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Denn niemand hört dein Rufen

Denn niemand hört dein Rufen

Titel: Denn niemand hört dein Rufen
Autoren: Mary Higgins Clark
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hatte er angedeutet, er hielte sie für nicht durchsetzungsfähig genug, um diesen Fall vor
Gericht auszufechten. Nachdem sie jedoch die Akte studiert hatte, musste sie einräumen, dass er und Rosen gründliche Arbeit geleistet hatten, was die Untersuchung des Tatorts und die Zeugenbefragungen anging.
    Sie verschwendete keine Zeit mit Vorgeplänkel. Sie öffnete den Aktendeckel, der zuoberst auf dem Stapel auf ihrem Schreibtisch lag. »Natalie Raines’ Mutter wird gleich hier sein«, sagte sie knapp. »Ich habe Ihre Berichte durchgelesen, dazu die erste Aussage der Mutter an dem Tag, an dem Natalie ermordet wurde, und ihre spätere schriftliche Aussage.«
    Sie blickte zu den beiden Männern auf. »Ich entnehme der Akte, dass die Mutter sich bei ihrer ersten Reaktion noch kategorisch geweigert hat, zu glauben, dass Gregg Aldrich etwas damit zu tun haben könnte.«
    »Das ist richtig«, bestätigte Rosen. »Mrs Mills sagte, sie liebe Gregg wie einen Sohn und habe Natalie angefleht, zu ihm zurückzukehren. Sie fand, dass Natalie zu viel arbeitete, und hatte sie gedrängt, mehr Zeit auf ihr Privatleben zu verwenden.«
    »Man sollte eigentlich meinen, dass sie ihn am liebsten umbringen würde«, bemerkte Tryon bissig. »Stattdessen macht sie sich furchtbare Sorgen um ihn und seine Tochter.«
    »Ich denke, sie hatte Verständnis dafür, dass Aldrich zunehmend frustriert war«, sagte Rosen, indem er sich Emily zuwandte. »Die Freundinnen, die wir befragt haben, beschrieben Natalie einhellig als Workaholic. Ironischerweise könnte ausgerechnet das, was ihn zu dem Mord trieb, bei den Geschworenen Mitleid hervorrufen. Selbst seine Schwiegermutter hatte Mitleid mit ihm. Sie wollte nicht glauben, dass er es getan hat.«

    »Wann haben Sie zuletzt mit ihr gesprochen?«, fragte Emily.
    »Wir haben sie angerufen, kurz bevor Eastons Aussage in den Zeitungen veröffentlicht wurde. Wir wollten nicht, dass sie zuerst aus den Medien davon erfährt. Sie war äußerst geschockt. Davor hat sie ein paarmal telefonisch nachgefragt, ob sich etwas Neues bei den Ermittlungen ergeben hätte«, antwortete Rosen.
    »Die alte Dame brauchte jemanden, mit dem sie sich unterhalten konnte«, warf Tryon mit gleichgültiger Miene ein, »also haben wir uns mit ihr unterhalten.«
    »Wie reizend von Ihnen«, sagte Emily scharf. »Ich lese in ihrer Aussage, dass Mrs Mills auch über Natalies Mitbewohnerin Jamie Evans gesprochen hat, die fünfzehn Jahre vor Natalies Tod im Central Park ermordet wurde. Haben Sie sie gefragt, ob sie eine Verbindung zwischen den beiden Morden für möglich hält?«
    »Sie meinte, das sei unmöglich«, antwortete Tryon. »Sie sagte uns, Natalie hätte den Freund ihrer Mitbewohnerin nie kennengelernt. Sie wusste nur, dass er verheiratet war und sich angeblich scheiden lassen wollte. Natalie hat ihre Mitbewohnerin gedrängt, sich von ihm zu trennen, weil ihr klar war, dass er ihr etwas vormachte. Natalie sagte, sie hätte einmal ein Bild von ihm gesehen, und als dieses nach dem Mord im Geldbeutel ihrer Mitbewohnerin fehlte, hätte sie geglaubt, dass da ein Zusammenhang bestehen könnte. Aber die in dem Fall zuständigen Ermittler haben ihr das nicht abgenommen. Es hatte in dieser Zeit eine Serie von Raubüberfällen im Park gegeben. Jamie Evans’ Geldbeutel lag auf dem Boden, ihr Geld und ihre Kreditkarten waren weg, ebenso ihre Uhr und ihre Ohrringe. Die Polizei ging davon aus, dass sie sich gewehrt hat und dabei
getötet wurde. Wer dieser ominöse Freund gewesen ist, haben sie nicht ermitteln können. Aber am Ende waren sie überzeugt, dass es sich um einen Raubüberfall gehandelt hat, der aus dem Ruder gelaufen ist.«
    Das Telefon klingelte. Emily nahm den Hörer ab. »Emily, Mrs Mills ist da«, sagte die Sekretärin vom Empfang.
    »In Ordnung. Wir sind gleich so weit.«
    Rosen stand auf. »Ich werde sie abholen, Emily.«
    Tryon rührte sich nicht.
    Emily sah ihn an. »Wir werden noch einen Stuhl brauchen«, sagte sie. »Könnten Sie vielleicht einen holen gehen?«
    Tryon erhob sich träge. »Finden Sie wirklich, dass wir beide dabei sein müssen? Ich sitze gerade an meinem Bericht über den Fall Gannon. Ich glaube nicht, dass Muttchen heute irgendwelche Überraschungen auspacken wird.«
    »Ihr Name ist Mrs Alice Mills.« Emily gab sich keine Mühe, ihre Verärgerung zu verbergen. »Ich würde es sehr begrüßen, wenn Sie ein bisschen mehr Feingefühl an den Tag legen könnten.«
    »Nun haben Sie sich mal nicht so, Emily. Ich
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