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Das zweite Vaterland

Das zweite Vaterland

Titel: Das zweite Vaterland
Autoren: Jules Verne
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    – O, wir… wir sind dazu gezwungen gewesen, erwiderte Fritz. Wenn sich die Neue Schweiz überhaupt einmal mehr bevölkert, fürchte ich sehr, daß sie ihren Namen nicht mehr rechtfertigen wird, und daß der größte Theil ihrer Bewohner angelsächsischen Stammes sein dürfte!«
    Fritz hatte damit gewiß recht, und Jack verstand ihn so gut, daß er nichts anderes thun konnte, als das Gesicht zu verziehen.
    Zur Zeit betrieb von allen europäischen Mächten Großbritannien mit größtem Eifer die Erweiterung seines Colonialreiches. Allmählich ging der ganze Indische Ocean in seinen Besitz über. Kam nun überhaupt ein Schiff vor der Neuen Schweiz in Sicht, so trug es höchst wahrscheinlich die britische Flagge und sein Capitän beeilte sich, das Land in Besitz zu nehmen, indem er sofort die Farben Großbritanniens auf der Höhe des Prospecthügels entfaltete.
    Nach vollendeter Besichtigung des Eilandes stiegen die beiden Brüder die kleine Anhöhe hinauf und kamen nach dem offenen Schuppen der Batterie.
    Zunächst blieben sie hier am Rande der oberen Fläche stehen und durchmusterten, das Fernrohr in der Hand, den weiten Meerestheil, der sich zwischen dem Cap der Getäuschten Hoffnung und dem andern, die Rettungsbai an der Ostseite abschließenden Cap ausdehnte.
    Das Meer war verlassen wie immer. Bis zu der Linie, wo Himmel und Wasser sich berührten, konnten sie nichts entdecken, außer, etwa anderthalb Lieue im Nordwesten, dem Risse, an dem der »Landlord« einst gescheitert war.
    Ihre Blicke nach dem Cap der Getäuschten Hoffnung richtend, erkannten Fritz und Jack zwischen den Bäumen des Hügels die Terrasse und Veranda der Villa des Prospect-Hill. Diese Sommerwohnung stand noch immer auf dem alten Flecke, gewiß zur großen Befriedigung für den Vater Zermatt, der sich immer noch mit der Befürchtung trug, daß sie von den Winterstürmen einmal ganz hinweggefegt werden könnte.
    Die beiden Brüder traten unter den Schuppen, der ebenfalls unbeschädigt geblieben war, obgleich in den zweieinhalb Monaten des Winters recht oft heftige Winde und verderbliche Böen geweht hatten.
    Während Jack nun die Flagge von ihrer Umhüllung befreite und ihre obere und untere Ecke an der Zugleine des Mastes befestigte, untersuchte Fritz die zwei kleinen Kanonen, deren Mündung nach dem Meere hinaus gerichtet war. Sie erwiesen sich bestens instand und brauchten also nur geladen zu werden. Um Pulver zu sparen, stopfte Fritz, wie er es immer gethan hatte, einen Lehm-und Graspfropf über dieses, wodurch der Knall des Schusses wesentlich verstärkt wurde. Dann steckte er in das Zündloch die Schnur, die die Explosion bewirken sollte, sobald die Flagge an der Mastspitze flatterte.
    Es war jetzt halb acht Uhr morgens. Von den Dünsten des ersten Tagesgrauens befreit, strahlte der Himmel in voller Klarheit. Nur weit im Westen lagerten einzelne Wolken. Der Wind zeigte Neigung zum Abflauen. Die im Widerschein der Sonne glänzende Bai lag spiegelglatt vor ihnen ausgebreitet.
    Als Fritz mit der Ladung fertig war, fragte er seinen Bruder, ob er bereit sei.
    »Sobald Du willst, Fritz, antwortete Jack, der nur noch nachsah, daß sich die Zugleine nicht an einem Dachvorsprünge fangen könnte.
    – Erstes Geschütz… Feuer!… Zweites Geschütz… Feuer!« rief Fritz, der seine Rolle als Artillerist immer sehr ernst nahm.
    Kurz nacheinander krachten die beiden Schüsse hinaus, während die roth und weiße Flagge emporstieg und sich in dem schwachen Winde entfaltete.
    Fritz machte sich schon daran, die beiden Rohre wieder zu laden, doch kaum hatte er die Kartusche ein Stück weit in das zweite Geschütz hineingeschoben, als er sich plötzlich aufrichtete.
    Ein entfernter Knall hatte sein Ohr getroffen.
    Sofort bogen sich Jack und er über den Schuppen hinaus.
    »Ein Kanonenschuß! rief Jack.
    – Nein, meinte Fritz, das ist nicht möglich! Wir müssen uns getäuscht haben!
    – Horch!« fuhr Jack fort, der kaum zu athmen wagte.
    Da erschütterte die Luft ein zweiter dumpfer Knall, dem nach etwa einer Minute ein dritter folgte.
    »Ja… ja… das waren Kanonenschüsse! wiederholte Jack.
     

    »Horch!« fuhr Jack fort, der kaum zu athmen wagte. (S. 16.)
     
    – Die von Osten her kamen,« setzte Fritz hinzu.
    Hatte wirklich ein Schiff, das in der Nähe der Neuen Schweiz dahinsegelte, auf die zwei Signalschüsse von der Haifischinsel geantwortet und würde es nun wohl seinen Curs nach der Rettungsbai einschlagen?…
Zweites Capitel.
Die
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