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Dein ist das Leid (German Edition)

Dein ist das Leid (German Edition)

Titel: Dein ist das Leid (German Edition)
Autoren: Andrea Kane
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war Pauls Doppelleben. Das Davonlaufen? Das war nicht nur Pauls Verschwinden, sondern auch dieser Zehntausendmeterlauf, der es überhaupt erst notwendig gemacht hat. Die heimlichen Telefonanrufe, die ich in Pauls Cottage wahrnahm? Sein Einsatz als Undercover-Agent. Und das ständige Gefühl, dass uns jemand folgte? Das war meistens das FBI. Und wenn ich spürte, dass wir uns in Gefahr befanden? Das war Fenton.“ Claire sah Ryan triumphierend an, wie eine Katze, die den Kanarienvogel gefressen hat. „Dagegen kannst nicht mal du was sagen.“
    Patrick gab ein übertriebenes Stöhnen von sich. „Du meine Güte, jetzt steckt auch noch etwas von Ryan in ihr.“
    Interessante Wortwahl, dachte Casey.
    Sie sah Claire und Ryan an. Claire wandte den Blick ab und wurde rot. Ryan, der sonst einen Witz nach dem anderen riss, blieb ungewöhnlich stumm und hatte einen merkwürdigen Ausdruck im Gesicht.
    „Weißt du, Patrick, ich glaube, du hast recht“, sagte Casey. „Es steckt tatsächlich etwas von Ryan in Claire. Sagt mal, Leute, wann hat das denn angefangen?“
    Claire erbleichte. „Was?“
    „Dieses plötzliche Selbstvertrauen bei dir, das sonst immer nur Ryan an den Tag legt – nur nicht ganz so arrogant wie bei ihm.“ Casey war die Unschuld selbst. „Wann hat das angefangen?“
    „Ich sage doch bloß, dass ich diesmal alles richtig wahrgenommen habe.“ Claire fing sich wieder. „Ich bin froh, dass ich eine Verbindung herstellen konnte. Deshalb halte ich mich noch lange nicht für das größte Genie der Welt, wie jemand anders das bekanntlich tut.“
    „Ich sage nur die Wahrheit, genau wie du“, sagte Ryan, wieder ganz er selbst.
    „Ich sage die Wahrheit. Du protzt damit und übertreibst auch noch.“
    „Ach was. Gecko und ich waren eindeutig die Helden des Tages.“ Ryan grinste. „Aber du warst auch nicht schlecht. Ein bisschen Eigenlob gönne ich dir.“
    Claire verdrehte die Augen. „Das ist bloß eine Feststellung, kein Eigenlob. Ich habe nur meinen Job gemacht.“
    „Das haben wir alle“, sagte Casey leise. „Aber das reicht noch nicht.“ Sie blickte kurz zu Boden, sah dann ernst wieder auf. „Technisch gesehen haben wir unseren Job erledigt. Aber in Wirklichkeit stimmt das nicht, oder?“
    Die anderen wurden ebenfalls ernst.
    „Nein, es stimmt nicht.“ Patrick antwortete für die ganze Truppe. „Es ist erst vorbei, wenn der Junge wieder gesund ist. Wir sind alle verdammt gute Profis, aber wir sind auch menschliche Wesen. Wir haben emotional sehr viel in diesen Fall gesteckt. Das ist eine der Sachen, die mir so an diesem Team gefallen.“
    „So ist es“, stimmte Ryan zu.
    „Die Sache ist noch lange nicht in trockenen Tüchern.“ Claire blickte ins Leere. „Ich verstehe diesen medizinischen Jargon nicht. Aber das ist alles sehr kompliziert und wird noch lange dauern.“
    „Und wie wird es ausgehen?“, fragte Casey.
    Claire hob frustriert die Schultern. „Ich wünschte, ich würde das wissen. Ich nehme unglaublich starke Gefühle auf vielen verschiedenen Ebenen und aus allen Richtungen wahr.“
    In diesem Augenblick kam Marc zurück. Er wechselte einen Blick mit Casey und nickte. Er hatte seinen Anruf erledigt. Bald würden FBI-Agenten Fentons Anwesen auf Long Island, seine Büros in New York und seine Marina in Bayonne durchsuchen. Und das war erst der Anfang. Die Dominosteine würden einer nach dem anderen fallen.
    Casey nickte zurück.
    „Unten im Eingang habe ich gerade Hutch getroffen“, sagte Marc. „Sie haben Paul verschiedene Dinge mitgegeben, um sein Aussehen zu verändern. Er darf ja nicht erkannt werden, solange er hier ist.“
    „Er wird das Krankenhaus überhaupt nicht mehr verlassen“, erwiderte Claire. „Jedenfalls nicht für lange Zeit. Ob er nun als Spender infrage kommt oder nicht, er wird Amanda und Justin nicht mehr von der Seite weichen. Zur Hölle mit dem FBI.“
    Paul dachte genau dasselbe, als er mit Amanda vor dem gläsernen Käfig stand, in dem Justins Krippe war. Dort drin war alles, was ihm in diesem Augenblick etwas bedeutete. Er sah all diese Apparate und Schläuche, an denen Justins Leben hing. Aber eigentlich sah er nur seinen Sohn. Seinen Sohn. Amanda hatte völlig recht. Er erkannte sich selbst in dieser winzigen Person, die manchmal die Augen öffnete. Es war, als ob Justin wüsste, dass ein neuer Mensch in sein Leben getreten war.
    Paul spürte, wie sich ihm die Brust zusammenzog. Ein nie gekannter Beschützerinstinkt überwältigte ihn. Er
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