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Delia 2 - Delia und der Sohn des Haeuptlings

Delia 2 - Delia und der Sohn des Haeuptlings

Titel: Delia 2 - Delia und der Sohn des Haeuptlings
Autoren: Marie Louise Fischer
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sie aber alle Indianer befreite, beschwor sie die Gefahr herauf, dass die jungen Krieger nicht flohen, sondern über die Wachen herfielen und versuchten, sich zu Herren des Forts zu machen. Delia wusste aus Erfahrung, dass die Indianer unbedingt Gewehre und Pistolen brauchten, um ihre Gegner zu erledigen. Im Nahkampf dagegen waren sie durch die Geschmeidigkeit ihrer Körper auch mit primitiven oder gar keinen Waffen den Weißen fast immer überlegen.
    Nein, es war Delia und auch Linda klar, dass sie mit ihrem Befreiungsversuch nicht bis zum Markttag warten durften. Sie mussten handeln, solange Akitu noch allein in dem kleinen Gefängnis war, also sofort.
    Sie erforschten am nächsten Tag so gut wie nur möglich das ganze Fort in allen Winkeln. Das machte keine Schwierigkeiten, da niemand es für wert hielt, die beiden Mädchen im Auge zu behalten.
    Dennoch wollte Delia sich nicht direkt mit Akitu in Verbindung setzen. Um nur ja nicht aufzufallen, schickte sie Linda vor, der sie einige einfache Sätze in der Sprache der Iowanokas eingetrichtert hatte. „Junger Adler heute Nacht nicht schlafen. Tapferes Eichhörnchen plant Befreiung.“
    Linda machte es einen Riesenspaß, das auswendig zu lernen, und mit hoch erhobenem Kopf, ohne links und rechts zu blicken, trippelte sie am Gefängnis vorbei und äußerte ihren Spruch mit kaum bewegten Lippen.
    Aber als sie zu der in Gesellschaft des Professors abseits wartenden Delia zurückkam, war sie enttäuscht. „Ich glaube, ich habe es nicht deutlich genug gesagt. Akitu hat nicht geantwortet.“
    Delia schob ihre Hand unter den Arm der Freundin. „Das besagt nichts. Er hat es bestimmt verstanden. Akitu hat Ohren wie ein Luchs, nur — er ist furchtbar misstrauisch und zeigt nicht gern seine Gefühle. Alle Indianer sind so.“
    „Hoffentlich hast du recht“, sagte Linda, nicht überzeugt. Überhaupt war sie jetzt, am hellen Tag, durchaus nicht mehr so mutig und entschlossen wie in der Nacht. Am liebsten hätte sie alles abgeblasen.
    „Hast du Angst?“ fragte Delia.
    „Ein bisschen.“ Linda wurde rot. „Weißt du, ich bin solche Sachen nicht gewöhnt.“
    „Meinst du, ich? Aber ich will dich zu nichts zwingen. Wenn du dich fürchtest, mache ich es eben auf eigene Faust.“
    „Und wie willst du an die Schlüssel kommen?“
    Ja, das war ein wichtiger Punkt, für den Lindas Hilfe unbedingt erforderlich war! Der Kommandant besaß nämlich ein riesiges Bund, an dem für jede wichtige Tür im Fort — auch zu den Vorratshäusern und Waffenarsenalen — ein zweiter Schlüssel befestigt war. Dieses Schlüsselbund hing in seinem Schlafzimmer an einem Wandhaken, und Linda hatte sich erboten, es in der Nacht zu stibitzen. Die anderen — ersten — Schlüssel hatte immer der wachhabende Offizier.
    Delia hielt es also für besser, einzulenken. „So habe ich es doch nicht gemeint“, sagte sie versöhnlich. „Natürlich habe ich deine Hilfe nötig, das weißt du doch. Ich dachte nur, du hättest den Mut verloren.“
    „Ich lasse dich schon nicht im Stich“, versicherte Linda, aber es klang nicht sehr tapfer.
    Glücklicherweise waren die beiden Indianerpferde, auf denen Delia und Akitu gekommen waren, nicht in dem großen Stall untergebracht. Sie standen an der Südwand des Forts neben den Pferden, die die Planwagen der Einwanderer gezogen hatten. Dort waren Eisenringe in die Holzplanken geschraubt, an die die Pferde mit den Zügeln gebunden waren, damit sie sich nicht losreißen konnten, um im Fort herumzugaloppieren. An einen Schutz gegen Diebstahl war dabei nicht gedacht. Für Delia stellte es kein Problem dar, die Pferde loszubinden und zum Tor zu führen.
    Hier erst begann die eigentliche und große Schwierigkeit. Vor dem verschlossenen Tor standen Tag und Nacht zwei Soldaten. Es nutzte also gar nichts, den Schlüssel zu besitzen. Die Soldaten mussten nachhaltig und minutenlang abgelenkt sein, damit das Tor geöffnet werden und die Flucht gelingen konnte. In diesem entscheidenden Augenblick war Lindas Hilfe geradezu unerlässlich.
    Kein Wunder, dass Delia den ganzen Tag über sehr nervös war. Sie wusste genau, was sie sich selbst und Akitu zutrauen konnte. Aber konnte sie Lindas Verhalten voraussehen?
    Beim Abendessen sagte der Kommandant: „Es wird dich sicher interessieren, Delia, dass dein Freund“ — er legte auf das Wort „Freund“ eine ganz verächtliche Betonung — „dass dein Freund Akitu nicht bestraft werden kann. Falls er sein Alter wahrheitsgemäß
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