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der Agentenschreck

der Agentenschreck

Titel: der Agentenschreck
Autoren: Dorothy Gilman
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Waren Sie gestern mit Slavko zufrieden? Hat Ihnen Gänsefarm gefallen?
    Bitte nicht vergessen, heute abend um sieben hole ich Sie ab und fahre Sie zum Flughafen zur Neun-Uhr-Maschine.«
    »Ich weiß«, sagte Mrs. Pollifax fügsam.
    »Kommen Sie, jetzt machen Stadtrundfahrt.«
    Das wird ein langer Tag, dachte Mrs. Pollifax und kletterte in den Autobus des Reisebüros.
    Alle Hauptstraßen waren beflaggt. »Sie erleben Sofia in einem wichtigen Augenblick«, schnaufte Nevena ins Mikrofon.
    »Morgen kommt Genosse Breschnjew, Parteichef unserer großen sowjetischen Genossen, auf Staatsbesuch. Es findet Umzug statt und viel Ansprachen.«
    Zu Mittag aßen sie in dem Restaurant auf dem Vitoshaberg, wo Mrs. Pollifax von Philips Verhaftung erfahren hatte. Sie fuhren mit der Seilschwebebahn hinunter zum Autobus und machten noch rasch einen Abstecher nach Boyana, um dort die mittelalterliche Kirche zu bewundern. Um halb drei wurde Mrs. Pollifax in ihrem Hotel abgesetzt. »Ich kaufe noch einige Souvenirs ein. Im Warenhaus Tzum«, meldete sie Nevena.
    »Aber bitte sieben Uhr in der Halle«, schärfte Nevena ihr ein.
    »Ja«, sagte Mrs. Pollifax und begab sich in das Warenhaus, wo sich die Verkäufer nicht genug darüber wundern konnten, daß sie neun Armbanduhren erstand. Dann verbrachte sie eine Stunde in ihrem Zimmer damit, die Uhren aufzuziehen und zu überwachen, ob sie auch richtig gingen. Schließlich schrieb sie ihrer Nachbarin Miß Hartshorne noch eine Ansichtskarte.
    Um halb fünf schob sie die Uhren wieder vorsichtig in den Papierbeutel, schloß die Tür hinter sich ab und ging durch die Halle zum Vordereingang. Kurz darauf fuhr der bekannte blaue Wagen vor, und sie stieg zu Georgi ein.
    Das Haus auf dem Lande war ursprünglich ein Steinbau mit einem Schindeldach gewesen, bis ein Feuer das Dach zerstört und die Wände geschwärzt hatte. Dachgebälk lehnte windschief an den Mauern, und Sonnenblumen hatten begonnen, ein neues Dach aus Ranken zu weben. Es war idyllisch und ländlich. Vor allem aber stand es versteckt am Waldesrand.
    »Wo sind denn die anderen?« fragte Mrs. Pollifax, als Georgi den Wagen unter einer Linde abgestellt hatte.
    »Ah, Boris ist im Wald und übt mit seinem schweren Jagdbogen. Du wissen — er ist gut, sehr gut? Volko und Radev sind im Loch unter Haus und packen Sprengstoff.«
    »Und Debby und Tsanko?«
    »Tsanko kommt später. Debby übt bestimmt mit Boris an den Seilen. Wir haben langes, langes Seil«, ergänzte er stolz. »Du mußt nicht klein denken von unserer Gruppe. Sicher, Volko und Tsanko und Boris sind nicht jung, aber sie viel Wissen, viel Erfahrung. Ich selbst zu Beginn viel spotten, wollte nur junge Leute. Jetzt bin ich anders. Wir passen zusammen wie Himmel und Wolken, verstehen? Radev war bei Wache, die er kennt.
    War lange weg. Hat erzählt, dieser Miroslav macht Mitternacht bis Morgengrauen Dienst auf Mauer. Punkt 3 Uhr früh dieser Mann wird stehenbleiben bei Tor, Zigarette rauchen und plaudern. Wird nicht sein auf der Mauer. Aber Radev viel Geld dafür gegeben — oh, wau!«
    »Oh, wau?« Mrs. Pollifax lachte. »Sie waren mit Debby zusammen.«
    »Du merken das?« Er grinste. »Sie gutes Mädchen, wir machen Freundschaft heute.«
    »Und Mrs. Bemish? War heute schon jemand bei ihr?«
    » Da. Ich, heute früh acht Uhr. Sie gut aufgepaßt und hat gezeichnet Fenster auf Trendaseite von Institut. Radev und Boris studieren sehr, sehr genau.«
    »Dann haben wir also alles, was wir brauchen«, sagte Mrs. Pollifax.
    Georgi nickte. »Wir gewinnen große Erfahrung für Untergrund. Kommen ins Haus, wenn gefällig.«
    »Eines interessiert mich, Georgi. Sie sind noch so jung. Warum tun Sie das alles?«
    Er sah sie überrascht an. »Hat man dir nicht gesagt? Mein Bruder eingesperrt in Panchevsky.«
    »Oh — das tut mir leid.«
    »Lebenslänglich«, Georgi nickte. »Ist auch guter Kommunist, aber hat Streit mit schlechter Parteibeamter. Haben Wohnung durchsucht und gefunden Notizbuch, wo geschrieben, wäre richtig für uns, freier zu sein, wie Jugoslawien. Beamte sagen, daß sehr schlecht, sehr Revisionist.« Er seufzte. »Er wird nicht wollen, verlassen geliebtes Bulgarien — aber wenn doch — vielleicht ändert sich bißchen in fünf, zehn Jahren, und er kommt zurück. Mein Heimat schon jetzt besser wie früher. Nicht mehr — wie sagen — Blutbäder.«
    Sie stiegen über eine Leiter in den Keller unter dem Haus. Er war sehr primitiv, kaum mehr als ein großes Erdloch, das als
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