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Das zweite Vaterland

Das zweite Vaterland

Titel: Das zweite Vaterland
Autoren: Jules Verne
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Eilande sozusagen von vorn anzufangen. Denn wer konnte sagen, wie lange sie hier wohl gefangen blieben oder ob sie nicht gar noch in die Hände der Feinde fielen, wenn ihnen nicht von außen Hilfe kam?
    Sie begannen also, sich für mehrere Wochen, vielleicht für mehrere Monate, so gut es anging, einzurichten, und da das Vorrathshaus geräumig genug war, fünfzehn Personen Unterkommen zu gewähren, sollten Frau Zermatt, Frau Wolston, Jenny, Suzan und ihr Kind, Annah und Doll die Schlafstätten in dessen zweiter Abtheilung zugewiesen bekommen, während die Männer sich in der ersten einrichteten.
    Jetzt in der schönen Jahreszeit waren die Nächte nach den sehr warmen Tagen ausnehmend mild. Einige Armvoll an der Sonne getrocknetes Gras, mehr bedurfte es als Lager nicht für den Kapitän Gould und den Obersteuermann, für die Herren Zermatt und Wolston, für Fritz, seine Brüder und für James, die einander vom Abend bis zum Morgen in der Ueberwachung der Umgebung des Eilandes ablösen sollten.
    Wegen der nöthigen Nahrung brauchte sich, wie der ältere Zermatt versichert hatte, niemand Sorge zu machen. Die Vorräthe an Reis, Maniok, Mehl, geräuchertem Fleisch, getrockneten Fischen, Lachsen und Heringen, ohne von den frischen Fischen zu reden, die am Fuße der Uferfelsen gefangen werden konnten… diese Vorräthe genügten bestimmt, die täglichen Bedürfnisse sechs Monate lang zu decken. Die Mango-und die Cocosbäume des Eilandes lieferten überdies Früchte in Ueberfluß. Zwei Tönnchen mit Brandy gestatteten, dem frischen und klaren Quellwasser einige Tropfen davon zuzusetzen.
    Woran am ersten Mangel eintreten konnte – und das war gerade von besonderer Wichtigkeit – das war an dem Vorrath von Schießbedarf, obwohl man auf der Schaluppe nicht zu wenig davon mitgebracht hatte. Gingen infolge wiederholter Angriffe das Pulver, die Geschosse und die Gewehrkugeln zu Ende, so war an eine wirksame Vertheidigung nicht mehr zu denken.
    Während der nothdürftigen Einrichtung des Vorrathshauses, mit der sich der ältere Zermatt. Ernst und Herr Wolston beschäftigten, durchstreiften Harry Gould. John Block. Fritz. Franz und Jack das Gebiet der Haifischinsel. Fast an allen Seiten gestattete diese, infolge der Strandbildung, die sich von einem Felsenvorsprunge zum anderen hinzog, eine ziemlich leichte Landung. Der am besten vertheidigte Theil war der, über dem der Batteriehügel aufstieg, der das südwestliche Ende des Landes bildete und der Rettungsbucht gegenüberlag. An dessen Fuße waren mächtige Steinblöcke übereinander gethürmt, auf die vom Meere aus kaum jemand gelangen konnte. Ueberall sonst freilich fanden leichte Fahrzeuge, wie die Piroguen, genügende Wassertiefe bis dicht ans Ufer. Das zwang also unbedingt zu einer scharfen Ueberwachung der Nachbarschaft der Küste.
    Bei ihrem Wege durch das Eiland konnten Fritz und Franz sich von dem vortrefflichen Gedeihen der Anpflanzungen überzeugen. Die Mango-und Cocosbäume, ebenso wie die Pinien, zeigten das beste Aussehen. Ein dichtes Gras bedeckte die Weidestrecken, wo sich die Antilopenherde in munteren Sprüngen tummelte. Zahlreiche, von Baum zu Baum flatternde Vögel ließen ihre Stimmen erschallen. Ein wolkenloser Himmel strahlte Licht und Wärme über Land und Meer. Wie wohlthätig hätte man da die Schattenkuhle von Falkenhorst oder Felsenheim empfunden!
    Am Tage, nachdem die Familien auf dem Eiland Zuflucht gesucht hatten, stellte sich bei ihnen ein Vogel ein, der mit großer Freude begrüßt wurde: der Albatros vom Rauchenden Felsen, den Jenny an der Schildkrötenbucht wieder angetroffen hatte und der vom Gipfel des Pic Zermatt nach dem Gelobten Lande zu davongeflogen war. Als er sich zeigte, hatte das an einem seiner Füße noch hängende Fadenendchen die Aufmerksamkeit Jacks erregt, dem es leicht gelang, das Thier einzufangen – leider brachte es diesmal keinerlei Benachrichtigung mit.
    Fritz, Franz, der Kapitän Gould, Herr Wolston und der Obersteuermann begaben sich nach der Batterie. Von deren Hügel aus reichte der durch kein Hinderniß gehemmte Blick im Norden bis zum Cap der Getäuschten Hoffnung, im Osten bis zum Cap im Osten und im Westen über die ganze Rettungsbucht hinaus. Nach Westen hin erhob sich, in der Entfernung von dreiviertel Lieues, die sich langhin erstreckende Baumreihe, die das Ufer zwischen der Mündung des Schakalbaches und dem Falkenhorster Walde begleitete. Ueber dieser hinaus wäre es schwer zu erkennen gewesen, ob die
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