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Dead - Ein Alex-Cross-Roman

Dead - Ein Alex-Cross-Roman

Titel: Dead - Ein Alex-Cross-Roman
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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aufregendste Frau, die ich jemals kennen gelernt hatte.

10
    Inmitten der Menschenmenge, die sich auf der Connecticut Avenue gegenüber des Riverwalk-Apartmenthauses versammelt hatte, standen auch ein Mann und eine Frau in Jogginganzügen. Während immer mehr Streifenwagen eintrafen, bewunderten sie gut getarnt ihr Werk.
    Ihre brillante Schöpfung, Yousef Qasim, existierte nicht mehr. Puff - vergangen, aber nicht vergessen. Der Mann hatte Yousef in großartiger Manier verkörpert und das Publikum voll und ganz in seinen Bann gezogen, schon von dem Augenblick an, als er den Balkon, seine Bühne, betreten hatte. Ganz offensichtlich waren viele Zuschauer angesichts seiner bravourösen Vorstellung immer noch von Ehrfurcht ergriffen und unterhielten sich in verstohlenem Flüsterton darüber.
    Welch überaus passende Zugabe. Stunden um Stunden waren seit der Vorstellung vergangen, und immer noch harrten all diese Gaffer vor dem luxuriösen Wohngebäude aus. Alle paar Minuten trafen neue Bewunderer ein. Die Medien konnten gar nicht genug davon bekommen - CNN, die anderen großen Fernsehsender, die Zeitungen, Radiosender, Videokünstler, Blogger.
    Der Mann stieß die Frau mit dem Ellbogen an. »Siehst du auch, was ich sehe?«
    Sie reckte den Hals, blickte nach links und dann nach rechts. »Wo? Es gibt so viel zu sehen. Hilf mir doch.«
    »Schau mal nach rechts, etwa vier Uhr. Siehst du’s jetzt. Die Frau, die da gerade aus dem Auto steigt, das ist Detective Bree Stone. Und der Mann - das ist Alex Cross. Da bin ich mir sicher. Cross ist hier und das schon bei unserer ersten Vorstellung. Wir sind ein Knaller!«

11
    Im Verlauf der ersten halben Stunde versuchte ich mir einzureden, dass ich vollauf damit zufrieden war, im Wagen zu sitzen und mich aus allem rauszuhalten. In meinem Mercedes, halb Kombi, halb Geländewagen, war es kein bisschen weniger bequem als in meinem Liegesessel zu Hause im Wohnzimmer. Während ich im Satellitenradio einen Sender suchte und schließlich die Lokalnachrichten erwischte, lag Die Geschichte der Liebe von Nicole Krauss auf meinem Schoß. Ich genoss die Lektüre sehr, da das Buch mich an die Zeiten erinnerte, als ich mich zum ersten Mal in die Romanliteratur verliebt hatte. Zu Hause lag ein ebenso guter Schmöker, Winter’s Bone von Daniel Woodrell, der mich gleichermaßen fesselte.
    Ich hatte ja jede Menge Zeit zum Lesen, jetzt, wo ich mit der Polizeiarbeit nichts mehr zu tun hatte. Hatte ich denn tatsächlich nichts mehr damit zu tun?
    Ich hörte mit einem Ohr zu und registrierte gleich ein paar offensichtliche Fehler. Der schwerwiegendste war ein Bericht, der besagte, dass der Riverwalk-Killer eine Art Terrorist sei. Es war viel zu früh, um eine solche Vermutung anzustellen. Aber sämtliche Zeitungsredaktionen der Stadt hatten sich auf diese Geschichte gestürzt, die überregionalen inzwischen auch, und alle suchten sie verzweifelt nach einem besonderen, einzigartigen Blickwinkel. Das führte eigentlich immer zu Fehlern, was den Medien aber nichts auszumachen schien, solange sie ihre Theorien auf irgendeine »Expertenmeinung« oder zur Not auch auf eine andere Zeitung stützen konnten.
    Nicht, dass es dem Killer auf eine möglichst akkurate Berichterstattung angekommen wäre. Für mich war eigentlich
klar, dass es ihm in erster Linie einfach um die Aufmerksamkeit ging.
    Ob die Verantwortlichen der Metro Police wohl einen Mitarbeiter zur Beobachtung der Medienberichterstattung abkommandiert hatten? Wenn das hier mein Fall wäre, dann wäre das eine meiner ersten Maßnahmen gewesen. Betonung auf wenn . Weil es ja nicht mein Fall war. Ich hatte überhaupt keine Fälle mehr. Und mir fehlte auch nichts. Das redete ich mir zumindest ein, während ich in meinem Auto saß und dem bunten Treiben draußen zuschaute.
    Allerdings wurden durch das Durcheinander am Schauplatz eines Mordes meine Instinkte angeregt. Schon seit meiner Ankunft hatte ich, ganz ohne es zu wollen, unentwegt Theorien entwickelt und verschiedene Szenarien durchgespielt - ich konnte nichts daran ändern.
    Der Killer hatte offensichtlich ein Publikum gesucht. Sein Äußeres war durchgehend als »nahöstlich« beschrieben worden, und das bedeutete also … was? War es denkbar, dass wir es hier mit einer neuen Variante des Terrorismus zu tun hatten - der Hausierer-Variante? Wie passte eine erfolgreiche Krimiautorin in das Bild? Es musste da irgendeine Verbindung geben. Hatte der Killer eine brutale, sadistische Szene ausgelebt, die er
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