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Der Ansiri

Der Ansiri

Titel: Der Ansiri
Autoren: Janos Teleki
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klang.
    Der Befragte starrte die gespenstische Gestalt nur an. Er wusste nicht, was er antworten sollte.
    „Es ist noch viel zu früh.“, sprach der Angestarrte weiter. „Das hätte nicht passieren dürfen. Du musst zurück.“
    Der Raum hinter dem Wesen verzerrte sich auf einmal wie bei einem Vertigo-Effekt. Noch ehe Anthony mitbekam, was vor sich ging, explodierte der Unbekannte vor ihm in einem grellen hellblauen Licht. So zumindest die Wahrnehmung des jungen Kapitäns, der daraufhin geblendet und orientierungslos war. Wie lange dieser Zustand anhielt, vermochte er nicht genau zu sagen. Ihm kam es wie einige Minuten vor.
    Als er seine Umgebung wieder wahrnahm, stand er genau dort, von wo aus er auf das seltsame Licht aufmerksam geworden auf. Auf der anderen Seite der Kaserne. So leicht ließ er sich jedoch nicht abwimmeln und lief unerschrocken zurück zum Friedhof. Doch von dem blauen Ei und dem seltsamen Wesen fand er keine Spur mehr.
    „ Draggh“, meldete er sich wieder bei seinem Schiffsingenieur „kannst du mir sagen, was eben vorgefallen ist?“
    Den Belraner irritierte Anthonys Frage. Er antwortete in seinem üblichen Kauderwelsch, da er Uno, die Universalsprache in der Trimar Galaxie, erst vor kurzem erlernt hatte und noch weit davon entfernt war, sie perfekt zu beherrschen.
    „Was deine Frage bedeuten? Hier nichts vorgefallen sein.“
    „ Das blaue eiförmige Objekt ist verschwunden.“, erklärte Anthony. „Samt dem fremdartigen Wesen. Werden auf dem Langstreckenscanner noch immer keine brauchbaren Informationen angezeigt?“
    „ Ich nicht verstehen, was du sagen.“, zeigte sich der Ingenieur weiterhin ahnungslos. „Du mit mir reden heute erstes Mal. Dir es geht gut?“
    Konnte dieser Tag noch seltsamer werden? Anthony kratzte sich verwirrt am Kopf.
    „Jetzt hör mir zu, Draggh, vor wenigen Minuten habe ich dir Koordinaten mit der Bitte geschickt, ein Objekt zu scannen. Daran musst du dich doch erinnern.“
    „ Negativ.“
    Es schien keinen Sinn zu machen, mit dem Ingenieur zu diskutieren. Offenbar erinnerte er sich an das Gespräch, das nach Anthonys Erinnerung erst wenige Minuten zuvor statt gefunden hatte, nicht.
    In den Weiten des Alls war der blasshäutige junge Mann mehrmals auf Anomalien gestoßen, doch nichts war jemals so merkwürdig gewesen, wie das eben Erlebte. Vorerst hatte er keine Zeit, sich darüber Gedanken zu machen, denn er kämpfte mit profaneren Problemen.
    Der Himmel hatte seine Schleusen geöffnet. Der feuchte Segen durchnässte Anthony innerhalb weniger Sekunden. Eine Erkältung wollte er nicht riskieren.
    So schnell er konnte, lief er zurück in sein Haus. Dort trocknete er sich, brachte zum zweiten Mal an diesem Tag seine Frisur in Ordnung und zog eine Hose aus besonders widerstandsfähiger Haniakwolle sowie einen Pullover an.
    Die Überprüfung seines Armbandscanners bestätigte Dragghs Aussage. Im Speicher wurde kein Scanvorgang innerhalb der letzten drei Tage angezeigt. Das musste ein mächtiges Wesen sein, wenn er Technik und Lebewesen derart zu manipulieren vermochte.
    Doch Anthony ließ sich nicht verunsichern. Er konnte sich erinnern. Die Begegnung mit der unbekannten Spezies war real gewesen. Davon war er fest überzeugt. Irgendeine plausible Erklärung für dieses Ereignis musste es geben. Er würde nicht ruhen, bis er heraus gefunden hatte, was dahinter steckte. Seine Wissbegierde und seine Hartnäckigkeit würden ihn früher oder später zu einer Spur führen. Im Augenblick wusste er jedoch nicht so recht, wo er ansetzen sollte.
    Gerade als er sich den knielangen Mantel übergeworfen hatte, unterbrach ein Anruf seine Gedanken.
    Eine ihm unbekannte Stimme meldete sich: „Den Einen zum Gruß, Mister Bates.“
    „ Nihao. Mit wem spreche ich?“
    „ Mein Name ist Gideon. Ich habe eine Nachricht von Miss Matthieu für Sie.“
    Anthony brauchte einen Moment, bis ihm klar wurde, woher er den Namen Gideon kannte. Claudia hatte ihm vor einigen Monaten von dem Cyborg erzählt. Er hatte der Agentin bei einer ihrer Missionen geholfen.
    „Wo befindet sich Miss Matthieu? Geht es ihr gut?“, wollte Anthony wissen, der misstrauisch geworden war.
    „ Es geht ihr ausgezeichnet.“, versicherte der Cyborg.
    „ Dann lassen Sie mich bitte mit ihr persönlich sprechen.“
    „ Miss Matthieu arbeitet an einem Ort, von dem keine Langstreckenkommunikation möglich ist. Außerdem meinte sie, dass es im Moment … wie soll ich es formulieren … nicht ganz einfach für sie
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