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David Trevellyan 01 - Ohne Reue

Titel: David Trevellyan 01 - Ohne Reue
Autoren: Andrew Grant
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Seite werfen, aber das reichte. Seine Faust schoss an meinem Ohr vorbei und versuchte, die Metallwand hinter mir zu durchbohren. Die Erschütterung konnte ich bis ins Rückenmark spüren. Ich weiß nicht, wie viele Knochen er sich brach, aber so wie er schrie, sich die Hand hielt und zur Toilette zurückstolperte, müssen es alle gewesen sein.
    Ich ging zum Gang. Kein Anzeichen, dass jemand kam, um nachzusehen.
    » He da!«, rief ich. » Officer Jackman! Der Typ hat ein Problem. Sie müssen ihn hier rausbringen. Er braucht Hilfe!«
    Keine Antwort.
    » Pech gehabt, Arschloch«, sagte der Nazi und machte einen Schritt auf mich zu. » Die bringen mich nie raus. Dazu brauchen sie drei Leute. Bis morgen früh bleiben wir beide also allein. Und ich bin nicht derjenige, der Hilfe braucht.«
    » Derek, es ist nur eine Liege«, erklärte ich. » Nicht wert, sich deswegen zu verletzen.«
    » Ich werde mich nicht verletzen«, sagte er und machte einen weiteren Schritt, » sondern dich!«
    » Derek, ich habe dir eine Chance gegeben. Eine zweite bekommst du nicht. Also setz dich und sei friedlich!«
    Etwa dreißig Sekunden lang blieb er, wo er war. Gerade lange genug, dass ich hoffen konnte, er würde vernünftig sein und es bleiben lassen. Aber nein. Leute wie er geben nie auf. Wieder kam er auf mich zu. Ich stellte mich hin, zog mich zu den Gitterstäben zurück und machte mich bereit.
    » Lass es sein, Derek«, riet ich ihm. » Das ist es wirklich nicht wert.«
    Er machte noch einen Schritt, kam mir nahe genug, dass sein schlechter Atem mich fast würgen ließ, dann lächelte er und holte aus, um mir mit der linken Hand einen Schlag zu versetzen. Es war ein guter Ansatz, doch auch hier fehlte ihm die nötige Finesse. Er konnte die Bewegung seines rechten Fußes nicht verbergen, den er zurückzog, um mich zu treten. Noch bevor er diese Bewegung vollenden konnte, drückte ich mich von den Gitterstäben ab und hieb ihm meinen linken Ellbogen gegen die Schläfe.
    Durch das Ausholen war er sowieso schon aus dem Gleichgewicht, sodass ihn der Schlag vollends von den Füßen riss. Er taumelte zurück und schwankte zur Wand. Sein Hinterkopf knallte an das Metall. Als er zusammenbrach, stieß er sich die rechte Schläfe an der Liege. Durch den Schwung fiel er weiter und schlug mit dem Gesicht zuerst auf den Rand der Toilette, dann knallte er mit der linken Schläfe auf den Boden, und schließlich blieb er zwischen der Toilettenschüssel und der Seitenwand liegen. Als sein Kopf auf dem Betonboden auftraf, schoss ein Blutstrom aus dem zerschlagenen Gesicht und bespritzte die Beine » seiner« Liege mit glänzenden kleinen Tröpfchen.
    Näher kam er seiner Beute nicht.
    Nachdem die Sanitäter den Nazi weggebracht hatten, kam Jackman zurück in den Gang und starrte mich durch das Gitter an.
    » Was war hier los?«, wollte er wissen.
    Ich sah ihn achselzuckend an.
    » Warst du das?«
    » Ich?«, antwortete ich. » Nein.«
    » Was ist dann passiert?«
    » Keine Ahnung. Der Kerl ist einfach zusammengeklappt.«
    » Und was hast du so lange gemacht? Geschlafen?«
    » Nein. Ich habe nach Ihnen gerufen, damit Sie ihm helfen. Ich schätze, Sie haben mich nicht gehört.«
    » Zeig mir deine Hände.«
    » Warum?«
    » Der Typ ist einfach zusammengebrochen, ganz von allein, und hat sich dabei irgendwie das Gesicht zerschlagen. Klingt das nicht ein wenig merkwürdig?«
    » Nein.«
    » Du hast ihm nicht ein bisschen dabei geholfen?«
    » Nein. Ich habe ihn nicht angerührt.«
    » Zeig sie mir trotzdem.«
    Achselzuckend nahm ich die Hände aus den Hosentaschen und hielt sie hoch, sodass er die Handflächen sehen konnte.
    » Andere Seite«, verlangte er.
    Ich drehte sie um. Sie wiesen keine Spuren auf, obwohl Jackman sie so intensiv anstarrte, als hoffte er, dass auf magische Weise irgendetwas sichtbar würde. Dann sah er mich böse an, schnaubte und stampfte in den Vorraum zurück. Ich überlegte, ob ich ihn zurückrufen sollte. Die Zeit bis zum Morgen erschien mir plötzlich unglaublich lang. Ich war versucht, ihn zu bitten, das Konsulat anzurufen. Ich kannte die richtigen Leute. Sie würden mich im Nu hier herausholen. Dem NYPD würde man sagen, dass sie mich vergessen sollten. Dann dachte ich an den ganzen Papierkrieg, der mich bei meiner Rückkehr in England erwarten würde, die endlosen, dummen Fragen, die ich über mich ergehen lassen müsste. Vielleicht sogar eine Abmahnung. Also ließ ich es bleiben. Hier war ich sicher. Ich hatte nichts
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