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Das zweite Zeichen

Titel: Das zweite Zeichen
Autoren: Ian Rankin
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Tür und war anscheinend bereit, sofort zu
fliehen, wenn nötig.
Und er sah immer wieder zur anderen Seite des Flurs, wo Rebus stand.
Rebus winkte ihm zu. Detective Constable Holmes winkte nicht zurück.
Dann drehte sich Rebus um und stand vor der Tür am Ende des Flurs, der Tür zum Anbau des Clubs.
Er schloss die Augen, nahm all seinen Mut zusammen, ballte die rechte Hand zur Faust und schlug
sich damit ins Gesicht. Nicht mit voller Wucht, dafür sorgte schon irgendein
Selbsterhaltungstrieb, aber fest genug. Er fragte sich, wie Leute es fertig brachten, sich die
Pulsadern aufzuschneiden. Dann öffnete er die tränenden Augen und befühlte seine Nase. An seiner
Oberlippe war Blut, das aus beiden Nasenlöchern tropfte. Er ließ es tropfen und hämmerte gegen
die Tür.
Nichts. Er hämmerte noch einmal. Der Lärm von der Prügelei hatte inzwischen einen Höhepunkt
erreicht. Na, komm schon, komm schon. Er nahm ein Taschentuch heraus und hielt es unter
seine Nase. Leuchtend rote Tropfen fielen darauf. Die Tür war von innen nicht
abgeschlossen.
Sie öffnete sich ein kleines Stück und ein Paar Augen starrten Rebus an.
»Was gibt's?«
Rebus trat ein wenig zurück, damit der Mann den Aufruhr am Eingang sehen konnte. Die Augen wurden
vor Erstaunen ganz groß, dann starrte der Mann wieder auf Rebus' blutiges Gesicht, bevor er die
Tür weiter aufmachte. Der Mann war kräftig, noch recht jung, hatte aber für sein Alter
unnatürlich dünne Haare. Als ob er diesen Mangel ausgleichen wollte, hatte er einen riesigen
Schnurrbart. Rebus erinnerte sich an Tracys Beschreibung von einem der Männer, die ihr an dem
Abend gefolgt waren, als sie zu seiner Wohnung kam. Auf diesen Mann könnte die Beschreibung
passen.
»Wir brauchen Sie da draußen«, sagte Rebus. »Kommen Sie mit.«
Der Mann zögerte, dachte nach. Rebus fürchtete schon, er würde die Tür wieder schließen, und
stellte sich darauf ein, sie mit voller Wucht einzutreten. Doch der Mann riss die Tür auf, trat
heraus und ging an Rebus vorbei. Rebus gab ihm einen Klaps auf den muskulösen Rücken.
Der Weg war frei. Rebus ging durch die Tür, tastete nach dem Schlüssel und schloss hinter sich
ab. Oben und unten waren Riegel. Er schob den oberen über die Tür. Lass niemanden rein, dachte
er, und niemanden raus. Erst dann sah er sich um. Er stand oben auf einer schmalen Betontreppe,
ohne Teppich. Vielleicht hatte Paulette ja die Wahrheit gesagt. Vielleicht war der Anbau noch gar
nicht fertig. Diese Treppe sah allerdings nicht so aus, als ob sie als Teil von Finlay's Club
gedacht wäre. Sie war viel zu schmal, fast wie eine Geheimtreppe.
Langsam ging Rebus nach unten. Die Absätze seiner geliehenen Schuhe klapperten viel zu laut auf
den Stufen.
Rebus zählte zwanzig Stufen und nahm an, dass er jetzt bereits unterhalb des Erdgeschosses sein
musste, etwa in Höhe der Keller oder sogar noch ein bisschen tiefer. Vielleicht hatte Finlay
Andrews ja doch vor den Bauvorschriften kapitulieren müssen. Und da er nicht nach oben bauen
durfte, hatte er eben nach unten gebaut. Die Tür am Fuße der Treppe sah ziemlich solide
aus. Ebenfalls rein auf Zweckmäßigkeit ausgerichtet, nichts Dekoratives. Man würde schon einen
Vorschlaghammer benötigen, um diese Tür einzuschlagen. Rebus probierte es stattdessen mit dem
Türknauf. Er drehte sich, und die Tür ging auf.
Absolute Dunkelheit. Rebus tastete sich durch die Tür und versuchte, mit Hilfe des wenigen
Lichts, das oben von der Treppe schimmerte, irgendetwas zu erkennen. Es gab aber nichts zu
erkennen. Anscheinend war er in einer Art Lagerraum. Einem großen leeren Raum. Dann ging das
Licht an, vier Reihen Neonröhren hoch oben an der Decke. Obwohl sie nicht sehr stark waren,
sorgten sie für eine ausreichende Beleuchtung. Mitten im Raum stand ein kleiner Boxring, umgeben
von ein paar Dutzend Stühlen mit steifen Lehnen. Hier war es also. Der Diskjockey hatte
Recht gehabt.
Calum McCallum brauchte alle Freunde, die er kriegen konnte. Daher hatte er Rebus von den
Gerüchten erzählt, die er gehört hatte, Gerüchte über einen kleinen Club innerhalb eines Clubs,
wo die ganz abgekochten unter den Reichen in der Stadt »interessante Wetten« setzen
konnten.
Ein bisschen was anderes als das Übliche, hatte McCallum gesagt.
Beispielsweise auf zwei Strichjungen zu wetten, Junkies, die man großzügig dafür bezahlte, dass
sie sich gegenseitig windelweich schlugen und hinterher nicht darüber redeten. Die
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