Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der 18 Schluessel

Der 18 Schluessel

Titel: Der 18 Schluessel
Autoren: Birgit Fiolka
Vom Netzwerk:
Hand, von Weitem auf ihn hinunterblickte.
    Michael würde niemals einlenken, wenn er erfuhr, was er getan hatte - das wusste Danyal ... aber Gabriel hatte oft gezeigt, dass sie nicht starrsinnig und kalt wie die anderen war. Sie hatte sogar gegen Michaels Wissen vor über vierhundert Jahren dem Alchemisten John Dee die Schlüssel zu ihrer Welt in die Hände gelegt. Leider, so hatte sich herausgestellt, waren die Stimmen der Menschen nicht in der Lage, die benötigten Töne, Vibrationen und immensen Kräfte zu entwickeln, um die Portale zu öffnen.
    Resigniert starrte er auf das im Licht der Laternen schwarz funkelnde Wasser des Tiber unter sich. Der Fluss war noch der Gleiche wie damals, als er gekommen war, um an den Blutspielen eines römischen Kaisers teilzunehmen. Seit Jahrtausenden mäanderte er durch die Ewige Stadt ... Danyal erkannte, dass die Wasser des Tiber wie er selbst waren: unsterblich und ohne die Chance auf Veränderung!
    Tatsächlich gab es nur noch einen Einzigen unter seinesgleichen, der ihn nicht abweisen würde ... doch seine Grausamkeit stieß wiederum Danyal ab. Satanael! Von Michael und Gabriel wegen seines wahllosen Wütens und seines grausamen Charakters hinter den Portalen eingeschlossen, hätte er nur zu gerne wieder Zutritt zur Welt der Menschen gefunden. Sie waren ihm Spielzeug und Zeitvertreib gewesen ... hatten seine Langeweile gelindert und die ewige Stagnation erträglich gemacht. Satanael liebte ihre Wandelbarkeit und ihre unstete Welt ebenso wie Danyal; doch leider aus den falschen Gründen. Aber wenn ich zu ihm gehe, verstoße ich nicht gegen die Regeln ... nur eine Weile in meiner eigenen Welt sein ... Ein wenig Gesellschaft ... auch wenn es die von Satanael ist ... sie müssen es nicht erfahren!
    Zögernd begann er, die vertrauten Worte in der uralten Sprache zu flüstern ... für die Menschen war sie schmerzhaft, ihre Ohren ertrugen kaum den Klang ... Das Portal öffnete sich nach der letzten Silbe ... ein flimmerndes Oval aus bläulichem Licht, und Danyal trat hindurch.
    Satanael war zur Stelle, sobald er die Schwelle übertreten hatte, gekleidet in einen Sog aus warmen Wind und funkelnden Sternen. Und der Gefallene umfing Danyal mit dem Licht der Versöhnung, nach dem er sich so lange gesehnt hatte. Warm pulste es durch seine Adern, floss in seine Haut und linderte seine Schmerzen. Er war heimgekehrt.
    „Du bist gekommen, um dich mir anzuschließen.“ Satanaels Hände aus purem Licht strichen über Danyals Gesicht, und sie taumelten zusammen auf einer Welle sanften Schalls. Die Schwerelosigkeit, die Nähe seiner eigenen Art ... so lange hatte er sie vermisst, jetzt fühlte er sich endlich heil. Danyal betrank und berauschte sich an diesem Zustand. Er war zu Hause ...
    „Bringst du mir das Buch Raziel, Danyal?“ Süß und lockend klang die Stimme Satanaels in seinen Ohren. „So gib es mir doch ... Gabriel will es den Menschen geben, doch sie dürfen es nicht bekommen.“
    Danyal wand sich im Sog der spürbaren Gier Satanaels.
    Eine andere Stimme mischte sich ein, ein leuchtender Stern erschien, grell und gleißend, sechs Flügel aus Licht flimmerten bei jedem Schlag – Michael war gekommen. „Danyal – bring das Buch Raziel zurück zu uns. Wir werden dir die Bürde abnehmen, über es zu wachen.“
    Danyal wollte es verhindern, doch die Worte drängten aus ihm heraus. Zu lange hatte er geschwiegen. „Ich habe es ... verloren.“
    Das Flimmern Michaels wurde zu einem blendenden Gleißen, das schmerzte. Seine Stimme wurde kalt und hart. Danyal erschrak über die Wut des mächtigen Seraphim ... und noch etwas, das er nicht erwartet hätte, nahm er in Michaels Wut wahr – Eigennutz. Michael wollte das Buch ebenso für sich wie Satanael.
    „... dann sollst du fallen, wie einst der gefallen ist, der dich nur um Willen des Buches umwirbt.“
    Michaels Stimme holte Danyal grausam in die Wirklichkeit zurück. Die Welle, auf der er und Satanael trieben, wurde hart wie Stein und schmetterte sie mit Gewalt gegen die nächste Woge, die nicht weniger hart war. Satanael lachte, denn ihn amüsierte der Zorn Michaels mehr, als dass er ihn fürchtete. Sie waren ebenbürtig, vielleicht hatte Satanael sogar einst höher in der Hierarchie gestanden als Michael. Der Schöpfer hatte Satanael besonders geliebt, bis ... Satanaels spöttischer Klang glättete kurzfristig die Wogen, auf denen sie trieben. „Danyal wird das Buch finden ... und er wird es mir geben!“
    Das reine Licht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher