Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Delphi sehen und sterben

Delphi sehen und sterben

Titel: Delphi sehen und sterben
Autoren: Lindsey Davis
Vom Netzwerk:
wussten bereits, dass sie das bei jeder Mahlzeit taten, für die sie nichts zahlen mussten. Wenn etwas kostenlos ist, bilden erfahrene Reisende eine Schlange.
    Die Familie Sertorius kam als Erste; was bei ihnen los war, erkannten wir sofort. Der hochgewachsene Ehemann blickte grimmig. Seine einst unelegante Ehefrau trug eine recht geschmackvolle griechische Kopfbedeckung, eine spitze Stephane. Sie blickte sich offener um, statt wie früher verdruckst zu sein. Die beiden Halbwüchsigen schlurften noch mürrischer herein, als wäre ihre Welt aus den Fugen geraten. Amaranthus schloss sich uns als Nächster an, allein und als wisse er nichts mit sich anzufangen. Marinus und Indus kamen zusammen, groß und klein, Marinus grauhaarig und immer noch humpelnd von seinem Hundebiss, Indus mit vorgewölbten Schultern und finsterem Blick, wenn er sich auch vor kurzem das Haar hatte schneiden lassen. Indus begrüßte Sertoria Silene mit einem fast unmerklichen Nicken; sie reagierte sofort und schenkte ihm ein freundliches Lächeln. Ihr Mann funkelte sie an. Seine geknechtete Frau schien sich gut zu amüsieren, was ihm deutlich zuwider war.
    »Oh, wunderbar!«, murmelte Helena und stupste mich an.
    Cleonyma und Minucia kamen gemeinsam durch den Eingang von der Straße herein, erhitzt von einer Sitzung mit Maniküre und Pediküre im Badehaus, die von einem Mädchen durchgeführt worden war, deren Unfähigkeit sie beide in johlendes Gelächter ausbrechen ließ (bis ihnen einfiel, welches Trinkgeld sie ihr dagelassen hatten). Sie begrüßten alle kreischend und verschwanden dann, obwohl sie schon farbenfroher gekleidet waren als alle anderen, in ihren Zimmern, um sich feinzumachen. Volcasius, der unbeholfene Wissbegierige, schlurfte herein, immer noch mit seinem grausigen, schmierigen Strohhut und anscheinend in derselben Tunika, in der wir ihn zuletzt gesehen hatten. Dann kam die Witwe Helvia, ordentlich gekleidet in Weiß, mit ihrer beeindruckenden Halskette (die uns schon früher aufgefallen war) und einem neuen Armreif. Sie schob ihn an ihrem molligen Arm hinauf, damit wir ihn alle bemerkten, und schenkte Marinus ein nettes Lächeln, als wäre es ein Geschenk von ihm, das sie erfreute. Also verlief auch diese kleine Liaison zur Zufriedenheit.
    Schließlich trafen Hilfskräfte von Minas ein. Sie schleppten Liegen, Kissen, Blumen und Girlanden, mit denen sie den Hof zu schmücken begannen. Dazu nahmen sie sich Zeit; keiner gedachte sich den Rücken beim Heben von Möbelstücken zu verrenken. Der Gastwirt schickte Sklaven mit Lampen heraus, die sie sehr schleppend verteilten und dann anzuzünden vergaßen. Ein Flötenspieler schaute herein, bemerkte die mangelnde Vorbereitung und verschwand wieder.
    Helena und ich hatten für uns einen zentral gelegenen Tisch gefunden, an dem wir Albia, meine Neffen und meine Hündin unterbrachten, alle bisher mit ihrem besten Benehmen. Der junge Glaucus war losgezogen, um Aulus zu holen. Wir bemühten uns, Plätze für sie freizuhalten. Die Hilfskräfte hatten keine Ahnung, dass ein Fest für Menschen gedacht war und dass diese Menschen mit ihren Freunden zusammensitzen wollten. Sie waren Dekorateure. Für sie hatte die künstlerische Anordnung der Ausrüstung Vorrang vor der Zufriedenheit bloßer Gäste. Nach und nach schufen sie eine theatralische Kulisse – in der unsere Anwesenheit eine unschöne Belästigung zu sein schien.
    Und noch immer war nicht das Geringste von Essen und Trinken zu sehen.
     
    Unter den Reisenden machte sich Anspannung bemerkbar, ob und wann sie etwas zu essen bekämen. Helvia wurde flattrig, und Sertorius Niger machte sich auf die Suche nach jemandem, bei dem er sich beschweren konnte. In seiner Abwesenheit ging seine Frau zu Indus hinüber, um mit ihm zu reden. Sie blieb für den Rest des Abends dort.
    Cleonyma und Minucia kamen zurück. Schwaden äußerst teurer Parfüms wehten ihrem Eintritt voraus. Drama war ihr natürliches Element. Dann erfolgte ihr Auftritt, in Goldsandalen mit gefährlich hohen Korksohlen. Beide trugen fließende purpurfarbene Abendgewänder, so durchsichtig, dass sich alle Männer genötigt sahen, dreimal hinzuschauen. Die Damen hatten ihr Haar hoch aufgetürmt zu mehreren Lagen, von denen Ringellöckchen in Kaskaden herabströmten, durchflochten mit riesigen Edelsteinen. Die Steine waren echt. Das erzählte uns Cleonyma und vergaß nicht zu erwähnen, wie viel sie gekostet hatten.
    Kaum hatten sie sich der Gruppe angeschlossen, brachte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher