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Der Archipel in Flammen

Titel: Der Archipel in Flammen
Autoren: Jules Verne
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ihre Blicke Henry. Ob er seine dezimierte Mannschaft überlebt habe, wußte sie nicht ... Da sah sie ihn! ... er war am Leben ... am Leben, um die Todesstrafe zu erleiden!
    Sie lief auf ihn zu mit dem Schrei: "Henry! ... Henry!"
    Die Korsaren wollten sie auseinander reißen, als Sakratif auf das Vorderschiff der Korvette zutrat und wenige Schritte vor Hadschina und Henry stehen blieb.
    Mit grausamem Hohne betrachtete er sie.
    "Also Hadschina Elisundo in der Gewalt von Nikolas Starkos!" rief er, die Arme übereinander schlagend; "die Erbin des reichen Bankiers von Korfu also, in meinen Händen!"
    "Die Erbin des Bankiers von Korfu wohl, aber nicht das Erbe!" erwiderte Hadschina kalt.
    Für diese Unterscheidung konnte Sakratif kein Verständnis finden. Deshalb fuhr er fort:
    "Ich gehe wohl nicht irre, wenn ich annehme, die Braut von Nikolas Starkos wird ihm keinen Korb geben, weil sie ihn unter dem Namen Sakratif wiederfindet!"
    "Ich – Braut von Euch!" rief Hadschina.
    "Ja doch!" versetzte Sakratif mit noch schärferer Ironie. "Daß Ihr Euch dankbar erweist gegen den edelmütigen Kommandant der "Syphanta" – dafür daß er Euch freikaufte, – ist ja in Ordnung. Aber was er getan, war mein Wille auch! Um Euretwillen, nicht um der andern Sippe willen, bot ich auf der Auktion. Ja! Bloß um Euretwillen setzte ich all mein Hab und Gut aufs Spiel! Ein Moment noch, schöne Hadschina! und ich war Euer Gebieter ... oder vielmehr Euer Sklave!"
    Mit diesen Worten tat Sakratif einen Schritt weiter vorwärts ... Hadschina schmiegte sich enger an Henry d'Albaret.
    "Elender!" schrie sie.
    "Freilich, Hadschina! elend, recht elend!" versetzte Sakratif; "gerade um meines Elends willen rechne ich ja auf die Millionen!"
    Bei diesen Worten trat das Mädchen auf Sakratif zu.
    "Nikolas Starkos," sprach sie mit ruhiger Stimme, "von dem Vermögen, nach welchem Ihr begehrt, besitzt Hadschina Elisundo nichts mehr! Dieses Vermögen hat sie verausgabt, um die Sünde gut zu machen, durch die es ihr Vater erworben hat! Nikolas Starkos, Hadschina Elisundo ist jetzt ärmer als der ärmste dieser Elenden, die auf der "Syphanta" in die Heimat fuhren!"
    Diese unvermutete Enthüllung rief bei Sakratif eine gänzliche Umwandlung hervor. Seine Haltung wurde im Nu eine andere. In seinen Augen blitzte die Wut. Ja! er rechnete noch immer auf jene Millionen, die Hadschina Elisundo jetzt gern geopfert hätte, um Henry d'Albaret das Leben zu retten! Aber von diesen Millionen – sie hatte die Worte gesprochen mit einem Ausdruck solcher Wahrhaftigkeit, daß aller Zweifel ausgeschlossen war – von diesen Millionen besaß sie keinen Pfennig mehr!
    Sakratif betrachtete Hadschina ... er betrachtete Henry d'Albaret. Skopelo hielt ihn im Auge, kannte er ihn doch zur Genüge, um zu wissen, welche Lösung dieses Drama nehmen würde. Zudem waren ihm Befehle zur Vernichtung der "Syphanta" bereits gegeben worden: er harrte bloß noch des Winkes, sie auszuführen.
    Sakratif drehte sich zu ihm herum.
    "Los, Skopelo!" befahl er.
    Von einigen Spießgesellen gefolgt, stieg Skopelo die Treppe hinunter, die zu den Stückpforten führte, und schritt nach der Pulverkammer, die am Hinterschiff der "Syphanta" lag.
    Gleichzeitig befahl Sakratif den Korsaren, auf die noch an den Flanken der Korvette hängenden Briggs zurückzutreten.
    Henry d'Albaret hatte begriffen. Nicht bloß sein Tod allein sollte Sakratifs Rache stillen. Hunderte von Unglücklichen waren zum Untergange mit ihm verdammt, um den Haß dieses Ungeheuers vollständiger zu stillen!
    Die beiden Briggs hatten schon die Enterhaken gelöst und Segel an den Wind gebracht zur Unterstützung ihrer Ruder, um sich von der Korvette zu entfernen. Etwa zwei Dutzend Korsaren waren nur noch an Bord der Korvette; ihre Boote warteten längs der "Syphanta" des Befehls, zusammen mit ihrem Häuptling abzustoßen.
    Da erschien Skopelo mit seinen Leuten wieder auf Deck.
    "In die Boote!" kommandierte Skopelo.
    "Alles in die Boote!" schrie Sakratif mit entsetzlicher Stimme. "In ein paar Minuten wird nichts mehr zu sehen sein von diesem verfluchten Schiffe! Ha, du wolltest keinen ehrlosen Tod, Henry d'Albaret! Sei es! die Explosion wird weder dich, noch die Gefangenen, noch die Mannschaft, noch die Offiziere der "Syphanta" verschonen! Bedanke dich bei mir, daß ich dir solchen Tod in so guter Gesellschaft lasse!"
    "Ja! bedanke dich bei ihm, Henry!" sagte Hadschina, "bedank' dich bei ihm! So sterben wir wenigstens zusammen!"
    "Du sterben,
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