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Der 7. Lehrling (German Edition)

Der 7. Lehrling (German Edition)

Titel: Der 7. Lehrling (German Edition)
Autoren: Volker Hesse
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Junge“, murmelte er. „Bestimmt.“
     
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    Ein tiefer Seufzer entfuhr Korbinian, als es lange vor der vereinbarten Zeit vorsichtig an seiner Tür klopfte. Mit einer Stimme, die weitaus sicherer klang, als er sich gerade fühlte, bat er die Besucher herein.
    Quentin und Falk betraten das Kontor, und der Müllerlehrling erklärte dem Oberhaupt der Magier mit stockenden Worten, dass er von nun an zu ihnen gehören wolle.
    Ein Lächeln breitete sich auf Korbinians Gesicht aus. „Dann sei nochmals auf das Herzlichste willkommen geheißen, Quentin! Du wirst Deine Entscheidung sicher nicht bereuen, auch wenn sie Dir verständlicherweise sehr schwer fällt.“ Er wandte seinen Blick Falk zu. „Ich kann mir nur zu einem kleinen Teil vorstellen, was diese Entscheidung für Euch und Eure Frau bedeutet. Umso größer ist mein Dank an Euch, dass Ihr den Jungen gehen lasst.“
    Falk nickte nur. Sprechen konnte er nicht.
     
    Die Nachricht verbreitete sich in Filitosa wie ein Lauffeuer. Überall fielen sich die Magier in die Arme: Die Anstrengungen der vergangenen Wochen waren nicht umsonst gewesen! Mit freudigen Gesichtern und flinken Händen wurden die letzten Vorbereitungen für das Fest fertiggestellt, dann gingen alle, um sich für den Abend umzuziehen.
     
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    Als Falk und Quentin vom Waschen in ihre Kammer zurückkamen, lagen auf ihren Betten neue Kleider. Quentin hatte sie zuerst gesehen. „Schaut, Meister, neue Sachen zum Anziehen! Sind die für uns?“
    „Nun, ich denke schon“, antwortete Falk. „Warum sollte jemand anderes seine Sachen auf unsere Betten legen?“ Er nahm nacheinander sein neues Hemd und seine neue Hose hoch und betrachtete sie eingehend. „Wahrhaftig, das nenne ich hervorragende Arbeit! Naja, unsere alten Sachen haben ja auch schon ein wenig mitleiderregend ausgesehen ...“ Sein Blick wanderte zum Stuhl hinüber. Dort hingen sein altes Hemd und die Hose, zwar ordentlich über die Lehne gebreitet, aber unübersehbar furchtbar mitgenommen von den Strapazen der Gefangenschaft.
    Als er sich zu Quentin umdrehte, war dieser bereits angezogen. Quentin strahlte: „Passt wie angegossen! Wie konnten sie denn das wissen?“
    Falk lächelte. „Gute Schneider haben auch ein gutes Augenmaß. Wenn mich nicht alles täuscht, werden auch meine Sachen hervorragend passen.“ Und so war es auch.
    Quentin staunte: „Meister, in Euer Hemd ist auf dem Rücken ein großes Wasserrad gestickt!“
    Falk nickte. „Und auf Deinem Rücken sind ein halbes Wasserrad und zwei Windmühlenflügel. Hast Du das noch gar nicht gesehen?“ Quentin zog sich rasch das Hemd noch einmal über den Kopf und blickte verblüfft auf die kunstvolle Arbeit. Als er dann den Gürtel in die Hand nahm um ihn durch die Schlaufen der Hose zu ziehen, blieb ihm das nächste Mal der Mund offen stehen: Die Gürtelschnalle war in Form eines Mühlsteins gearbeitet. Wortlos zeigte er sie Falk, der seinerseits einen völlig gleichen Gürtel in den Händen hielt und ebenfalls nun langsam nicht mehr wusste, was er sagen sollte. So wertvolle Kleider hatte er sein Lebtag noch nicht besessen.
    Sogar neue Schuhe hatten die Magier ihnen geschenkt. Natürlich passten auch diese ganz hervorragend.
     
    Kurze Zeit später standen sie in ihrer neuen Zunftkleidung nebeneinander im Gang vor einem großen Spiegel. Quentin nahm unbewusst genau die gleiche Haltung ein wie Falk: leicht nach links gedreht, die Daumen hinter die Gürtelschnalle gehakt, die Schultern etwas zurückgezogen, den Kopf aufrecht und das Kinn ein klein wenig herausfordernd nach vorn gestreckt.
    So sahen sie Linnea und Amina, die gerade den Gang hinunterkamen. „Sieh sie Dir nur an“, flüsterte Amina leise.
    Linnea nickte. „Was für ein schönes Bild. Warte, ich habe eine Idee!“ Sie wies mit dem linken Zeigefinger auf den Spiegel und bewegte die geöffnete rechte Hand darauf zu. „
Bilaþja
!“
    Amina wartete, aber nichts geschah. „Was hast Du gemacht?“
    Linnea lächelte verschmitzt. „Ich habe unseren Malern gerade die Arbeit etwas erleichtert. Du weißt doch hoffentlich, was
Bilaþja
heißt?“
    Amina schaute die weise Hexe verwundert an. „Natürlich, es heißt ‚Bild‘, aber ...“ Dann erhellte plötzlich die Erkenntnis ihr Gesicht. Sie zwinkerte Linnea zu. „Ich verstehe!“ Leise nahmen die beiden einen Nebengang nach unten.
     
    „Komm“, sagte Falk zu Quentin, „lass uns gehen.“ Er wandte sich um und schritt den Gang zur Haupttreppe hinunter. Quentin tat
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