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Deebs, Tracy - Tempest - 01 - Tochter des Meer

Deebs, Tracy - Tempest - 01 - Tochter des Meer

Titel: Deebs, Tracy - Tempest - 01 - Tochter des Meer
Autoren: Scotty
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ich sie ab, nicht, weil ich etwas Besseres zu tun gehabt hätte, sondern weil ich lieber in meinem Zimmer saß und auf den Pazifik hinausstarrte, statt mir etwas einfallen zu lassen, worüber ich mit ihnen reden konnte.
    In diesen Momenten stellte ich mir vor, wie anders alles hätte laufen können. Dass, wenn ich nur etwas vorsichtiger und weniger aggressiv gewesen wäre, die letzte Erinnerung an meine Mutter nicht darin hätte bestehen müssen, mit anzusehen, wie sie von der Lusca in Stücke gerissen wurde.
    Doch das Schlimmste am Herumsitzen und Nachdenken waren nicht die Bilder ihres Todes - und mein eigener Anteil daran sondern die Feststellung, dass ich nach all dem immer noch egoistisch genug war, um ihr weiter böse zu sein. Selbst jetzt, da ich wusste, was sie durchgemacht und dass sie die Geschicke ihres Volkes sechs Jahre lang praktisch allein gelenkt hatte, war ich immer noch wütend darüber, dass sie Rio, Moku und mir nicht beigestanden hatte.
    Mein Dad war ein toller Vater, aber was wusste er schon vom Leben der Wasserleute? Auch wenn ich mich inzwischen damit arrangiert hatte, von ihr im Stich gelassen worden zu sein, nahm ich es ihr im Hinblick auf meine Brüder immer noch übel. Sich in eine Wassernixe zu verwandeln, fand ich schlimm genug, aber mein Aufenthalt dort unten hatte mir klargemacht, dass es noch etwas viel Schlimmeres gab - zumindest, wenn man als Mensch aufgewachsen war. Und das war die Verwandlung in einen Wasser mann.
    Die Selkies und anderen halb menschlichen Wesen waren hinter den Wassernixen her, weil sie attraktiv und mächtig waren, aber ich hatte die Verachtung in Konas Gesicht gesehen, als er von den Wassermännern gesprochen hatte. Die Nixenclans waren die einzige weiblich dominierte Gesellschaft der Unterwasserwelt und ihre männlichen Mitglieder bekamen das ordentlich zu spüren.
    Was bedeutete das für Rio und Moku? Wir wussten alle, dass sie an ihrem siebzehnten Geburtstag ebenfalls vor der Entscheidung stehen würden, Mensch zu bleiben oder sich zu verwandeln, doch die Briefe, die Mom ihnen hinterlassen hatte, erweckten den Eindruck, als sei diese Entscheidung weniger wichtig, weniger entscheidend für ihr Leben, und mir war nicht klar, warum.
    Ich konnte nur hoffen, dass sie damit richtig lag, dass es ihnen nicht bestimmt war, den gleichen Schmerz und die gleiche Verwirrung zu erleben wie ich. Und dass sie nicht die gleichen Fehler machen mussten.
    Doch auch das war nur einer von vielen Gründen, warum ich noch immer wütend war auf meine Mutter, auf Cecily, die große Meerespriesterin. Und natürlich verschlimmerte diese Tatsache meine Schuldgefühle. Es war ein Teufelskreis, der mich innerlich allmählich auffraß.
    Aus diesem Grund beschloss ich, Marks Einladung anzunehmen, als er mir in der letzten Unterrichtsstunde eine SMS schickte. Alles war besser, als in meinem Zimmer zu hocken und mir zu überlegen, wen ich mehr hasste: mich selbst, meine Mutter oder Tiamat.
    Da unser Kindermädchen heute seinen freien Tag hatte, war ich lange mit Rio und seinen Hausaufgaben beschäftigt und traf als Letzte bei Mark ein. Während ich draußen auf den Eingangsstufen wartete, dass er mir öffnete, hörte ich Musik und Gelächter aus dem Haus dringen.
    Mark begrüßte mich mit einem Grinsen und einer zärtlichen Umarmung, die mich zum Lächeln brachte. Doch als er sich herabbeugte, um mich zu küssen, wich ich ihm instinktiv aus. Er sagte nichts, aber er war sichtlich verletzt, was ich ihm nicht verdenken konnte. Es waren fast vier Wochen vergangen seit meiner Rückkehr und alles, was ich uns seitdem zugestanden hatte, waren ein paar flüchtige Küsse.
    Das Schlimmste daran war, dass er wirklich Geduld gezeigt und sich bemüht hatte, mir genügend Zeit zu geben, um meine Mutter zu trauern. Doch die beschämende Wahrheit war, dass es nicht nur meine Mutter war, um die ich trauerte.
    Ich vermisste Kona, ich vermisste es, seine Lippen auf meinen zu spüren und in seinen Armen zu liegen. Und mehr als alles andere vermisste ich die Art, wie er mich ansah, als wäre ich für ihn das Wichtigste auf der Welt.
    Seit meiner Rückkehr war ich ständig hin und her gerissen zwischen der Entscheidung, mit Mark Schluss zu machen, und der Einsicht, nichts zu überstürzen. Früher, noch vor gar nicht langer Zeit, war ich total in ihn verliebt gewesen.
    Im Grunde liebte ich ihn immer noch; es war schwer, es nicht zu tun. Er war klug, witzig und sexy und er kümmerte sich wunderbar um mich - sofern
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