentimentalität, und wir haben tatsächlich zu
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