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Den letzten Abschied selbst gestalten

Den letzten Abschied selbst gestalten

Titel: Den letzten Abschied selbst gestalten
Autoren: Magdalena Koester
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vernäht werden.« Wichtiger ist ihr, dass ihre Ideen der Taschen oder des Bemalens aufgegriffen und für ein gemeinsames Ritual der Trauernden genutzt werden.
    Totenmasken, Handabgüsse, Fingerprints
    Totenmasken haben eine lange Tradition; sie wurden früher allerdings meist nur von reichen oder berühmten Verstorbe-nen angefertigt. Jene, die diese Kunst heute beherrschen, meinen, dass die Totenmasken häufig ganz entspannte und friedliche Gesichtszüge zeigen und sehr gut bei der Trauerarbeit helfen. Die Masken können aufgestellt, an die Wand gehängt oder gerahmt werden. Es gibt sie schlicht matt lackiert, farbig bearbeitet, vergoldet oder als Bronzeabguss.
    Paul-Hermann Stöber aus Solingen etwa macht derartige Gesichtsmasken von aufgebahrten Verstorbenen und gibt seine Erfahrungen auch in Seminaren für Laien und Bestatter weiter. Der Fachmann benutzt bei seiner Arbeit eine spezielle Formmasse, die ähnlich wie eine Gesichtspackung aufgetragen wird. Nach dem Abbinden der Masse soll sie sich ohne Rückstände abziehen lassen. Er bietet auch die Herstellung von Fingerprints an, um einen Ring, Anhänger, Ohrstecker oder Manschettenknöpfe daraus herzustellen.
    Frank Schöneberg aus Landau hat sich ebenfalls auf Masken, Fingerabdrücke und Handabgüsse spezialisiert. Man kann dabei zwischen den zwei verschiedenen Abformtechniken mit Silikon oder Gips wählen.
    Der Bildhauer Holger Schmidt aus Bonn fertigt neben Masken aus Gips und Kunststoff auch solche aus Bronze an. Er hat u.a. die letzte Maske des Sängers Rio Reiser hergestellt.
    Die Krankenschwester und Sterbebegleiterin Dorothea Suckow aus Neuss nimmt auf Wunsch der Angehörigen dem Verstorbenen ebenfalls die Totenmaske ab und bietet darüber hinaus an, dies gemeinsam zu tun, wobei Form und Aussehen der Maske frei gestaltet werden können.
    Diese und eine ganze Reihe weiterer Anbieter, die in jeder Region zu finden sind, kommen auf Bestellung an jedes Totenbett zu Hause oder in der Klinik. Der Kontakt muss allerdings sehr rasch nach dem Tod eines Menschen hergestellt werden, am besten innerhalb der ersten beiden Tage. Es gibt auch einige Fachkräfte in Bestattungsunternehmen, die die Kunst des Masken-Abnehmens beherrschen. Man kann dort gegebenenfalls nachfragen.
    (Weiterführende Webadressen für die hier genannten Anbieter sowie alle weiteren im Buch angesprochenen Unternehmen und Organisationen finden sich im Anhang. Der Hinweis auf einzelne Produkte soll dabei lediglich die Entwicklung neuer Angebote verdeutlichen. Die Autorin ist mit den genannten Anbietern in keinerlei Form verbunden.)

    Bestattungsunternehmen und ihre Arbeit
    »Wenn unsere Gesellschaft das Sterben zunehmend tabuisiert, wie gehen dann diejenigen damit um, die von Berufs wegen mit dem Tod zu tun haben?«, fragte sich Dr. Dagmar Hänel, Volkskundlerin an der Universität Bonn für ihre Doktorarbeit »Selbstbild und Selbstdarstellung von Bestattungsunternehmern«.
    Sie bat Angestellte von 15 Bestattungsunternehmen darum, ihren Arbeitsalltag und einen typischen Bestattungsfall zu schildern – und förderte Erstaunliches zutage: »Nach den Interviews zu schließen, führen Bestatter den ganzen Tag über nur Beratungsgespräche und spenden den Hinterbliebenen Trost«, so Hänel. »Auf die eigentliche Bestattung kamen die Befragten von sich aus gar nicht zu sprechen.« Weil der Tod so sehr tabuisiert werde, seien die Bestatter ständig versucht, ihren Beruf positiv zu legitimieren.
    Deutlich wird diese Haltung auf den Internetseiten mancher Firmen. Dort findet man überraschend viele Informationen zur Trauerverarbeitung oder über den Tod in anderen Kulturen und muss mitunter extra einen Flyer anklicken, um überhaupt etwas über die Bestattung und deren Kosten zu erfahren. Doch diese »Feel-good-Dienstleister« spiegeln nur einen Teil der Branche wider. Viele wollen den Trauernden immer noch in zackigem Ton weismachen, »der Bestatter muss unverzüglich benachrichtigt und die Leiche unverzüglich abgeholt werden«.
    Bei rund 4000 Bestattungsunternehmen, die es in Deutschland gibt, könnte es bei etwa 800 000 Todesfällen im Jahr 200 Aufträge für jede Firma geben. In der Praxis aber haben viele weniger und einige sehr viel mehr Bestattungen. Auch sind viele am Ort verwurzelte kleine Bestatter längst von größeren aufgekauft worden. Dies wird häufig durch Beibehaltung des alten Namens verschleiert, um einen lokalen Bezug zu suggerieren. Zuletzt hat das norddeutsche Bestattungsunternehmen
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