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David Garrett - die exklusive Biografie

David Garrett - die exklusive Biografie

Titel: David Garrett - die exklusive Biografie
Autoren: mvg verlag
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denen er gastierte, nicht etwa nach ausgefallenen Klamotten – er sammelte Münzen. Dieses Interesse scheint zwar auch heute noch beim Anblick des erwachsenen David Garrett befremdlich, es fügt sich jedoch perfekt in den Lebensweg des kleinen Wundergeigers ein. Das Sammeln von Münzen war eine Leidenschaft von Erwachsenen – von deutlich älteren Erwachsenen. Und genau das war das Umfeld, in dem sich der junge David bewegte.
    Wie David auf seine Mitschüler wirkte, kann sich vermutlich jeder anhand der Erinnerung an die eigene Schulzeit vorstellen: Da kam plötzlich dieser Typ in die Klasse, der immer noch Kleidung trug, die seine Eltern für ihn aussuchten. Er trug die Haare halblang mit Mittelscheitel, was in den 1990er-Jahren schon lange nicht mehr Mode war. Außer der klassischen Musik und dem Münzensammeln hatte er keine Interessen, über die er sprechen konnte.
    Nur langsam wuchs David in das für ihn so fremde Klassengeschehen hinein. Immerhin entstanden nach einer Weile erste Kontakte zu den Mitschülern – und damit auch Kontakte zu den unzähligen Dingen und Facetten des Lebens, die David bis dahin bestenfalls vom Hörensagen kannte.
    Die Kontaktaufnahme zu den Mitschülern wurde auch durch eine Entwicklung in der Musik befördert. 1997 erreichte das von der englischen Sopranistin Sarah Brightman und dem italienischen Tenor Andrea Bocelli gesungene Duett Time to Say Goodbye europaweit Spitzenplätze in den Charts. Hatte eine Verschmelzung von populärer Musik und Klassik bisher selten Aufmerksamkeit erzielt, bot der Erfolg dieses Liedes nun gerade zum richtigen Zeitpunkt ein Thema, über das sich die von Rock und Hip-Hop geprägten Schüler in Aachen mit dem seltsamen Neuzugang austauschen konnten.
    Nicht zufällig mutet deshalb auch ein Geburtstagsgeschenk an, das David von einem Schulkameraden bekam: Eine CD, und zwar »A night at the Opera« von Queen. Das Album aus dem Jahr 1975 war Ende der 1990er-Jahre bereits ein Klassiker und eines der ungewöhnlichsten Werke der Pop- oder Rockmusik. Vor allem die fast sechs Minuten lange Bohemian Rhapsody wurde zum Welthit, der das Image der Band entscheidend prägen sollte. Komponist des Stückes war der Leadsänger der Gruppe, Freddie Mercury, ein Rockstar, der auch eine große Leidenschaft für die Oper und die klassische Musik im Allgemeinen hegte.
    Dass auf dem Rockalbum mit Bohemian Rhapsody ein Stück enthalten war, das Elemente der klassischen Musik aufgriff, war an sich schon außergewöhnlich. Bemerkenswert war aber auch der Aufwand, mit dem dieser Titel produziert wurde. Die intensive Arbeit, die in das Stück floss, ließ es weit von der üblicherweise mit Pop- und Rockmusik assoziierten Spontaneität und Leichtigkeit abrücken. Tatsächlich gilt Bohemian Rhapsody hinsichtlich der Produktionskosten als teuerster Titel seiner Zeit. In insgesamt fünf Tonstudios wurde gearbeitet, allein für den Opernteil waren drei Wochen Aufnahmezeit notwendig, da in Bohemian Rhapsody erstmals eine Partitur in großem Umfang in einen zeitgemäßen Rocksong eingearbeitet wurde.
    Für David Garrett war das Album eine Art Erweckungserlebnis. Vor allem Bohemian Rhapsody eröffnete ihm eine musikalische Welt, von deren Existenz er bisher nichts gewusst hatte. Nach und nach erhielt er durch seine Schulkameraden und weitere neue Kontakte Einblicke in die moderne Musik, die bis dato aus seinem Leben ausgegrenzt gewesen war. Er war beeindruckt von der Verwendung klassischer Elemente in weiteren Charthits und lernte auch die Virtuosität schätzen, die sich hinter der lauten Fassade eines Heavy-Metal-Albums verbergen konnte. David Garret sprach noch nicht vom Konzept des Crossover, doch der Grundstein für die später von ihm selbst vertretene Mischung der Musikstile war gelegt.
    Obwohl sich die zwischenmenschlichen Kontakte vertieften – auch seinen ersten Kuss erlebte David in dieser Zeit – lebte der junge Musiker in Aachen in einer fremden Welt. Als Garrett Jahre später in einem Interview nach seinem Lieblingsplatz in seiner Heimatstadt gefragt wurde, fiel es ihm schwer, einen Ort zu benennen, so wenig kannte er von der Stadt. Allein der Aachener Wald kam ihm in den Sinn, da er dort zuweilen joggen ging.
    Das einzige Erlebnis in seiner Aachener Zeit, von dem er immer wieder gerne berichtet, trug sich kurz nach seiner Rückkehr an die Schule zu. Als
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