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Der Angeklagte: Thriller (German Edition)

Der Angeklagte: Thriller (German Edition)

Titel: Der Angeklagte: Thriller (German Edition)
Autoren: John Lescroart
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nennen will – einvernehmlich war es jedenfalls nicht.«
    »Trotzdem«, sagte Chuck. »Es muss deshalb ja nicht unbedingt eine Vergewaltigung gewesen sein. Vielleicht hat sie sich dem Druck gebeugt.«
    »Chuck«, sagte Kathy. »Das ist immer noch Vergewaltigung.«
    »Gut. Ich wollte ja nur auf die juristische Bewertung hinaus.«
    Michael nickte. »Dann erzähl das mal den zwei anderen Hausmädchen, die ausgesagt haben. Die übrigens beide aussagten, dass Ro darauf bestand, dass sie beim Sex ihre Schuhe anbehalten.«
    »Einfach nur krank«, meinte Kathy.
    »Und warum wollte er das?«, fragte Chuck.
    Michael schüttelte den Kopf. »Niemand weiß es. Er ist einfach ein Irrer. Aber beide Mädchen haben es bestätigt.«
    »Und das bedeutet?«, fragte Chuck.
    »Es bedeutet: Wenn Dolores Sandoval bis auf die Schuhe nackt ist, muss er sie vergewaltigt haben. Es war kein einvernehmlicher Sex. Er hat sie vergewaltigt, und als sie zu schreien anfing, hat er sie abgemurkst. Es gibt keine andere Interpretation.«
    »Und was war mit den zwei anderen Frauen?«, fragte Kathy. »Die beiden, die gegen ihn ausgesagt haben.«
    »Was soll mit ihnen sein?«
    »Ich meine, was hat er zu ihnen und ihrer Aussage gesagt?«
    »Er behauptete einfach, dass sie lügen. Er hatte nie Sex mit ihnen, von einer Vergewaltigung ganz zu schweigen. Man wolle ihm etwas anhängen, mit dem er nichts zu tun habe. Warum? Und von wem? Das wisse er auch nicht. Es gebe viele Menschen mit Vorurteilen, für die Leute mit Geld ein rotes Tuch sind.«
    »Aber«, meldete sich Chuck wieder zu Wort, »mein Punkt ist doch der: Warum sollte dieser Ro etwas von dir wollen, wo du doch gar nichts mit dem neuen Prozess zu tun hast?«
    »Stimmt. Falls ein neuer Prozess überhaupt stattfindet.«
    »Aber selbst wenn es nicht dazu kommt: Auf welche Art solltest du eine Bedrohung für ihn sein?«
    Michael nickte: »Vielleicht hast du ja recht.«
    »Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich recht habe. Was will er schon von dir? Sie haben dir in der Vergangenheit weiß Gott genug Knüppel zwischen die Beine geworfen, aber heute bist du nicht mehr für sie interessant. Du bist es nicht, der ihn wieder in den Knast bringen will. Es würde mich überraschen, wenn sie dich überhaupt noch auf dem Schirm haben.«
    Janice fügte hinzu: »Ich glaube, Chuck hat recht, Michael. Wir sollten uns wegen denen keine grauen Haare wachsen lassen. Sie haben damals ihr Möglichstes getan, um dich zu ruinieren, aber sie haben ihr Ziel nicht erreicht.«
    »Aber sie waren nahe dran«, sagte Michael. »Verdammt nahe dran.«

4
    Fast drei Wochen später, an einem Freitagnachmittag um 17.05 Uhr, nahm der Leiter des Mordde zernats den Hörer ab, kaum dass es einmal geklingelt hat te. Gleichzeitig zog er seinen Notizblock näher, klemmte sich den Hörer ans Ohr und griff einen Kuli. »Glitsky.«
    »Lieutenant.« Die weibliche Stimme am anderen Ende klang blechern und monoton. »Wir haben eine weibliche Leiche, wahrscheinlich Brandopfer, vier-zwanzig Baker Street; die nächste Kreuzung ist Oak Street. Apartment 3 E. Das Feuer ist unter Kontrolle. Der zuständige Brandermittler hat die Untersuchung übernommen, Leute vom Revier, der lokale Einsatzleiter, CSI und Erste Hilfe sind unterwegs.«
    »Roger.« Glitsky schrieb die wichtigsten Informationen mit. »Ich schicke ein Team. Vier-zwanzig Baker, 3 E.«
    »Korrekt.«
    Noch während er auflegte, schob Glitsky seinen Stuhl vom Schreibtisch.
    Er war 57 Jahre alt, 1,86 groß und wog 95 Kilogramm – das gleiche Gewicht, das er auf dem College als Tight End des Footballteams von San Jose State hatte. Seinen blauen Augen zum Trotz hatte er eine dunkle Hautfarbe und eine ausgeprägte Nase. Nat, sein Vater, war Jude, Mutter Emma, schon vor Langem verstorben, Afroamerikanerin. Sein kurzgeschorener Afro tendierte inzwischen unverkennbar ins Graue. Eine dicke Narbe, die seine Lippen von oben nach unten teilte, war ebenso unübersehbar. Wie an den meisten Tagen trug er zivil – schwarze Polizeischuhe, eine dunkelblaue Hose mit schwarzem Gürtel, ein hellbraunes Oberhemd und schwarze Krawatte. Dass er großartiges Modebewusstsein an den Tag legte, hatte noch nie jemand behauptet.
    Auf der weißen Tafel neben seinem Schreibtisch führte er täglich Buch über die Einsätze seiner zwölf Kommissare – wer wo und wann mit welchem Fall beschäftigt war. Heute war die Wand voll. Der Winter hatte sich als Hochsaison für Mörder erwiesen.
    Auf dem Weg zur Tür und dem
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