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Dekan Diavolo

Dekan Diavolo

Titel: Dekan Diavolo
Autoren: Jason Dark
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ungefähr in einer Höhe mit Will Mallmann aufhielt, brauchte ich nur den Kopf nach rechts zu drehen, um ihn sehen zu können.
    Noch immer umkreisten die Messer seinen Hals. Wills Gesicht hatte sich verändert. Die Anstrengung und die Anspannung hatten den Schweiß auf seine Haut getrieben. Sie glänzte wie eine speckige Schwarte.
    »Ja, schau nur hin!« flüsterte der Dekan. »Sein Leben liegt in deiner Hand.«
    »Das weiß ich. Und wie geht es weiter?«
    »Du wirst sterben!«
    »Das hattest du mir schon gesagt. Aber wie?«
    »Ich werde dich nach den alten Ritualen töten. Geh hin und hole den Schwan.«
    »Weshalb?«
    »Hole ihn!«
    Ich hob die Schultern und machte mich auf den Weg. Dabei mußte ich an Will Mallmann vorbei. Ich hätte nur den Arm auszustrecken brauchen, um ihn anfassen zu können.
    Ich ließ es bleiben, wollte nichts riskieren, spürte allerdings den Luftzug, den die rasenden Messer hinterließen.
    Mit langsamen Schritten umrundete ich den Kommissar und blieb dort stehen, wo auch der Schwan seinen Platz gefunden hatte.
    »Bücke dich und heb ihn hoch!«
    Ich ging in die Knie. Dabei hörte ich Wills flüsternde und gequält klingende Stimme. »Verdammt, John, langehalte ich das nicht mehr aus. Das ist furchtbar…«
    »Okay, Alter, das schaffen wir…«
    »Nein, wir…«
    »Reiß dich bitte zusammen.«
    »Das sagst du so einfach.«
    Er hatte ja recht, aber was sollte ich ihm als Trost mit auf den Weg geben? Meine Hände berührten den Schwan. Er bestand aus Stein. Innen war er hohl, das wußte ich. Aus diesem Grunde hielt sich auch sein Gewicht in Grenzen. Ich würde ihn anheben können. Das tat ich auch und wunderte mich trotzdem über sein Gewicht. Ich hatte ihn jetzt untergefaßt und die Arme vorgestreckt. Die gelben Augen des Dekans hinter den dunklen Gläsern der Brille beobachteten mich genau. Jede Bewegung wurde registriert. Seine weiteren Befehle klangen mir entgegen. »Stell ihn auf meinen Tisch!«
    Darüber war ich froh. Sehr vorsichtig drapierte ich den Schwan neben unsere Waffen. Ich brauchte nur die Hand auszustrecken, um die Beretta oder den Dolch greifen zu können.
    Aber diese Zeitspanne wäre viel zu lange gewesen. Da konnte der Dekan immer reagieren.
    Ich wunderte mich über seine Haltung. Er war einen Schritt zurückgetreten. Die rechte Hand hielt er hinter seinem Rücken verborgen. Wir fixierten uns und wußten, daß wir unversöhnliche Todfeinde waren.
    Große Angst spürte ich nicht. Eher eine gewisse Anspannung und auch Neugierde.
    Wie würde es weiterlaufen?
    Die Antwort bekam ich durch eine Geste. Plötzlich zog der Dekan seine Hand hinter dem Rücken hervor.
    Ich bekam große Augen, als ich sah, was da auf seiner Handfläche lag: Es war ein knallroter Apfel!
    Nein, kein Apfel, eher eine Kugel, die eine apfelähnliche Form aufwies. Aus der leicht eingedrückten oberen Seite ragte ein langer Stiel. So jedenfalls sah es im ersten Moment aus. Bis ich erkannte, daß es sich dabei um eine Zündschnur handelte.
    Demnach hielt der Dekan weder eine Kugel noch einen Apfel in der Hand. Dafür eine scharfgemachte, übergroße Handgranate… Ich hatte bei ihm mit allem gerechnet, damit allerdings nicht. Dieser Teufel war immer noch für eine höllische Überraschung gut, das mußte ich ihm zugestehen.
    Er lachte. »Sinclair, so wird dein Leben enden - oder auch nicht!« sagte er mir.
    »Was meinst du damit?« Meine Stimme klang so, als gehörte sie einer fremden Person.
    »Du kannst wählen, Sinclair. Zwei Möglichkeiten gebe ich dir. Entweder tust du gar nichts und wartest, bis die Granate in meiner Hand explodiert, oder du öffnest den Schwan und läßt zu, daß dich die sechs Geister ins Jenseits reißen.«
    »Moment!« flüsterte ich, die Gänsehaut auf meinem Rücken ignorierend.
    »Wenn ich nichts tue, wird die Granate detonieren und alles in Fetzen reißen. Stimmt's?«
    »Genau!«
    »Auch dich, Diavolo!«
    »Weißt du denn noch immer nicht, daß der Körper bei mir keine Rolle spielt? Es kommt auf den Geist an. Diese Granate besitzt eine ungeheure Sprengkraft. Sie wird alles in die Luft fegen, das kann ich dir versprechen. Ab jetzt hast du genau zwei Minuten Zeit, um dich zu entscheiden. Sind die zwei Minuten vorbei, wird hier alles hochgehen, falls du atomisiert werden willst.«
    »Und was ist mit dem Schwan?«
    »Ich sagte es schon, die sechs Geister!«
    Verdammt, ich konnte nicht mehr lange nachdenken. Deshalb nickte ich ihm zu. »Ich habe mich entschieden.«
    »Gut —
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