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Der 7. Rabe (German Edition)

Der 7. Rabe (German Edition)

Titel: Der 7. Rabe (German Edition)
Autoren: Sandra Gernt , Sandra Busch
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„Die Wölfe haben Raj!“
     
    Rakden war der Älteste von ihnen. Er würde einst Vaters Nachfolge antreten. Besonnen und ruhig war er und auch der Erste, der sich nach dieser furchtbaren Nachricht wieder fasste. Er nahm ihn am Arm und führte ihn zu einem Stuhl, auf den er ihn niederdrückte.
    „Wo?“, fragte er.
    „An der Nande“, antwortete Randyn erschöpft. Der Rückflug war alles andere als ein Kinderspiel gewesen. Blitze, Luftwirbel und heftige Böen hatten ihm das Vorankommen erschwert. Die Regenmassen hatten ihr Übriges dazu getan. „Ich habe sie an der Nande entdeckt. Ich glaube, sie wollen ihn in die Canisfeste bringen. Zwölf Wölfe habe ich gezählt – und Farouche.“
    Niemand sagte ein Wort. Jeder wusste, was das bedeutete und versuchte zu begreifen, dass es ausgerechnet ihren kleinen Bruder getroffen hatte.
    „Farouche?“, fragte Rakden endlich nach, packte ihn an den Schultern und begann ihn heftig zu schütteln. „Bist du sicher, dass du Farouche gesehen hast?“
    Randyn klapperten unter dieser Behandlung die Zähne. Er nickte eilig.
    „Der Schlächter bringt ihn um“, flüsterte Risser entsetzt.
    „Wie konnte er ihnen in die Hände fallen?“, fragte Ris’tan kopfschüttelnd. „Er muss doch gewusst haben, dass er an der Nande nirgendwo landen darf. Dass sich die Grenzen verschoben haben und dort nun Wolfsgebiet ist.“ Er wandte sich direkt an ihn: „Du hast Raj doch informiert, oder, Randyn?“
    „Natürlich habe ich ihm einen Boten geschickt“, sagte er empört. „Für wie blöd hältst du mich?“
    „Das wie ist doch völlig unerheblich“, mischte sich Rayskel ein. „Wichtig ist, was wir jetzt unternehmen.“
    Rais’tan nickte eifrig. „Wir trommeln unsere Leute zusammen und befreien ihn, bevor sie die Canisfeste erreichen. Bei dem Wetter führt die Nande Hochwasser. So einfach …“
    „Er hat einen Fluchtversuch unternommen, gerade als ich sie entdeckt habe“, unterbrach Randyn seinen Bruder. „Sie haben ihn wieder eingefangen und … und Farouche … Er wird nicht mehr fliegen können“, würgte er schließlich tränenblind heraus. Schreckensstarr standen sie beisammen. Endlich erklärte Rakden heiser:
    „Ich werde Vater informieren.“
     

3.
     
    Farres begutachtete die Wunden, die Farouches Messer hinterlassen hatte. Raj lag ohnmächtig am Ufer des Flusses, was insoweit gut war, dass er ihm keinen Widerstand bot. Farouche hatte ihm zielgenau an zwei Stellen in den rechten Trapezmuskel gestochen, Nicht so tief, dass er in die Lunge eingedrungen war – in diesem Fall wäre der Rabe bereits tot – aber der Kleine würde in den nächsten Wochen unfähig sein, den rechten Arm zu heben. Eine dauerhafte Lähmung wäre allerdings nur zu befürchten, falls sich die Wunden entzünden sollten.
    Leise ächzend schob er Rajs Unterkörper zurück ins Wasser. Mit der Besinnung hatte der junge Mann auch die Kontrolle über gewisse Funktionen verloren und sich selbst benässt. Nun gut, es war nicht seine Schuld, und vielleicht hätte Farres daran denken sollen, dass sein Gefangener durchaus Bedürfnisse haben könnte. Die Nande nahm ihm freundlicherweise jede weitere Verantwortung in dieser Sache ab.
    Sein Bruder hatte sich derweil mit Ephrim beraten. Der ältere Wolf war der Dritte in der Hierarchiefolge und der besonnenste Denker und Stratege des Rudels. Wenn Farres als Beta darin versagte, seinen hitzköpfigen Bruder aufzuhalten, trat Ephrim für ihn ein.
    „Der Sturm lässt nach“, sagte Farouche, als er zu Farres’ zurückkam. „Die Raben werden in spätestens einer halben Stunde angreifen. Wir ziehen uns in den Wald zurück und teilen uns dabei auf. Das Federvieh wird es schwer haben, uns überhaupt zu finden. Du übernimmst ihn.“ Mit dem Kinn wies er verächtlich auf Raj und trat ihm dabei heftig in die Seite.
    „Sorg dafür, dass er nicht noch einmal fliehen kann und uns auf keinen Fall durch Geschrei verrät!“
    Farouche drehte sich um und brüllte dem Rudel die Befehle zu, die sofort befolgt wurden. Inzwischen lud sich Farres den Besinnungslosen auf die Schulter. Es würde hart werden, ihn zu tragen, ohne mit seinem Klumpfuß das Gleichgewicht zu verlieren. Doch solange er seinen Platz als Beta beanspruchte, durfte er sich nicht schonen.
    „Pass auf dich auf, Bruder.“ Farouche zog ihn am Kopf heran und küsste ihm die Stirn. „Falls es eng wird, schlachte ihn einfach ab und bring dich in Sicherheit. Ich will dich nicht verlieren, du bist der Letzte,
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