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Der 1. Mord - Roman

Titel: Der 1. Mord - Roman
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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uns, Lindsay.«
    Das Dezernat beerdigte Chris wie einen Helden. Dudelsackweisen eröffneten die Zeremonie am Grab. Polizisten in blauer Uniform waren angetreten. Einundzwanzig Schuss Salut.
    Als alles vorüber war und ich zum Auto zurückging, fragte ich mich, was in Gottes Namen ich als Nächstes tun sollte.
    Am Friedhofstor entdeckte ich Cindy, Jill und Claire. Sie warteten auf mich.

    »Warum fährst du nicht mit uns zurück?«, fragte Claire.
    Meine Stimme brach. Ich vermochte kaum die Worte herauszustammeln. »Eigentlich hätte es mich treffen sollen, nicht ihn. Ich hätte als Erste sterben sollen«, sagte ich. Dann umarmten mich alle nacheinander.
    Ich legte die Arme um alle und verschmolz in ihrer Umarmung, so tief ich konnte. Wir weinten alle vier. »Verlasst mich nie!«
    » Dich verlassen? «, sagte Jill mit großen Augen.
    »Keine von uns wird dich je verlassen«, versprach Cindy. »Wir sind ein Team, erinnerst du dich? Wir werden immer zusammen sein.«
    Claire nahm meinen Arm. »Wir haben dich doch lieb, Süße«, flüsterte sie.
    Dann schritten wir vier Arm in Arm aus dem Friedhof. Eine kühlende Brise blies uns ins Gesicht und trocknete unsere Tränen.
    Um sechs Uhr abends ging ich wieder zum Dienst in der Hall of Justice.
    Ich musste noch etwas sehr Wichtiges erledigen.
    Im Foyer erblickt man fast als Erstes eine große Marmortafel. Darauf stehen die Namen und Daten sämtlicher Männer und Frauen, die die Uniform der Polizei von San Francisco getragen haben und in Erfüllung ihrer Pflicht gestorben sind. Heute arbeitete ein Steinmetz an der Tafel.
    Es gibt ein ungeschriebenes Gesetz im Polizeidienst. Man zählt die Namen niemals. Doch heute Abend tat ich es. Es sind dreiundneunzig, angefangen mit James S. Coonts, 5. Oktober 1878, als die Polizei von San Francisco gegründet wurde.
    Morgen wird es einer mehr sein: Christopher John Raleigh. Der Bürgermeister wird kommen und Mercer. Die Reporter für den Lokalteil. Marion und die Jungen. Sie werden seiner als Helden gedenken. Ich werde auch dort sein.
    Aber heute Abend will ich keine Reden und Zeremonien. Ich
warte, bis der Mann fertig ist und den Marmorstaub mit einem Staubsauger entfernt. Dann gehe ich zur Tafel und streiche mit der Hand über den glatten Marmor. Über seinen Namen.
    Christopher John Raleigh.
    Der Steinmetz schaut mich an. Er sieht den Schmerz, der in meinen Augen aufsteigt.
    »Sie haben ihn wohl gekannt, was?«, sagt er leise.
    Ich nicke, und irgendwo aus der Tiefe meines Herzens kommt ein Lächeln herauf. Ja, ich habe ihn gekannt.
    »Partner«, sage ich.

Epilog
    Gnadenstoß

    127
    Im Laufe der Zeit habe ich gelernt, dass Mordermittlungen immer offene Fragen zurücklassen, die nach Antwort schreien. Immer.
    Aber diesmal nicht.
    Es war einen Monat, nachdem wir Chris beerdigt hatten. Ich war zu Hause und hatte gerade mein einsames Abendessen beendet und Sweet Martha gefüttert und ausgeführt, als es an der Tür klopfte - nur ein einziges Mal, laut und fordernd.
    Ich hatte niemandem unten die Tür geöffnet, daher schaute ich erst durch den Spion, ehe ich aufmachte. Ich traute meinen Augen nicht. Es war Nicholas Jenks.
    Er trug ein weißes Hemd, einen blauen Blazer und dunkelgraue Hosen. Er sah genauso arrogant und widerlich aus wie immer.
    »Wollen Sie mich nicht reinlassen?«, fragte er und lächelte, als wollte er sagen: »Selbstverständlich lässt du mich rein. Du kannst mir doch nicht widerstehen, oder?«
    »Nein, will ich nicht«, erwiderte ich und ging von der Tür weg. »Verzieh dich, Arschloch.«
    Jenks klopfte noch mal. Ich blieb stehen. »Wir haben nichts zu bereden«, rief ich laut genug, damit er mich hören konnte.
    »O doch!«, rief Jenks zurück. »Sie haben es vermasselt, Inspector. Und das würde ich Ihnen gern erklären.«
    Ich erstarrte. Dann ging ich zurück zur Tür und öffnete. Mein Herz schlug schneller. Sie haben es vermasselt.
    Er lächelte mich an, vielleicht lachte er mich auch aus. »Ich
feiere«, erklärte er. »Ich bin ein Glückspilz! Raten Sie mal, weshalb.«
    »Ach ja? Vielleicht weil Sie wieder Junggeselle sind?«
    »Gut, das ist auch nicht schlecht. Aber ich habe soeben die Rechte für mein neuestes Buch für Nordamerika verkauft. Acht Millionen Dollar. Für die Filmrechte noch mal vier. Das Buch ist keine Fiktion, Lindsay. Raten Sie mal, welches Thema es hat. Nur zu!«
    Ich hätte Jenks rasend gern einen Schlag versetzt. »Und diese Neuigkeiten wollen Sie ausgerechnet mir erzählen? Wie verdammt
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