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Deebs, Tracy - Tempest - 01 - Tochter des Meer

Deebs, Tracy - Tempest - 01 - Tochter des Meer

Titel: Deebs, Tracy - Tempest - 01 - Tochter des Meer
Autoren: Scotty
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sah auf meine Beine und hoffte inständig, dass ich wieder normal war. Was sich bestätigte: Beide Beine waren vollständig ausgeformt und getrennt, wofür ich unendlich dankbar war. Als ich sie anzuwinkeln versuchte, bewegten sie sich mühelos und folgten den Anweisungen meines Gehirns, als hätte die ganze Geschichte unter Wasser nie stattgefunden.
    Dieser tröstliche Gedanke erfüllte mich mit Erleichterung, jedenfalls so lange, bis Marks Stimme zu mir durchdrang, wütender und ängstlicher, als ich ihn je erlebt hatte.
    »Alles in Ordnung, Tempest? Tempest ?«
    Als ich nicht sofort antwortete, kniete er sich neben mich und umklammerte meine Arme so fest, dass ich mich beherrschen musste, um mich nicht zusammenzukrümmen. Nicht dass es seine Schuld gewesen wäre, er hatte schließlich keine Ahnung, wie empfindlich meine Haut und das darunterliegende Fleisch allmählich wurde. So empfindlich, dass sich selbst ein heftiger Windstoß manchmal anfühlte, als würde ich mit abertausend Lederstreifen ausgepeitscht, und die weiche Baumwolle meiner Kleidung bei jeder Bewegung scheuerte und brannte.
    »Los, Tempest, antworte mir.« Er schüttelte mich leicht, aber ich antwortete immer noch nicht.
    Was sollte ich auch sagen. Dass ich mit jedem Tag, der verging, mehr zu dem wurde, was ich hasste?
    Dass ich mit jedem Atemzug spüren konnte, wie ich weniger Mensch und immer mehr zu etwas »Anderem« wurde?
    Oder dass ich Angst, Todesangst, davor hatte, in einer Woche mit Schwimmhäuten und einem schuppigen Fischschwanz ausgestattet zu sein und das überwältigende Bedürfnis zu verspüren, mich in die Tiefen des Ozeans zu stürzen?
    Da ich mir diese Angst kaum selbst eingestehen konnte, beschränkte ich mich darauf, »Mir geht’s gut« zu murmeln, was in etwa so überzeugend wie zutreffend war. Aber immer noch besser als die Alternative.
    Alles war besser als das.

2
    »He, Mann, mach Platz. Lass sie doch mal zu Atem kommen.« Sanfte Hände lösten Marks angstvollen Griff von meinen Oberarmen und als ich aufsah, merkte ich, dass ich mehr oder weniger umzingelt war. Alle waren da: Mark und Logan, Bach (der diesen Spitznamen trug, weil er ebenso genial surfte wie Johann Sebastian komponierte), Scooter und Tony.
    Es mag merkwürdig erscheinen, dass ich so viel Zeit mit einer Horde Jungs verbringe, aber die meisten meiner Freundinnen haben kein großes Interesse daran, um fünf Uhr früh aufzustehen, um vor der Schule zwei Stunden lang Wellen zu reiten. Brianne und Mickey, meine besten Freundinnen, stehen mehr darauf, die Zeit zum Schlafen - und zum Frisieren - zu nutzen, als sich fürs Surfen zu begeistern.
    »Mir geht’s gut, Mark.« Irgendwie schaffte ich es, eine zittrige Version meiner Stimme wiederzufinden. »Glaube ich jedenfalls.«
    Ich schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln, aber er sah nicht sonderlich überzeugt aus. Sein viel zu blasses Gesicht war weiterhin fahl vor Angst, die er nicht zu verbergen suchte.
    »Also, was ist da draußen passiert?« Das war Logans Stimme, rau und ein klitzekleines bisschen sexy, die diese Frage stellte. »Es sieht dir nicht ähnlich, den Abgang zu machen, Tempest, schon gar nicht bei so einem kleinen Snapper.«
    Ich hatte immer noch keine Ahnung, was ich sagen sollte oder sagen konnte. Wie ließ sich etwas erklären, das ich selbst nicht einmal ansatzweise verstand?
    Was sich da draußen abgespielt hatte, war anders als alles, was mir je widerfahren war. Logan hatte es selbst gesagt: Ich war von uns allen die Letzte, der man Zutrauen würde, wie eine Anfängerin vom Brett zu purzeln.
    Verdammt noch mal. Ich war mir ziemlich sicher, dass ich das letzte Mal mit neun einen unfreiwilligen Köpfer vom Surfboard ins tiefe blaue Meer gemacht hatte.
    Mir war klar, dass ich ihnen unmöglich sagen konnte, was sich dort draußen wirklich abgespielt hatte; sie würden mich für verrückt halten, wenn ich es auch nur versuchte. Und das konnte ich ihnen nicht verdenken. Ich wünschte selbst, es wäre verrückt. Wenn es dadurch nur weniger beängstigend wurde. Weniger peinlich. Weniger real.
    Ich räusperte mich, was nicht einfach war, weil meine Kehle höllisch brannte, und versuchte mich so weit wie möglich an die Wahrheit zu halten. Was bei mir auch angeraten war, da ich nicht besonders gut lügen konnte. Wie alle Menschen konnte natürlich auch ich anderen etwas vormachen (und am allerbesten mir selbst), aber jemandem, den ich mochte, frech ins Gesicht zu lügen, nein, darin war ich eine
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