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Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Titel: Deer Lake 02 - Engel der Schuld
Autoren: Tami Hoag
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auch ihn verändert hatte. Sie wollte nicht glauben, daß er sich mit den Leben der Menschen befassen konnte, die unter den Verbrechen gelitten hatten, ohne daß es ihn zutiefst berührte. Er war gekommen, um am Rande zu stehen und zuzusehen, aber er war immer und immer wieder mit hineingezogen worden. Er hatte ihr Leben gerettet. Er konnte nicht mehr der Mann sein, der vor zwei Wochen nach Deer Lake gekommen war, der Söldner, der sich am Leid anderer bereichern wollte.
    Vielleicht würde er zurück nach Alabama gehen, sein Buch schreiben, eine Menge Geld machen und sich selbst in der Filmversion spielen, weil alle wußten, daß er besser aussah als Tom Cruise. People würde ihm zum sexiest man alive wählen, und sie würde ihn nie wiedersehen, außer auf den Schutzumschlägen der Bücher, die sie nicht kaufen würde.
    Die Ereignisse, die Enthüllungen der vergangenen Wochen waren genau das, was er gesucht hatte. Sensationell, verrückt, komplex. Erik Evans'/Adam Slaters Story allein war schon ein Buch wert. Was war im Kopf eines Kindes falsch gelaufen, daß es in einen Mörder verwandelt wurde? Sie mußte zugeben, daß sie selbst neugierig darauf war. Sie wollte begreifen, was geschehen war, irgendeinen Sinn darin finden.
    Vielleicht würde sie schließlich doch eins von Brooks Büchern kaufen. Vielleicht hatte es doch einen Sinn, sich ein Verbrechen von weitem anzusehen und die Ursachen zu analysieren. Vielleicht wäre es ein kleiner Trost, den Irrsinn dessen, was geschehen war, so einzugrenzen. Aber sie war schon zu lange dabei, um so naiv zu sein. Sie wußte nur allzugut, daß man das Böse nicht eingrenzen konnte. Es kroch hervor und breitete sich aus wie ein Parasit, der seinen Wirt tötet. Selbst über Orte wie Deer Lake breitete es sich aus.
    Ein Klopfen an ihrer Tür holte sie in die Gegenwart zurück. Die Aufregungen des Tages hatten in einer abendlichen Pressekonferenz ihren Höhepunkt erreicht. Bill Glendenning war aus seinem Büro in St. Paul herbeigeeilt, um Ellen vor einer Vielzahl von Fernsehkameras persönlich zu belobigen. Rudy stand dabei an seiner Seite. Die aufregende Atmosphäre hatte die Leute länger als üblich im Gerichtsgebäude gehalten. Immer noch einmal hechelten sie die phantastischen Ereignisse des Tages und das unglaubliche Leben von Garrett Wright durch.
    Cameron steckte den Kopf zur Tür herein und zog die Augenbrauen hoch. »Soll ich Sie nach Hause fahren?«
    »Nein, danke. Ich komme schon klar. Ich will mich nur noch ein bißchen entspannen, bevor ich mich durch die Medienmeute kämpfe. Haben Sie schon irgendwas in Slaters Telefonaufzeichnungen gefunden?«
    Sein Gesicht wurde ernst. »Tut mir leid. Costellos Nummer ist nicht dabei. Nicht beim Haustelefon, nicht beim Handy. Wenn wir da nichts herausfinden, entwischt er uns.«
    »Tony Costello schlüpft durch das Netz der Justiz wie ein schleimiger Aal.«
    »Ich tröste mich mit dem Gedanken, daß er vorläufig nicht mehr aus dem Loch kriechen wird, in dem er jetzt sitzt«, sagte er und lehnte seine Schulter gegen den Türpfosten. »Immerhin hat er einen der schlimmsten Kriminellen des Landes vertreten.«
    »Und ihn freigekriegt«, sagte Ellen nüchtern. Sie wußte, daß Tony es so sehen würde. Nicht als beschämende Erniedrigung, sondern als gewonnenes Spiel. Der einzige Unterschied zwischen ihm und seinen Mandanten war, daß Costellos Spiele gesetzlich sanktioniert waren.
    »Ich werde weiterwühlen«, versprach Cameron. »Wie steht's mit Ihnen? Schon was über Priest?«
    »In den Tagebüchern wird er namentlich nicht erwähnt. Er behauptet, seine Kindheit in Mishwaka nur verschwiegen zu haben, weil er damals seelische Probleme hatte und schließlich die Schule geschmissen hat. Er hat Papiere gefälscht, um aufs College zu kommen, und behauptet, er hätte seinen Abschluß in einer guten Schule in Chicago gemacht. Er streitet hartnäckig ab, etwas von Wrights Machenschaften gewußt zu haben, aber es ist schwer zu glauben, daß er nie etwas geahnt haben will. Er hätte viel Leid verhindern können, wenn er etwas unternommen hätte.
    »Das FBI hatte ihn den ganzen Nachmittag in der Mangel. Sie haben alle Aufzeichnungen über das Projekt beschlagnahmt, an dem Wrights und Priests Studenten gearbeitet haben. Vielleicht finden sie was. Irgendwann werden sie die Wahrheit schon aus ihm herausholen. Und dann werden sich die Staatsanwälte darum reißen, ihn anzuklagen.«
    »Sie werden Todd Childs wegen Meineids anklagen?« fragte
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