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Der Apotheker: Roman (German Edition)

Der Apotheker: Roman (German Edition)

Titel: Der Apotheker: Roman (German Edition)
Autoren: Clare Clark
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Kind?«
    »Ja, Sir. Ihr Enkelkind.«
    Jewkes lächelte und presste die Hand auf den Mund. »Ein hübscher Junge«, sagte er schließlich.
    »Ja, Sir, ein hübscher Junge.«
    Dann schwiegen wir und beobachteten Mary im Schlaf. Jewkes’ Finger spielten geistesabwesend mit einem Zipfel der Decke, in die der Säugling eingepackt war.
    »Kingdom muss jeden Augenblick zurück sein«, murmelte er. »Sobald er es für angebracht hält, werde ich sie zu mir nach Hause bringen. Mrs Jewkes wird sich damit abfinden müssen.«
    Ich sah ihn an. Der Säugling in seinem Bettchen fing an zu schreien. Ich hatte Jewkes hierhergeführt, hatte seine Güte und seine Hilfe in Anspruch genommen. Es wäre mir nie in den Sinn gekommen, dass er Anspruch auf sie erheben würde.
    »Sie wird die Wäscherei gewiss nicht vermissen«, stieß ich hervor.
    Es klopfte, und Petey steckte den Kopf herein. Jabba, das Äffchen, saß auf seiner Schulter, die Finger in Peteys Haar verkrallt. »Der Arzt ist zurück«, sagte er.
    »Führen Sie ihn hoch. Und der Lakai soll frische Kerzen bringen. Die hier sind schon fast abgebrannt.«
    »Ja, Sir.«
    Petey machte Anstalten zu gehen, aber das Äffchen hatte Mary auf dem Strohsack erspäht und sprang jetzt von seiner Schulter, huschte durchs Zimmer und kuschelte sich auf ihr Kissen. Mary bewegte sich und schlug die Augen auf.
    »Jab, Jab«, sagte sie schlaftrunken und lächelte. Im flackernden Kerzenschein war ihr Gesicht von elfenbeinerner Glätte. »Alles gut, Jab. Alles wird gut.«

Peel Mather, Rechtsanwälte, Poultry, London
    Zu Händen John Black Esquire im Haus zur Schriftrolle & Feder, Newcastle
     
    Sehr geehrter Mr Black,
     
    wir bedauern, Ihnen mitteilen zu müssen, dass Mr Grayson Black, wohnhaft in der Swan Street, London, vor zwei Tagen, am 4 . September dieses Jahres der Gnade siebzehnhundertundzwanzig, verstorben ist.
    Da Sie als sein Bruder der Hauptbegünstigte von Mr Graysons Letztem Willen & Testament sind, möchten wir Sie bitten, uns so bald wie möglich in unserem Büro aufzusuchen, damit besagtes Testament zügig & in vollem Umfang vollstreckt werden kann. Angesichts der Umstände im Zusammenhang mit diesem Nachlass können Ihnen die Unkosten einer solchen Reise, falls notwendig, aus dem Ihnen zustehenden Geldbetrag vorab erstattet werden.
    Bitte, nehmen Sie unser herzlichstes Beileid entgegen.
    Wir verbleiben, Sir, ergebenst &c
     
    SILAS PEEL
    SAMPSON MATHER
    6 . September im Jahr des Herrn 1720

XLIII
    M ary starb.
    Viele Jahre sind seither vergangen, aber meine Hand zittert noch immer, wenn ich diese Worte niederschreibe, und die Trauer über ihren Tod versetzt mir einen schmerzlichen Stich. Mary starb. Nicht an jenem Tag, auch nicht an einem der folgenden Tage, sondern eine Woche später. Zuerst ließ sie der Arzt an den Füßen zur Ader, um die Nachgeburt auszutreiben, und als das nichts half, versuchte er, sie mit dem Skalpell zu entfernen, aber das war schwieriger als gedacht, und die Operation dauerte mehrere Stunden. Mary war kaum in der Lage, den Schmerz auszuhalten, und verlor immer wieder das Bewusstsein. Schließlich seufzte der Arzt und erbat von Mr Jewkes die Erlaubnis, die Operation abbrechen zu dürfen. Es bestand eine Chance, dass Marys Gebärmutter die verbliebenen Gewebereste von allein ausstieß. Für eine Fortsetzung des Eingriffs war Mary zu schwach.
    Und doch, wenn wir ihn zum Weitermachen gedrängt hätten, wenn wir nicht zugelassen hätten, dass er aufhörte – er hätte vielleicht ihr Leben retten können. Dieser ausgezeichnete Arzt und achtbare Mann hätte getan, worum wir ihn baten, auch auf die Gefahr hin, seinen Ruf zu beschädigen. Doch wir stimmten zu, dankbar, Mary weitere Schmerzen ersparen zu können. Das Kindbettfieber sorgte dafür, dass sie nicht mehr viel zu leiden hatte. Die Erinnerung daran tut mir noch heute weh. Wenn ich nur mehr Mut gehabt hätte, würde sie jetzt mit mir vor dem Kamin sitzen, die Flammen würden ihre Wangen wärmen und ihr kupferrotes Haar zum Leuchten bringen. Mary würde zu mir aufblicken und mich mit diesem liebreizenden Lächeln ihres schlaffen Gesichts ansehen und meinen Namen sagen. Lize. Nur Mary nannte mich Lize.
    Sie fehlt mir sehr. Zuerst dachte ich, mit den Jahren würde der Schmerz nachlassen und die Zeit die Wunde heilen. Doch diese Zeit ist nie gekommen. Zwar hat sich der brennende Schmerz zu einer zarten Trauer gemildert, die erträglich ist, wenn ich nicht versuche, die alte Wunde wieder aufzureißen.
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