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Der Apfel fällt nicht weit vom Mann

Der Apfel fällt nicht weit vom Mann

Titel: Der Apfel fällt nicht weit vom Mann
Autoren: Sarah Harvey
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Sexappeal sein konnte? Nicht, dass Clive kein Sexappeal hätte, Clive sprühte förmlich vor Sexappeal, der Punkt ist nur, dass nicht jede Art von Sexappeal alle Menschen gleichermaßen anspricht, und zwischen ihr und Clive hatte es diesbezüglich nun mal nie gefunkt, und darum waren sie immer einfach nur gute Freunde geblieben.
    Was Dan betraf, so fand Pip, dass es bei ihr nicht nur heftig funkte, sondern direkt alles lichterloh brannte.
    Insbesondere, als er in aller Seelenruhe auf Lizzie zuging, ihr die Tarantel von der Schulter hob und sie ihrem Besitzer mit den Worten reichte: »Ich glaube, die gehört Ihnen, oder?«
    Von da an nannte Dan Lizzie nur noch »Mary Jane«, nach dem Mädchen in Spiderman. Er hielt sich immer mal ein bisschen am Empfangstresen auf und erzählte Pip Witze, die seine Freunde ihm gesimst hatten, oder wenn sie da nicht war, ging er hinter den Tresen, lehnte sich mit einer Tasse Kaffee in der Hand gegen den Türrahmen zu ihrem Büro und erzählte ihr alle möglichen Sachen, über die er sich amüsieren konnte.
    »Sieht so aus, als hätte er sich endlich eingelebt«, kommentierte Emmy, eine der Kolleginnen, nach einem solchen Kaffee-im-Türrahmen-Plausch und bedachte Pip mit einem eindeutigen Blick.
    »Was willst du damit sagen?«, gab Pip unschuldig zurück, obwohl sie genau wusste, dass sein Kaffeepäuschen ganz schön lang geraten war.
    Emmy lachte leise.
    »Ich will damit sagen, dass ich gehört habe, wie er Chester erzählte, dass er sich in Clifton ein Haus kaufen will ... Und wenn er das will, kann man doch wohl davon ausgehen, dass es ihm hier gefällt und dass er bleiben möchte, oder? Das ist doch toll.«
    »Wenn du meinst«, erwiderte Pip schmallippig.
    Ganz gleich, wie sehr sich jede einzelne weibliche Angestellte der Groß- und Kleintierpraxis die Finger nach Dan leckte – es war, als bestünde unausgesprochene Einigkeit darüber, dass er für Pip vorgemerkt war.
    Nach außen wies Pip jegliche Anspielung in dieser Richtung ab, aber insgeheim lächelte sie über jeden Kommentar. Denn wenn schon ihre Kolleginnen meinten, dass er eine Schwäche für sie hatte, dann waren ihre eigenen Hoffnungen ja vielleicht doch nicht völlig unbegründet.
    Normalerweise sprang Pip, endlos kollegial, wie sie war, in der Mittagspause immer für die anderen ein. Sie selbst gönnte sich selten mehr als zehn Minuten draußen an der frischen Luft.
    Heute allerdings war sie nach einer ganzen Woche mit neuen Mitarbeitern und den bevorstehenden Praxiseröffnungen sowie vom ständigen Bauch-Einziehen so erschöpft, dass sie ausnahmsweise mal eine richtige Pause machen wollte.
    Dann tauchte Dan an der Rezeption auf.
    »Hi.«
    Pip bückte sich gerade über den streikenden Drucker und schlug sich fast den Kopf an, als sie sich aufrichtete, um seinen Gruß zu erwidern.
    »Hi«, entgegnete sie entschieden zu atemlos. »Und wie läuft dein Tag so?«
    »Super«, antwortete er strahlend. »Ein ganz toller Vormittag mit jeder Menge Welpen. Mit so vielen Welpen kann der Vormittag nur gut laufen.« Er lachte über sich selbst. »Ich habe eine Schwäche für Hunde«, erklärte er dann achselzuckend.
    Pips Lächeln wurde breiter.
    »Ich auch. Meine absoluten Lieblingstiere«, quietschte sie.
    Gott, wie peinlich. Pip versuchte, ihr Lächeln und ihre Stimme zu dämpfen.
    »Hunde sind einfach so wunderbare, liebenswerte Tiere.«
    Ups, das war aber heiser geraten.
    Pip räusperte sich, um endlich eine angemessene Tonlage zu finden. Wie aktivierte sie noch mal ihre ganz normale Stimme? Das sollte ihr doch wohl gelingen! Aber das war wie mit dem Blinzeln, oder wie mit der Zunge: Man durfte nicht darüber nachdenken. Man musste die Augenlider und die Zunge völlig sich selbst überlassen, dann machten sie ihre Arbeit. Denn wenn man erst mal über sie nachdachte, fühlten sie sich plötzlich fremd und ungelenk an.
    »Wir haben zwei zu Hause.«
    Gut, das war weder gequietscht noch heiser.
    »Hast du es gut. Meine Mutter hat auch zwei, die fehlen mir ganz schön. Ich glaube, das ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich ganz ohne Hund bin. Aber wenn das mit dem Hauskauf klappt ... Und wo ist ›zu Hause‹?«
    »In Cornwall.«
    »In Cornwall ...«, wiederholte er und sah sie interessiert an.
    »Dort bin ich geboren und aufgewachsen.«
    »Ich liebe Cornwall.«
    »Ich auch.«
    »Und wo in Cornwall?«
    »Gallant. Kleines Dorf an der Mündung des Fowey.«
    »Kenne ich.«
    »Echt?«, rief sie vor lauter Entzücken darüber,
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