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Deer Lake 01 - Sünden der Nacht

Deer Lake 01 - Sünden der Nacht

Titel: Deer Lake 01 - Sünden der Nacht
Autoren: Tami Hoag
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daß ihre Hand unter Umständen nicht die vollständige Beweglichkeit zurückerlangte. Seine Stimme war fast ein Flüstern, als wolle er die armen Schätzchen von Knochen mit der schlechten Nachricht verschonen. Er hatte sie nach bestem Vermögen versorgt, aber nachdem sich jetzt das Wetter klärte, würden sie sie ins Hennepin County Medical Center verlegen, wo ein Unfallchirurg die mühsame Prozedur der Wiederherstellung der zarten Strukturen begänne.
    Angst durchschlug sie wie eine Machete, als sich seine Worte in ihrem Gehirn wiederholten. Ein Cop brauchte zwei gute Hände. Sie hatte immer nur ein Cop sein wollen. Der Beruf war ihr Leben. Jetzt sah sie eine Zukunft vor sich mit der Aussicht, nie wieder diesen Job machen zu können.
    Sie unterdrückte die aufsteigenden Tränen und sah sich in ihrem Einzelzimmer um. Blumen und Luftballons schmückten die Schränke. Kathleen hatte ihr alle Grußkarten vorgelesen. Sie kamen von der Polizei in Deer Lake, dem Bureau, von ihren alten Kumpeln bei der Polizei in Minneapolis. Mit Ausnahme von einem bildschönen Miniaturrosenbusch von Hannah waren alle von Cops. Fast jeder, den sie
kannte, war ein Cop. Was sollte aus ihr werden, wenn sie aufhörte, einer zu sein?
    Nur noch eine unsichtbare Verbindung bestand für sie mit ihrer Welt, wie ein Astronaut, der im Weltraum spazierengeht, und diese Verbindung war in Gefahr, durchtrennt zu werden. Ihre Ohnmacht schüttelte sie.
    Sie machte einen Versuch, ihre Angst zu verdrängen, indem sie den Lautstärkeknopf auf der Fernbedienung des Fernsehers drückte. Ihre rechte Hand lag in einer Schlinge, ruhiggestellt. Die linke hatte in den letzten achtzehn Stunden einen Infusionskatheter beherbergt, aber der war entfernt worden. Vielleicht konnte sie sich beibringen Linkshänder zu werden, überlegte sie, als sie den Programmknopf drückte und durch die Kanäle surfte, bis sie bei den lokalen Sechs-Uhr-Nachrichten anlangte.
    Sie schaltete vorbei an TV 7, Heimat von Paige Price, und entschied sich für Kanal 11. Eine Aufnahme von Bürgern aus Minnesota, die sich nach dem Wochenendsturm wieder ausgruben, wich dem Aktenfoto von Josh in seiner Pfadfinderuniform.
    »… aber unsere Topmeldung für heute abend kommt aus Deer Lake, Minnesota, wo die Behörden am Wochenende einen Verdächtigen im Entführungsfall des achtjährigen Josh Kirkwood verhafteten.« Videoaufnahmen von der Pressekonferenz füllten den Schirm. Der Funkraum im alten Feuerwehrhaus, so voll, daß es nur Stehplätze gab. Mitch stand auf dem Podium; er sah abgespannt und ernst aus. Rechts von ihm befand sich der dämliche Marty Wilhelm. Steiger saß mit grimmiger Miene am Tisch, über der Nase ein Pflasterdreieck. Mitch las eine vorbereitete Erklärung ab, in der lediglich die nackten Fakten über die nervenzerfetzenden Ereignisse von Samstag erschienen. Er verweigerte die Beantwortung der meisten Fragen, die sich auf Details der Beweisaufnahme bezogen, bestätigte nicht einmal Wrights Namen mit der Begründung, das Weitergeben von Informationen könnte möglicherweise den Erfolg der laufenden Ermittlungen gefährden.
    »Josh Kirkwood wird nach wie vor vermißt, und alle beteiligten Polizeiorgane sind weiterhin auf der Suche«, sagte er.
    »Entspricht es nicht der Wahrheit, daß zu den am Samstag sichergestellten Beweisstücken auch ein blutbeflecktes Laken gehört?«
    »Kein Kommentar.«
    »Ist es wahr, daß der verhaftete Verdächtige Fakultätsmitglied des Harris College ist?«

    »Kein Kommentar.«
    »Soviel zum Schutz der laufenden Fahndung«, dachte Megan. Die Medienwiesel würden graben und jagen und bestechen und tricksen, bis sie das hatten, was sie für ihre Schlagzeilen brauchten und kackten auf die Konsequenzen.
    »Ist es wahr, daß Sie persönlich den Verdächtigen eine halbe Meile zu Fuß durch die Wälder gejagt haben?«
    Mitch warf der Frau im Off einen langen Blick zu. Kameras klickten, Motoren summten. Dann erklang seine leise, bedächtige Stimme, die er immer einsetzte, wenn seine Geduld am Ende war: »Alles versuchen mich in dieser Geschichte zum Helden hochzustilisieren. Ich bin kein Held und habe meinen Job verrichtet – wenn ich ihn besser erfüllt hätte, wäre es gar nicht zu der wilden Jagd gekommen. Bei dieser Sache gibt es nur einen Helden, Agent O’Malley. Sie hat ihr Leben riskiert und es beinahe verloren bei dem Versuch, Josh Kirkwoods Entführer seiner gerechten Strafe zuzuführen. Euer Held ist diese Frau.«
    »O Mitch …«
    »Es stimmt
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