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Delhi Love Story

Delhi Love Story

Titel: Delhi Love Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swati Kaushal
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McDonald’s essen wird – das hat er ausgesucht. Einträchtig gehen sie die Straße hinunter. Richa zupft ihn an der Brille, er rächt sich, indem er sie mit Chipskrümeln bewirft. Offensichtlich haben sie Spaß miteinander, genießen es, dass ihre Freundschaft sich langsam vertieft.
    Kunal und ich sind noch nie zusammen ins Kino gegangen. Wir sind wohl einfach älter und cooler. Wir lesen Klassiker und sprechen über das Theater. Wir sind gebildet, werfen mit Eklektizismen um uns und diskutieren über Probleme der Kunst. Wir sind Agnostiker, die nur Fellatio und Espresso glauben.
    Somes hält ein Taxi an und lässt Richa zuerst einsteigen. Die beiden brausen davon. Ich spüre eine irrationale Eifersucht in mir aufsteigen. Ich wickele einen weiteren Kaugummi aus und genieße den frischen, zuckerfreien Geschmack.
    »Du bist süchtig nach dem Zeug, Ani!«
    Keds geht zwischen den Sitzreihen auf mich zu. Seine Krawatte sitzt schief, das Haar ist zu lang und strubbelig.
    »Gar nicht wahr.«
    Er nimmt mir das fast leere Zehnerpack aus der Hand. »Hast du den etwa nicht heute Mittag gekauft?«
    »Das geht dich nichts an.«
    »Du hast vielleicht gute Laune!«

    Ich ignoriere seinen Sarkasmus, lehne mich zurück. Der Bus fährt an.
    »He, rutsch rüber«, fordert er.
    Ich nehme meinen Rucksack vom Nachbarsitz, werfe ihn auf den Boden.
    »Wieso unternimmst du heute nichts mit deinem Freund?«
    Ich ignoriere die implizite Kritik. Ich sehe ihn eben nicht jeden Tag. Auch nicht jeden zweiten Tag. Auch nicht dann, wenn ich ihn sehen will . Nein, wir haben ein System. Er ruft mich an, wenn er Zeit hat, wenn er gerade nicht an einem Theaterstück arbeitet, einen Workshop besucht oder Wochenendausflüge mit seinen anderen, älteren Freunden unternimmt. Aber das erzähle ich Keds natürlich nicht. Lieber kontere ich: »Und wieso unternimmst du heute nichts mit Pranay und Rono?«
    »Ach, du bist eifersüchtig? Das dachte ich mir.«
    »Ja, genau.« Ich lehne den Kopf gegen den vibrierenden Fensterrahmen. Die vorbeiziehenden Gebäude verschwimmen vor meinen Augen. Als der Bus um eine Ecke biegt, werde ich plötzlich von der Sonne geblendet. Keds runzelt die Stirn.
    »Alles in Ordnung?«
    »Ich habe Kopfschmerzen.«
    »Du solltest zum Arzt gehen.«
    »Es sind nur Kopfschmerzen.«
    »Aber das hast du fast jeden Tag. Ich mache mir langsam Sorgen.«
    »Wie nett.«

    »Im Ernst, Ani, was ist los? Ich habe dich schon lange nicht mehr auf dem Tennisplatz gesehen und letzten Freitag warst du krank.«
    »Ich war nicht krank, ich habe geschwänzt.«
    »Aber warum? Und du siehst seit einiger Zeit so blass aus –«
    »Keds, bitte, ich habe nur Kopfschmerzen!« Ich schließe die Augen. In meiner Tasche summt es, dann ertönt ein Piepen.
    »Das ist dein Handy«, sagt Keds.
    »Ich weiß.«
    »Willst du nicht nachsehen, wer es war?«
    »Nein.«
    Ich weiß es auch so. heute abend wird es spät schaz. warte nicht mit dem essen. viel spaß u hdl
    Die SMS hat mittlerweile den knappen Gutenachtkuss ersetzt. Ich glaube, Ma hat den Text in ihr Handy eingespeichert. Es ist jeden Tag der gleiche, mit dem gleichen Tippfehler. Und irgendwie hat sie es geschafft, einzuprogrammieren, dass mir die SMS jeden Tag exakt um 14 Uhr geschickt wird. Ein schneller Tastendruck, und eine mütterliche Pflicht ist erledigt. Ich frage mich, was sie sagen würden, wenn sie wüsste, wie viel ›spaß u hdl‹ ich tatsächlich habe.
    »Schreibt dir der große Kunal jeden Tag um diese Zeit?«
    »Nein, meine Ma.«
    »Nett von ihr.«
    »Sie gibt Bescheid, dass sie wieder spät nach Hause kommt.«

    »Oh. Aber sicher nicht jeden Tag?«
    »Wollen wir wetten?«
    »Vielleicht geht es heute doch um etwas anderes?«
    Ich reiche ihm mein Handy, er liest die SMS.
    Er schnalzt mit der Zunge und gibt mir das Handy zurück. »Sie steckt anscheinend in einer arbeitsintensiven Phase.«
    »Schon seit dem Tag ihrer Geburt.«
    »Sie kann es nicht ändern, Ani.«
    »Wieso nicht?«
    »So ist sie eben.«
    »Weißt du, was komisch ist? Für alles andere sheint sie Zeit zu haben.« Gegen meinen Willen klinge ich bitter. Keds wirft mir einen besorgten Blick zu.
    »Soll ich meine Mutter bitten, mit ihr zu sprechen?«
    »Um Gottes willen, nein!«
    Er seufzt und fasst meine Hand. »Ich wünschte, du wärst nicht so unglücklich.«
    »Wer sagt denn, dass ich unglücklich bin?«
    Er antwortet nicht und sieht zu, wie ich mir einen weiteren Kaugummi in den Mund schiebe. »Du hast es ihr nicht erzählt,

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