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Der Atem Manitous

Der Atem Manitous

Titel: Der Atem Manitous
Autoren: Vampira VA
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    Und mit diesen Worten verwandelte sich Makootemane in das blutrünstigste aller Totemtiere.
    * Die Fassungslosigkeit lähmte nicht nur Invnaina.
    Aber er bezahlte den Bann des Zaubers, der sich vor seinen Augen abspielte, mit dem Leben.
    Makootemanes Konturen zerflossen.
    Er schüttelte das Menschsein ab wie eine Illusion, und aus der verblassenden Gestalt heraus stob etwas wesentlich Kleineres, aber Unerbittliches auf den Häuptling der Arapaho zu.
    Eine Fledermaus!
    Zumindest etwas, das diesem Bewohner dunkler Höhlen sehr ähnelte. Der erste Biß der scharfen Zähne fand gleich die Schlagader an Invnainas Hals.
    Der Häuptling taumelte rückwärts. Seine hochgerissenen Hände bekamen die ledrigen Hautflügel zu fassen, packten zu und versuchten das Tier, in das Makootemane sich verwandelt hatte, abzuwehren, von sich zu schleudern.
    Invnainas Entschlossenheit, nachdem er seine Starre überwunden hatte, verschuldete auch seinen schnellen Tod. Das geflügelte Tier hatte sich so tief in seiner Adern verbissen, daß sie - als Invnaina es von sich schleuderte - regelrecht zerfetzt wurden. Tödlich verheert Invnaina riß die Augen auf und schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen. Er röchelte, und seine Stimme ertrank gurgelnd im Blut, das seine Kehle füllte.
    Makootemane fand sich am Boden, wohin ihn die Abwehr seines Vaters geschleudert hatte, wieder. Die Zeugen seiner Metamorphose gerieten in hellen Aufruhr. Sakanatates Stimme verhinderte das to-tale Chaos, indem er wortgewaltig zu den Waffen rief. Kurz darauf zischten erste Pfeile durch die Luft. Einer davon durchbohrte Ma-kootemanes Schwinge und veranlaßte ihn, wieder in seine eigentliche Erscheinungsform zurückzufallen.
    Als er sich aufrichtete, packte er den Pfeil, der seinen linken Oberarm durchbohrte, und zerrte ihn wie etwas durch und durch Lästiges, aber nicht im mindesten Bedrohliches aus seinem Fleisch.
    Das Blut, das aus der Wunde schoß, ehe sie sich narbenfrei schloß, war von einer Farbe, die seine Stammesangehörigen in die nächste Irritation stürzte: leuchtend schwarz.
    Als Sakanatate erneut Pfeil und Bogen auf ihn richtete, fiel ein aus der Sonne kommender Schatten über ihn.
    Singend löste sich der Schuß von der Sehne.
    Und verfehlte das Ziel.
    Im nächsten Moment peitschte Gefieder um den Kopf des Kriegers, und die Krallen des Adlers bohrten sich in seine Schulter.
    Sakanatate schrie auf. Ein neben ihm stehender Arapaho wollte Makootemanes Verbündetem mit der Streitaxt den Garaus machen. Doch der Adler hob einen Sekundenbruchteil vor der heranfauchenden Klinge ab und schwang sich wieder hoch in die Lüfte, so daß nicht er, sondern Sakanatate unterhalb des linken Ohres getroffen wurde und wie ein gefällter Baum zu Boden ging.
    Hinein in das Klagen der Weiber und die kehligen Drohungen der Krieger schnitt ein gellender Pfiff, mit dem Makootemane nach seinem Adler rief. Nach dem gefiederten Freund, den der Häuptlingssohn, damals noch nicht flügge (sie beide nicht), aus einem Horst gestohlen und großgezogen hatte.
    Die Adler waren die Totemtiere des Stammes. Sie wurden seit Urzeiten verehrt. Man brachte ihnen Opfergaben, weil man überzeugt war, daß die Seelen der besten Krieger in ihnen wiedergeboren wurden.
    Es gab nicht wenige, die in diesen Augenblicken zweifelten, ob tatsächlich Makootemane vom Berg zu ihnen herabgestiegen war.
    Die Mythen kannten vielerlei Dämonen, die einen Stamm heimsuchen und ins Verderben reißen konnten.
    Den schrecklichsten Versucher nannte derjenige beim Namen, der in diesem Moment hinter Makootemanes Mutter aus dem Zelt herauswankte.
    »Feuer!«, krächzte der uralte Mann, der mehr gesehen hatte als die meisten der Arapaho. »Rückt ihm mit Feuer zu Leibe! Das kann nicht mein Enkel sein. Es ist ein gemeiner Trickster. Die Flammen werden ihm die Maske vom Gesicht zerren! Zögert nicht, sonst sind wir alle verloren ...!«
    *
    Makootemane brachte auch den Vater seines Vaters, den er in seinem vorherigen Leben geliebt und respektiert hatte, zum Schweigen.
    Vergangenes zählte nun nicht mehr.
    Als er von den gebrochenen Augen des zweibeinigen Kadavers aufblickte, brandete ihm ein Welle des Hasses entgegen. Fast noch gewaltiger, noch unversöhnlicher als beim Tod des Stammesführers.
    Erste Fackeln und Brandpfeile wurden am nie verlöschenden Feuer des Dorfzentrums entzündet. Dort, wo die hölzernen Totems wachten. Auch sie hatten das Unheil nicht verhindern können. Aber zweifellos hatte man
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