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Days of Blood and Starlight

Days of Blood and Starlight

Titel: Days of Blood and Starlight
Autoren: Laini Taylor
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gewesen.
    »Niemand hat jemals herzhafter und ehrlicher gelacht«, sagte Liraz. »Bei ihm hat das Lachen immer so leicht gewirkt.«
    Und Lachen sollte auch leicht sein , dachte Akiva, aber das war es meist nicht. Man brauchte sich nur ihn und seine Schwester anzusehen – schwarze Hände und zersplitterte Seelen. Er griff nach Liraz’ Hand, und sie nahm seine und umklammerte sie so fest, als wäre sie ein Schwertgriff, als würde ihr Leben davon abhängen. Es tat weh, aber es war ein Schmerz, den er leicht ertragen konnte.
    Liraz war verändert. Mehrere Schutzschichten waren verschwunden – ihre Strenge und die harte Fassade, durch die meist nicht einmal er hatte blicken können, seit sie keine Kinder mehr waren. Wie sie jetzt dasaß, die Arme um die Knie geschlungen, die Schultern hochgezogen, das vom Feuerschein erleuchtete Gesicht sanft und traurig, sah sie verletzlich aus. Jung. Beinahe wie eine andere Person.
    »Er ist gestorben, weil er mich verteidigt hat«, sagte sie. »Wenn ich mit Jael gegangen wäre, würde er noch leben.«
    »Nein. Er wäre gehängt worden«, widersprach Akiva. »Und dich hätte Jael trotzdem mitgeschleppt, und unser Bruder wäre elendiglich zugrunde gegangen, weil er dich im Stich gelassen hätte. Er hätte sich für diesen Tod entschieden.«
    »Aber wenn er nur ein kleines bisschen länger gelebt hätte, dann hätte er mit uns fliehen können.« Liraz hatte in die Flammen gestarrt, die ihren Bruder verzehrten, aber jetzt blinzelte sie und richtete ihren Blick auf Akiva. »Akiva. Was hast du eigentlich getan?« Sie fragte nicht: »Und warum hast du es nicht rechtzeitig getan?«, aber die Frage hing trotzdem in der Luft.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete er, auf die ausgesprochene und auf die unausgesprochene Frage gleichermaßen, und er starrte ins Feuer, das schnell und heiß brannte und nur Asche zurückließ. Für eine Urne, die sie nicht hatten.
    Aber was war in Akiva, das ihn befähigt hatte, so etwas zu tun? Warum hatte es sich nicht gezeigt, als er es am meisten brauchte – nicht nur rechtzeitig, um Hazaels Leben zu retten, sondern schon vor Jahren, um Madrigal zu retten? Hatten die Jahre, die er sich dem Erlernen von Sirithar gewidmet hatte, sein Verständnis für Magie verfeinert? Oder war sie vom plötzlichen Schwall der Erinnerungen an seine Mutter ausgelöst worden?
    »Glaubst du, Jael hat überlebt?«, fragte Liraz.
    Auch darauf wusste Akiva keine Antwort. Er wollte nicht über Jael nachdenken, aber es ließ sich auch nicht vermeiden. »Womöglich«, räumte er ein. »Und wenn er lebt …«
    »Ich hoffe es.«
    Erstaunt sah Akiva seine Schwester an. Die harte Fassade war nicht zurückgekehrt, sie schien noch immer verletzlich und jung. Ihre Bemerkung war schlicht und ruhig, und plötzlich verstand Akiva. Auch in ihm gab es einen Teil, der hoffte, dass Jael noch lebte. Denn Jael hatte keinen so leichten Tod verdient, wie die Explosion ihm beschert hätte. Doch wenn er tatsächlich noch am Leben war, dann gab es Dinge zu erledigen.
    Er stand auf und schaute sich um. Lehmwände, Holztür, keine Gardisten mit ausgestreckten Hamsas, um sie zu schwächen; dieser dunkle Raum würde sie nicht festhalten. Wo war der Wolf, und warum hatte er seinen Gefangenen erlaubt, sich auszuruhen und wieder zu Kräften zu kommen?
    Und wo war Karou? Bei Thiago? Die Vorstellung machte ihm Bauchschmerzen, so scharf wie Messerstiche. Akiva konnte die Erinnerung an den Blick nicht abschütteln, den die beiden gewechselt hatten. Dieser eine Blick war schuld daran, dass er alles in Frage stellte, was zwischen ihm und Karou gewesen war. »Ich denke, es ist Zeit zu gehen.« Er streckte seiner Schwester die Hand hin.
    Früher hätte Liraz bei seiner Geste die Augen verdreht und wäre ohne Hilfe aufgestanden. Aber jetzt ließ sie sich von ihm hochziehen. Dann stand sie da wie angewurzelt und starrte auf die Überbleibsel von Hazaels Scheiterhaufen. »Ich habe das Gefühl, wir lassen ihn im Stich.«
    »Ich weiß«, sagte Akiva. Bis hierher hatten sie ihren Bruder geschleppt, und nun wollten sie einfach so verschwinden? Im Augenblick erschien ihm das vollkommen undenkbar. Als er sich erneut umschaute, entdeckte er einen Krug neben der Tür.
    »Wasser«, erklärte ihm Liraz. »Die Naja-Frau hat es uns hingestellt.« Akiva holte den Krug, bot ihn Liraz an und trank dann selbst in großen Schlucken. Das Wasser war süß, wohltuend und sehr willkommen, und als sie es ausgetrunken hatten, füllte Akiva Hazaels
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