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Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Titel: Deadwood - Dexter, P: Deadwood
Autoren: Pete Dexter
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dachte an all diese Finger in den Mündern.
    »Du kannst mein Maultier haben«, sagte der Junge zu Bill. »Es ist nicht viel, aber …« Das Maultier war mit den anderen zusammen angebunden. Sie bliesen zum Aufbruch. Am anderen Ende des Lagers brüllte eine Hure ihren Zuhälter an. Bill, der Gefühlsausbrüche jeder Art vor seinem Morgencocktail nicht ausstehen konnte, kletterte in den Wagen und schenkte sich einen Drink ein. Er setzte sich hin, nippte an seinem Glas und kaute an einem Stück Trockenfleisch, während das Lager sich zur Abfahrt bereit machte.
    Nach einer Weile kletterte er an der anderen Seite wieder herunter, ging den Hügel hoch und verschwand in den Büschen. Der Junge spannte den Wagen an und warf Bills Sattel hinten rein. Charley wusch und rasierte sich, dann putzte er sich die Zähne. Zum Rasieren hatte er einen echten Spiegel.
    »Glaubst du, Mr. Hickok überlegt es sich vielleicht noch anders? Ich wünschte, er würde mein Maultier nehmen«, sagte der Junge.
    »Bill will heute Morgen nicht über Transportmittel reden«, entgegnete Charley. Inzwischen war der Bauch des alten Peerless zur doppelten Größe angeschwollen, um die Einschussstelle herum war es schwarz vor Fliegen.
    Bill kam genau in dem Moment aus den Büschen, als die Sonne über den Black Hills durch die Wolken brach. Er kämmte sein Haar und knotete es im Nacken zusammen. Dann ging er den Hügel herunter, direkt am Wagen vorbei. Charley dachte zunächst, er hätte sie vielleicht nicht gesehen – man konnte nie sagen, ob Bill sich gerade seiner Sache unsicher war, man konnte ihm nichts anmerken –, aber er ging an Charley und dem Jungen vorbei, direkt zu Al Swearingens Wagen. Der Hurentreiber saß auf einem Kissen, aß hart gekochte Eier und sah zu, wie Bill auf ihn zukam.
    »Ein wundervoller Tag, um in die Hills zu fahren«, sagte Swearingen. »Ein Omen für die Zukunft.«
    »Haben Sie jemanden, der mit Pferden umgehen kann?« fragte Bill.
    Der Hurentreiber lächelte stolz. »Ich habe den Mädchen beigebracht, alles zu tun, was ich ihnen sage. Die hören aufs Wort.«
    »Holen Sie eine her, die die Pferde lenken kann«, sagte Bill, »und machen Sie, dass Sie in den Wagen kommen.« Der Zuhälter zuckte mit keiner Wimper. »Ich will Ihr Gesicht nie wieder sehen.«
    Der Hurentreiber strich seinen Bart glatt. Jeder in Hörweite hielt mit dem inne, was er gerade tat, und sah zu ihnen hinüber. »Al Swearingen lenkt seinen Wagen selbst«, erwiderte der Hurentreiber.
    »Dann hat Al Swearingen die Zeichen nicht verstanden«, sagte Bill.
    Der Hurentreiber sah Bill eine Weile an, lange genug, um zu sehen, was er sehen musste, und rief dann nach einer der Huren aus dem anderen Wagen. Smooth Bones. Soweit Charley gesehen hatte, war sie die Beste aus dem Haufen. Sie war nicht älter als siebzehn oder achtzehn, im selben Alter wie der Junge, und wenn sie Vorderzähne gehabt hätte, wäre sie sogar hübsch gewesen. Natürlich, wenn sie Vorderzähne gehabt hätte, hätte man sie nicht Smooth Bones genannt. Mit
was wäre wenn
konnte man sich gleich aus dieser Welt katapultieren.
    Sie setzte sich auf das Kissen neben Al Swearingen, und er gab ihr die Zügel. »Richten Sie dem Jungen aus, dass wir noch eine Rechnung offen haben«, sagte er. Dann kletterte er nach hinten in den Wagen.
    Bill schickte den Jungen als Späher voraus, in erster Linie, um ihn nicht mehr im Blickfeld zu haben. Mit zweiunddreißig Wagen war man vor Indianern sicher. Er stieg hoch, setzte sich neben Charley und sagte: »Ich hätte die Sache beenden sollen, dann müsste ich jetzt nicht mehr daran denken.«
    Bill konnte mit Dingen abschließen, wenn sie tot waren. Der Junge hielt sich eine Viertelmeile vor ihnen, dahinter sah man die Hills. Die Wagen reihten sich hinter Charley und Bill ein, Räder quietschten und die Maultiere wieherten auf, sobald sich die Schirrung spannte. Charley blickte zurück und sah den alten Peerless im Dreck liegen, neben ihm ein Loch, das sein Grab hatte werden sollen. Es sah so aus, als hätte der liebe Gott ihn höchstpersönlich aus dem Himmel geworfen und er wäre einmal aufgesprungen, bevor er auf der Erde liegen geblieben war.
    Sollten die Indianer das selbst rausfinden.
    Sie fuhren bergabwärts, von Süden her, in Deadwood ein. Die Schlucht kam aus den Bergen, lang und schmal, und folgte dem Whitewood Creek, und dort, wo es breit genug war für ein Stadtschild, begann Deadwood. Es war am Mittag des 17. Juli. Der Ort wirkte meilenlang und
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