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Denkwuerdigkeiten - Aus Meinem Leben

Denkwuerdigkeiten - Aus Meinem Leben

Titel: Denkwuerdigkeiten - Aus Meinem Leben
Autoren: Eckhard Henscheid
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heimatlicher CSU -Stadtrat vorher mehr zufällig gesteckt hatte: daß der nagelneue Benedikt  XVI . während der Sedisvakanz bzw. der letzten Tage K. Woitylas auf Einladung seines Freunds und Schüler-Stadtpfarrers in der Amberger Biergarten-Gaststätte Bruckmüller gesessen und Bier getrunken habe. Nachdem der Artikel auch noch mit dem Foto eines den goldgelben Weizenbierkelch hebenden Papsts verschönert war, mahnte alles sehr glaubwürdig und überzeugend – es war auch nicht ganz falsch, nur war es das Foto bzw. vielleicht die Fotomontage für eine Brauereiwerbung, von Ratzinger aus Goodwill- oder sonstigen Schleichgründen gestattet; und das mit Ratzingers Heimsuchung der Bruckmüller-Gaststätte war schon eine gute Weile vorher in seinen späten Tagen als Kardinal und römischer Glaubenschef passiert.
    Gleichviel wollte nun bald darauf der Wirt der Gaststätte von mir wissen, wo genau der Ratzinger gesessen habe, er wollte da nämlich ein Schild »Papst-Eckl« o. dgl. anbringen – das wiegelte ich ab, wissend gleichwohl, daß es wegen Ratzingers Verweilen im Münchner Bierparadies »Schneiderweiße« im Tal schon ein »Vatikan-Eckl« hatte und noch hat; an dem Ratzinger zeit seines Wirkens als München-Freisinger Kardinal nämlich mehrfach aufhältig gewesen war und allerdings (Zeugin: Kellnerin Frau Filser) nie Bier, sondern immer nur Libella getrunken habe; auch nicht, wie in Ludwig Thomas Filserbriefen mitgeteilt, als späterer Papst liebend gern Schmalzler-Schnupftabak aus Bayern bestellt habe. Und aber in welchem Vatikan-Eckl mein Freund und Ministerialdirigent Toni Schmid und ich schon häufig zu Arbeitsessen rumgehockt waren; in das Schmid kurz vorher auch gern Anna Netrebko geschleppt hätte, hätte er diese im Zuge ihrer ersten Münchner »Traviata« nicht vielmehr im nahen »Hackerhaus« kultusministeriumsmäßig betreuen müssen; zu meinem tiefen Gram; und Leid und Neid.
    So ist die Welt rund und klein und endet doch alles in Tratsch und Frieden.
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    Eine auf 10 bis 15 Bände taxierte Werkausgabe meiner bis dahin schon ziemlich gesammelten Schriften begann ab 2003 ihr Erscheinen und brachte es bis 2008 auf frappante zehn Bände mit insgesamt 7079 Seiten; dann aber hakte es, wie erwähnt, und der schon gesetzte und abschließende 11. Band (»Kleine Prosa«) blieb liegen und erreichte in jugendlicher Schöne das Licht des Tages nicht mehr: Weil ausgerechnet in diesem Jubiläumsjahr 2008 ereilte den Verlag im Zuge eines Besitzer- und anderweitiger mißliebiger Paradigmenwechsel eine schwere Krise samt ungünstigem inhaltlichem Rollback und ideologischem global warming als Feedback oder jedenfalls so ähnlich.
    Sei’s drum. Antikisch versiert und ein für allemal christlich geprägt, mußte ich das zu dieser Zeit kaum mehr erwartete Elend sogar insgeheim und muß es jetzt öffentlich begrüßen. Allzu große Ähnlichkeit mit Midas/Polykrates und »der Götter Neid« (ebd.) trachtete ich ja mehr oder weniger intuitiv jederzeit zu vermeiden, die schon mal tangierte »Kultur der Niederlage« (Wolfgang Schivelbusch, 2001) suchte ich ja allzeit und allerorten und ohne Grausen eifriger auf als jene Gefilde der Seligen, die da doch nur – – aber schade ist es trotzdem schon, – denn es wären in Band 11 auch noch etliche hochwertige in Buchform unveröffentlichte Texte zu stehen gekommen –: Unverdrossen immerhin vermache ich einen kleineren Teil dieses noch verborgenen Schatzes den »Denkwürdigkeiten«, indem ich ihn so insgeheim wie klandestin oder jedenfalls klammen Herzens in sie hineinschustere.
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    Den Kollegen Dichter Homer gab es zwar eigentlich gar nicht, aber er konnte wenigstens noch mit einer immerhin 2700 Jahre langen Präsenz resp. Rezeptionsgeschichte rechnen. Nicht viel schlechter erging es Shakespeare und Goethe – und sogar ein so schwaches Lichtlein wie Th. Mann durfte noch von einem langen, ja fast ewigen Th. Mann-Gedenken vor sich hinträumen in seiner Badewanne in Zürich-Kilchberg. Für heutige Dichter hat sich’s ausgeträumt. Es wurde verschiedentlich beobachtet und auch beschrieben, daß selbst höchstästimiert-bestdotierten Werken keinerlei Chance mehr eingeräumt wird, z.B. in irgendeinen der vielen und unentwegt neufabrizierten Kanons von goetheschem Urväter-Hausrat ein- und nachzurücken; auch nur neu in den Büchmann hineinzugeraten; sei’s wegen der Trägheit der Masse oder der des Geistes oder auch nur etwelcher Büchmann-Neubearbeiter und
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