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Dein Blick so kalt

Dein Blick so kalt

Titel: Dein Blick so kalt
Autoren: Inge Loehnig
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Herz jedoch plötzlich bis zum Hals.
    »Döhrig Communications, Gunda Reinelt. Was kann ich für Sie tun?«
    »Lou… Louise Meerbusch.« Ihr Mund war plötzlich ganz trocken. »Ich würde gerne Frau Wenzel sprechen.«
    »In welcher Angelegenheit?«
    »Es geht um die Lehrstelle für Mediengestalter.«
    »Einen Moment. Ich stelle Sie durch.«
    Lou fing Caros fragenden Blick auf. »Dauert einen Moment«, flüsterte sie.
    »Wenzel.«
    »Tag, Frau Wenzel. Louise Meerbusch. Ich hatte mich auf Ihre Lehrstelle für Mediengestalter beworben…«
    »Ja. Ich weiß. Haben Sie meine Antwort noch nicht erhalten?« Die Stimme der Frau klang jung und freundlich, aber auch ein wenig gestresst.
    »Doch schon. Ich wüsste halt gerne, weshalb Sie abgesagt haben. Ich meine, ich bekomme nur Absagen und niemand sagt mir, warum. Woran das liegt. Ich erfülle doch die Voraussetzungen. Mindestens sechzehn Jahre, ich bin sogar schon fast siebzehn. Mittlere Reife habe ich auch und schon ein wenig Erfahrung. Die Schülerzeitung…«
    »Ja, ich weiß. Reißaus…«
    »Ratzfatz.«
    »Richtig. Ratzfatz. Man sieht, dass Sie sich da Mühe gegeben haben. Warum andere Agenturen Ihnen absagen, kann ich nur vermuten«, fuhr Franziska Wenzel fort. »Ich denke allerdings, dass es ähnliche Gründe sind, die auch zu unserer Absage geführt haben. Mit dem Alter und der Qualifikation haben Sie recht. Theoretisch ist Mittlere Reife ausreichend. Praktisch sieht es aber so aus, dass Lehrstellen für Mediengestalter sehr gefragt sind und sich meist besser qualifizierte Bewerber finden, die in der Regel ein mehrmonatiges Praktikum vorweisen können und daher bereits über mehr Erfahrung verfügen. Das wäre auch mein Rat an Sie: Machen Sie ein Praktikum und Ihre Chancen, eine Lehrstelle zu finden, erhöhen sich rapide.«
    Ein Praktikum? Daran lag das also. Gut, nun wusste sie, woran sie war. Dann musste sie sich eben zuerst einen Praktikumsplatz suchen. »Sie haben also schon jemand gefunden?«, hakte sie trotzdem nach.
    Ein kurzes Zögern folgte. »Wir haben uns sehr spät entschieden, diese Lehrstelle einzurichten. Die wirklich guten Bewerber sind schon untergekommen.«
    »Das heißt, die Stelle ist noch frei?« Plötzlich war Lou wie elektrisiert.
    »Das heißt, dass wir im Moment nicht wissen, ob wir sie in diesem Jahr überhaupt besetzen.«
    Die Idee war mit einem Mal da und purzelte einfach aus Lous Mund: »Sie könnten mich doch erst ein Praktikum machen lassen, und wenn ich gut genug bin, dann bekomme ich die Lehrstelle.«
    Ein leises Lachen folgte. »Sie sind ganz schön zielstrebig und hartnäckig. Das gefällt mir. Lassen Sie mich über den Vorschlag nachdenken. Ich rede mit meinem Chef und melde mich. Ihre Handynummer habe ich ja.« Damit verabschiedete Franziska Wenzel sich.
    Lou legte auf und sprang in die Höhe. »Vielleicht bekomme ich wenigstens einen Praktikumsplatz. Und danach schnappe ich mir die Lehrstelle!«
    »Wer sonst, wenn nicht du«, meinte Caro grinsend.
    Total aufgedreht berichtete Lou von den Gesprächsteilen, die Caro nicht mitbekommen hatte. Zur Abkühlung musste sie danach erst mal in die Donau springen.
    Der Rest des Nachmittags verging mit Baden, Quatschen und Pläneschmieden. Caro wollte ab September auf die FosBos in Straubing gehen, um dort ihr Fachabitur in Wirtschaft zu machen. Ihr Ziel war ein BWL-Studium an der FH München mit Schwerpunkt Touristik und dann würde sie irgendwann in der Reisebranche arbeiten und um die Welt düsen, während Lou sich in einer Werbeagentur Anzeigenkampagnen und TV-Spots für tolle Kunden ausdachte. Und natürlich würden sie auch ziemlich coole Jungs kennenlernen.
    Während sie noch darüber nachdachten, wie cool Jungs denn sein durften, denn zu cool war auch nicht gut, klingelte Lous Handy. Eine Münchner Nummer. Sicher Franziska Wenzel. Atemlos meldete Lou sich.
    »Gute Nachrichten«, meinte die Art-Direktorin. »Mein Chef hatte dieselbe Idee, erst ein Praktikum zu vergeben und dann unter Umständen die Lehrstelle. Können Sie am Freitagnachmittag zu einem Vorstellungsgespräch kommen? Sagen wir vierzehn Uhr.«
    »Ja. Super. Das klappt. Vierzehn Uhr. Ich bin da.«
    »Dann bis Freitag.« Franziska Wenzel legte auf.
    Lou schnappte nach Luft. Gleich würde sie hyperventilieren oder in Ohnmacht fallen. Oder beides gleichzeitig. Kreischend sprang sie in die Höhe. »Yeah! Vorstellungsgespräch. Am Freitag!«
    Caro umarmte sie und gratulierte, dann meinte sie trocken wie immer: »Deine Eltern
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