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Den Toten dienen

Den Toten dienen

Titel: Den Toten dienen
Autoren: Martin Delrio
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überlegte weiter, was er als Nächstes schreiben sollte. Etwas über das Duell zwischen Tara Campbell und Ezekiel Crow, dachte er. Ruthies Kinder würden begeistert sein, und seine Mutter würde sich freuen, weil er nicht daran beteiligt gewesen war. Da betrat Jock Gordon die Messe.
    »Was gibt's Neues?«, fragte er, als er sich zu Will und Lexa gesellte.
    »Unser Will hier schreibt seiner Mutter alles über die große Schlacht und wie wir uns einen Picknickkorb gepackt und zugesehen haben.«
    »Ich habe es dir doch schon erklärt«, sagte Will. »Es ist meine Mutter. Sie macht sich Sorgen.«
    Jock nickte verstehend. »Will hat Recht. Man macht seiner Mutter keine unnötige Angst.«
    Lexa blickte vom einen zum anderen. »Ihr zwei seid mir vielleicht ein Gespann.«
    »Aye«, bestätigte Jock. »Aber du liebst uns trotzdem.«
    Will überließ die beiden ihren Frotzeleien und schrieb weiter.
    Ich weiß nicht, was du über den Paladin gehört hast, der uns letztes Jahr auf Northwind zu Hilfe gekommen ist -wie er zum Verräter wurde und uns im Stich ließ, als die Wölfe in der Stadt landeten. Aber ich kann dir sagen, die Wahrheit ist noch viel schlimmer, oder zumindest das, was ich davon gehört habe. Er war ein schlechter Mensch, aber unsere Countess hat auf dieselbe Weise mit ihm abgerechnet wie mit den Stahlwölfen. Ich habe nach der Schlacht gesehen, was von seinem BattleMech übrig war. Sie hat ihn in Stücke gehackt.
    Lexa unterbrach ihre Unterhaltung mit Jock und warf Will noch einmal einen Blick über die Schulter zu.
    »Eine Lektion fürs Leben«, bemerkte sie. »Mach dir kein Mädchen zum Feind, das einen Tomahawk steuert.«
    »Wer schreibt diesen Brief, du oder ich?«, fragte Will in gespielter Verärgerung.
    »Ich bin interessiert«, erwiderte sie. »Ich spiele mit dem Gedanken, ein bisschen davon zu stibitzen. Zu Hause in Barra Station gibt es immer noch ein, zwei alte Flammen und Geschäftspartner, die Interesse haben könnten.«
    »Du hast nicht vor, heimzugehen und es ihnen persönlich zu erzählen?«
    Lexa schüttelte den Kopf. »Ich? Nein. Ich hole mir den Bonus von der Countess und verpflichte mich weiter. Komm zur Infanterie, und schau dir die Republik an.«
    »Das meiste davon ist Schlamm«, stellte er fest.
    »Stimmt ja gar nicht. Manches liegt unter einem Meter Schnee, und der Rest ist Wüste. Aber was soll's, es ist mein Zuhause.«
    Will nahm grinsend den Stift wieder auf und erkannte, dass er zu einer Entscheidung gekommen war.
    Ich komme zu Besuch, sobald das Regiment von Terra zurückkehrt, aber ich werde nicht bleiben. Ich habe mich entschlossen, im Regiment zu bleiben.
    Jemand muss Northwind vor Leuten wie Anastasia Kerensky und Ezekiel Croio beschützen, und hier und jetzt sind wir das.
    Liebe Grüße an alle,
    - Will

Epilog
    Mai 3134, Frühling
    Das Foyer des GARTEN DER LÜSTE war verraucht und schummrig. Ein Mann betrat das Lokal und blieb an der Tür stehen, um mit dem Rausschmeißer zu reden.
    »Ich möchte mit Suworow sprechen«, sagte er.
    »Hier gibt es niemanden, der so heißt«, erhielt er zur Antwort.
    »Geben Sie ihm das hier«, sagte der Mann. Er hielt einen Ring hoch. Es war ein Stück von Footfall, aus rotem Gold mit einem komplexen eingeätzten Muster. »Ich warte an der Bar.«
    »Ja, Sir.«
    Der Mann ging weiter. Obwohl es draußen warm war und im Innern des GARTEN geradezu heiß, trug er einen dunklen Mantel mit hochgeschlagenem Kragen und einen Hut, den er nicht abnahm. Dennoch waren die dicken Verbände zu erkennen, die die komplette rechte Seite des Gesichtes und Halses bedeckten.
    »Einen Whiskey«, bestellte der Mann und setzte sich auf einen Barhocker. In der Bar war es, falls das überhaupt möglich war, noch schummriger als im Foyer. Der Drink kam, und er bezahlte, trank aber nicht.
    Etwas später schob sich Alexej Suworow in einem prächtigen weißen Anzug auf den Barhocker neben ihm.
    »Sie erinnern mich an jemanden«, stellte Suworow fest.
    »Das sagen viele Leute«, antwortete der Mann. »Sie irren sich alle.«
    »Ah ja. Ich verstehe. Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich brauche eine Passage aus dem System. Und neue Papiere.«
    »So etwas ist teuer.«
    »Ich bin mir ziemlich sicher, dass Sie Geldmittel für jemanden verwahren, der sie nicht mehr abholen wird.«
    Suworow hob einen Finger. Der Barmann brachte ihm ein Glas Weinschorle. »Ich könnte dieses Geld einfach behalten. Wenn der Mann ohnehin nicht zurückkommt, wie Sie sagen.«
    Er nippte an seinem Glas
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